Das Ziel ist, mehr aus Milch zu machen

Thalfang/Maria Laach · Die Hochwald Molkerei hat im vergangenen Jahr ein Rekordjahr hingelegt. Sowohl der Umsatz wie auch die Milchanlieferung sind deutlich gestiegen. Das wird in diesem Jahr nicht zu toppen sein, denn der niedrige Milchpreis bremst die Umsatzentwicklung.

 Exportschlager: Hochwald verkauft seine Produkte weltweit in 100 Ländern. Einen großen Anteil haben Dosen, die bei der Hochwald-Molkerei in Thalfang produziert werden. Fotos (3): Hochwald

Exportschlager: Hochwald verkauft seine Produkte weltweit in 100 Ländern. Einen großen Anteil haben Dosen, die bei der Hochwald-Molkerei in Thalfang produziert werden. Fotos (3): Hochwald

Foto: (g_wirt )

Thalfang/Maria Laach. Das vergangene Jahr war für die Hochwald-Gruppe und ihre rund 5600 Mitglieder (1500 in Rheinland-Pfalz) ein sehr gutes Jahr. Die genossenschaftliche Molkerei legte in allen wichtigen Kennzahlen (siehe Extra) deutlich zu. Die Milchbauern konnten sich über einen durchschnittlichen Milchpreis von rund 38,7 Cent je Liter freuen, während im Bundesdurchschnitt lediglich 37,55 Cent gezahlt wurden. Doch 2014 ist Vergangenheit, und im laufenden Geschäftsjahr sind die Milchpreise eingebrochen. "Das ist für unsere Landwirte sehr schwierig", sagt der Vorstandsvorsitzende des Milchkonzerns, Karl-Heinz Engel. Zurzeit bekommen die Milchbauern von der Hochwald 30,1 Cent ausgezahlt, das sei der durchschnittliche Leistungspreis, sagt Engel. Und diesen Auszahlungspreis hat die Genossenschaft auf der Vertreterversammlung bis Ende Juli garantiert. "Wir sind bemüht, dass wir weiterhin den Landwirten einen überdurchschnittlichen Preis zahlen", sagt auch Aufsichtsratschef Hans-Jürgen Sehn.
Sorge um den Milchpreis


Mit Sorge beobachten die Hochwaldverantwortlichen die für Landwirte katastrophale Preisentwicklung. "Bei einem Preis unter 30 Cent sind viele Bauern in ihrer Existenz bedroht", warnt Engel.
Bundesweit ist der Milchpreis schon unter die 28-Cent-Grenze gerutscht, Tendenz fallend. Die Hochwald-Molkerei versucht dem Trend durch eine klare Strategie entgegenzuwirken. Export und neue Geschäftsfelder stehen dabei im Mittelpunkt. Wie das aussehen kann, zeigt ein Produktbeispiel: Die Gruppe stellt Mozzarella her und verkauft den Käse hauptsächlich in Italien.
Auf die Frage, warum Hochwald das Produkt nicht in den deutschen Markt einführt, hat Engel eine klare Aussage: "Wir verkaufen das Produkt dort, wo wir das meiste Geld verdienen." Um Wachstum und Gewinn zu generieren, werde das Ausland immer wichtiger. Inzwischen geht der Exportanteil mit großen Schritten auf die 50-Prozent-Marke zu. "Wir liefern in Drittländer nicht einfaches Pulver oder Blockbutter zur industriellen Weiterverarbeitung, sondern hochwertige und profitable Endprodukte", führt der Molkerei-Chef an. Marktführer in Arabien ist beispielsweise die Hochwald-Marke Bonny. "Was bei uns die Bärenmarke ist, ist in Saudi-Arabien Bonny", erklärt Hochwald-Manager Detlef Latka.
Zulieferer für Babynahrung


Die sogenannte weiße Linie, zu der vor allem H-Milch und Frischmilch oder auch Sahne gehören, ist im deutschen Markt besonders umkämpft. Doch bei den zwei Mal im Jahr stattfindenden Verhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) steht die gesamte Molkerei-Branche kräftig unter Druck.
"Der deutsche Markt ist für uns stabil und wichtig", sagt Engel. Doch von der Abhängigkeit habe man sich gelöst. "Wir vermarkten unsere Milch in den Bereichen, wo es sich lohnt." Auch deshalb hat Hochwald im vergangenen Jahr rund 90 Millionen Euro in die beiden Milchwerke in Hünfeld und Fulda investiert. Im hessischen Hünfeld kann Milch nun getrocknet und entmineralisiert werden, das Trockenpulver ist Grundbestandteil für Baby- und Kindernahrung. Hier ist Hochwald Zulieferer der großen Kindernahrungshersteller, die in alle Welt exportieren. "Lebensmittel made in Germany sind in China und in ganz Asien sehr gefragt", sagt Engel. Auch die Hochwald-H-Milch für Asien nutzt den Werbeeffekt. "Wir haben extra auf der Verpackung eine deutsche Fahne und den deutsch klingenden Namen Weidendorf, um die Herkunft deutlich zu machen", sagt der Vorstandsvorsitzende.
Auch in diesem Jahr investiert die Hochwald-Gruppe noch einmal 50 Millionen Euro in Sachanlagen, um mit neuen Produkten eine gute Verwertungssituation zu haben.
Milchquote kein Thema mehr


Der Wegfall der Milchquote ist bisher für das Unternehmen noch nicht spürbar. Anton Streit, Aufsichtsratsvorsitzender der Hochwald Milchgenossenschaft: "Wir haben nichts gespürt von einem Übergang." Die Milchanlieferung sei derzeit gegenüber dem vergangenen Jahr stabil. Der Wegfall der Milchquote sei ja schrittweise vorweggenommen worden, und nun sei der Milchpreis so niedrig, dass es sich nicht lohne, mehr Milch zu produzieren. "Wir haben ein Nachfrageproblem am Milchmarkt und kein zu großes Angebot", sagt Engel. Vor allem der weggebrochene Russlandabsatz und eine geringere Nachfrage aus China belasten den Milchmarkt. "Steigt der Milchpreis wieder an, wird auch die Milchmenge ganz schnell hochgehen. Nur der Milchpreis regelt die Menge", sagt Streit.
Und die Hochwald-Gruppe will auch 2015 in diesem Umfeld weiter wachsen. "Mit unserer Strategie 2020 wollen wir organisch wachsen, aber auch Zukäufe sind für uns immer ein Thema", erklärt Engel und schiebt gleich erklärend nach: "Aber auch in Zukunft wollen wir im Konzern weiter deutsch reden."Extra

Die Hochwald-Gruppe hat im vergangenen Jahr 2,28 Milliarden Liter Milch verarbeitet. Das ist zum Vorjahr ein Plus von 5,7 Prozent. Der Umsatz wurde auf 1,59 Milliarden Euro (+6,2 Prozent) gesteigert. Besonders kräftig ist die Steigerung im Auslandsgeschäft. 2014 hat Hochwald 675,3 Millionen Euro im Export erwirtschaftet. Das ist eine sattes Plus von 22,3 Prozent. Die Geschäfte mit dem Ausland haben im vergangenen Jahr 42,8 Prozent ausgemacht. Erfreulich entwickelte sich laut Geschäftsführung der Umsatz in Drittländern außerhalb der EU: Der Anteil stieg von 11,3 Prozent in 2013 auf 13,9 Prozent im vergangenen Jahr. Hochwald-Chef Karl-Heinz Engel bestätigte diesen Trend auch für die ersten fünf Monate des laufenden Geschäftsjahres. Der Export habe auf 47 Prozent Anteil zugelegt, das Geschäft mit Drittländern außerhalb der EU mache jetzt sogar schon rund 19 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs im vergangenen Jahr um 7,4 Prozent auf 1844. hw

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