"Den größten Teil des Tages telefoniere ich"

Tee oder Kaffee? Fotos von der Familie oder Kunstdrucke? Schnitt- oder Topfblumen? In einer neuen Serie besucht der Trierische Volksfreund Chefs von Unternehmen der Region Trier in ihrem Büro - und lässt sie erzählen, warum sie ihren Arbeitsplatz so und nicht anders eingerichtet haben. Heute schaut der TV bei Dirk Jacobs vorbei, seit vergangenem Jahr Geschäftsführer des Sportvereins Eintracht Trier.

D as Telefon ist mein wichtigstes Arbeitsgerät - es steht quasi nie still. Berater, Sponsoren, Trainer, Vorstandsmitglieder oder Vertreter von Fußballverbänden rufen an. Den größten Teil des Tages telefoniere ich. Das Büro habe ich von meinen Vorgängern übernommen, auch viel von der Einrichtung.
Ich bin von klein auf Eintracht-Fan, deswegen habe ich mich gefreut, als ich vor sieben Jahren die Gelegenheit bekam, zunächst Geschäftsstellenleiter und dann Geschäftsführer des Vereins zu werden. In meiner Lebensplanung war dies nicht vorgesehen. Ich wollte dem Verein in einer schwierigen Situation nur helfen.
Die Geschäftsstelle mit meinen Arbeitsräumen befindet sich in einem alten städtischen Gebäude auf dem Gelände des Moselstadions. Als der Verein 2002 erneut in die zweite Liga aufgestiegen ist, wurde das Haus modernisiert. Aus diesen guten Zeiten steht hier vermutlich auch noch der kleine Kühlschrank. Heute ist er leer - damals waren da vielleicht die Sektflaschen drin.
Mein eigentliches Büro ist mit einer Tür von einem Besprechungszimmer getrennt. Dort steht ein riesiger, langer Tisch - der hat schon einiges erlebt, viele Vorstandssitzungen aber auch Verhandlungen mit Spielern und Sponsoren. Manchmal kommen Spieler auch einfach für ein Gespräch vorbei, etwa dann, wenn sie Sorgen haben. Die jungen, neuen Spieler unterstützen wir in der Anfangszeit, helfen beispielsweise bei der Wohnungssuche.
An den Wänden des Konferenzraums hängt die Gründungsurkunde der Eintracht aus dem Jahr 1905 und zahlreiche Mannschaftsfotos. Auf manchen sind auch die beiden Urgesteine Alfons Jochem und der Spieler und spätere Trainer Horst Brand zu sehen, die beide noch für den Verein aktiv sind.
Wie viel Zeit ich im Büro verbringe, kann ich nicht genau sagen. Sicher ist aber: Es gibt für mich keine 40-Stunden-Woche. Oft arbeite ich an allen sieben Tagen und habe häufiger einen Abendtermin. Vor allem während des Spielbetriebs ist viel zu tun. Derzeit laufen viele Verhandlungen mit Spielern, damit wir zu Trainingsbeginn wieder eine schlagkräftige Truppe haben. Pausen mache ich nicht - Entspannung finde ich im Auto. Für den Verein bin ich im Jahr zwischen 40 000 und 50 000 Kilometer unterwegs.
Durch die langen Arbeitszeiten sehen mich leider meine Töchter Paula und Theresa nicht sehr oft. Sie sind neun und fünf Jahre alt und meist schon im Bett, wenn ich nach Hause komme. Auf meinem Schreibtisch stehen vier Fotos von den beiden. Auch wenn das Telefon für meine Arbeit so wichtig ist - ich stelle es nicht auf mein Handy um, wenn ich das Büro verlasse. Ich erlaube mir sogar den Luxus, kein Handy der neueren Generation zu besitzen. Mit meinem kann ich nur telefonieren und SMS versenden, aber nicht ins Internet gehen. Ich bin davon überzeugt, dass nichts so wichtig ist, dass es von jetzt auf gleich erledigt werden muss. Eine Mail kann ich auch am nächsten Tag noch bearbeiten. Es ist mir wichtig, von der Technik unabhängig zu bleiben.
Viele beneiden mich um mein altes Handy - sie sagen, es sei schon fast wertvoll. Bei wichtigen Terminen bleibt es übrigens grundsätzlich im Auto - das ist für mich eine Frage der Höflichkeit. Schließlich möchte ich mich ganz auf meinen Gesprächspartner konzentrieren können. Aufgezeichnet von Ariane ArndtExtra

Dirk Jacobs, geboren 1967 in Trier, wurde 2007 Geschäftsstellenleiter und 2012 Geschäftsführer des Fußballvereins Eintracht Trier 05, der derzeit in der vierten Liga spielt. Dirk Jacobs wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Kesten (Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues). arn www.eintracht-trier.com

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