Der Appetit schwankt mit den Hochs und Tiefs

Bitburg/Trier/Wittlich · Ob Eisdielen voll sind, die Kasse in Restaurants klingelt und was auf die Teller kommt, hängt entscheidend vom Wetter ab. Der TV hat nachgefragt, wie sich Hitze und Kühle auf den Umsatz beim Essen und das Essverhalten auswirken. Der erste Teil der Serie "Wirtschaftsfaktor Wetter".

Bitburg/Trier/Wittlich. "Heute 28 Grad", das verspricht die Wettervorhersage auf der Internetseite des Unternehmens Eiscafé Calchera. Die aus Italien stammende Familie betreibt seit 1937 Eisdielen in Trier - die erste überhaupt in Deutschlands ältester Stadt. Einiges hat sich seit der Erstöffnung damals verändert, doch früher wie heute sind Temperaturen um die 28 Grad ideal, um Eis zu schlecken. Das sagt Seniorchef Ubri Calchera.
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Klettern die Temperaturen weiter hoch, gar bis 35 Grad, dann leeren sich Stadt - und Eisdielen. Von null auf hundert müsse gearbeitet werden, wenn nach einer Kälteperiode die Sonne wieder wärme.
Auch auf die Wahl unter den insgesamt 35 Eissorten, die Calchera bietet, hat das Wetter einen Einfluss: "An heißen Tagen wird mehr Fruchteis gegessen, an kühleren mehr Milcheis", weiß Calchera. Er gönne sich täglich zwei, drei Kugeln Eis - im Sommer wie im Winter.
In der Säubrennerstadt Wittlich berichtet Calcheras Berufskollege das Gleiche: "27, 28 Grad sind ideal", sagt Pompeo Livan vom gleichnamigen Eiscafé. Fällt das Thermometer unter 20 Grad sinkt laut Livan auch die Lust auf Gelato, wie Speiseeis auf Italienisch heißt, merklich. "Dann bestellen die Gäste lieber Cappucino statt einen Eisbecher", sagt er. Auch in Restaurants spielen Hochs und Tiefs eine Rolle: Rolf Mayer, einer der beiden Chefs des Resto-Cafés Krokodil am Nikolaus-Koch-Platz in Trier sagt: "Bei schlechtem Wetter nimmt die Verzehrfreudigkeit erheblich ab." Das sei in diesem Jahr besonders intensiv zu spüren gewesen. Dass der Sommer so lange auf sich hat warten lassen, habe Folgen: "Nicht wieder aufzuholende Umsatzeinbußen", sagt Hotelkaufmann Mayer. An heißen Sommertagen kommen laut Krododil-Chef eher Salate und Fisch auf den Tisch, an kühlen in erster Linie warme Gerichte und mehr Fleisch. Auch nehme der Wunsch nach alkoholfreien Getränken an heißen Sommertagen merklich zu.
Dieter Poss, Inhaber des alteingesessenen Eifelbräus in Bitburg hingegen profitiert von Regen und Kühle. "Bei schlechtem Wetter haben wir mehr Betrieb als bei Hitze", sagt er. Woran liegt das? Es gebe zwar eine Terrasse, aber das Eifelbräu sei kein klassisches Ausflugslokal, meint Poss.
Leichte Sommerküche


Manuela Rauen, Empfangschefin im Vier-Sterne-Hotel Vulcano Lindenhof in Wittlich beobachtet, dass bei Juli-Sonnenschein mehr Essen, das man der leichten Sommerküche zuschreibt, bestellt wird. "Salat mit Putenbrust und mediterrane Gerichte werden dann häufiger gewählt als Gerichte wie Schnitzel mit Spiegelei überbacken", sagt Rauen. Doch die Resonanz auf spezielle Angebote des Restaurants wie "Venezianische Nächte" oder Büfetts ist laut Empfangschefin gleichbleibend. Klimmen die Temperaturen nach oben, dann würden leichte Weißweine und Rosé vermehrt getrunken", sagt die Vulcano Lindenhof-Mitarbeiterin. Auch der Wunsch nach Wasser schnelle merklich in die Höhe. Dann werde vor dem Genuss erst einmal der Durst gestillt.
Extra

Das macht den Unterschied beim Essen und Trinken an heißen und an kühlen Sommertagen - oder auch nicht: Alex Schmitz (34), Trier: "An heißen Tagen esse ich weniger als an kühlen Sommertagen und meist etwas Leichtes. Auch habe ich ein großes Verlangen nach kühlem frischem Wasser. Obwohl ich mal gehört habe, dass kalte Getränke den Körper Energie kosten, warme sollen gesünder sein." Axel Reichertz (44), Trier: "Für mich ist das Wetter bei der Wahl des Essens nicht zwingend das Entscheidende, sondern, ob ich mich viel bewegt habe. Wasser und Bier sind die besten Durstlöscher. Im Sommer esse ich schon öfter mal Salat, im Winter lieber Gerichte wie überbackene Kartoffeln." Lukas Müller (6), Fell: "Wenn es heiß ist, esse ich am liebsten Schokoladen- und Wassereis. Und wenn ich was trinken möchte, am liebsten Trinkpäckchen mit Zitronen- und Orangengeschmack. Bei kühlem Wetter mag ich Kakao, und am liebsten esse ich dann warme, gekochte Möhren." Margret Feiten, (65), Trier- Ehrang: "Ob heiß oder kühl, ich esse Produkte aus eigenem Anbau, was gerade reif ist. Heute Mittag "Schnippelches-Bohnen-Suppe" mit Waffeln, gestern dicke Bohnen mit Rauchfleisch und neuen Kartoffeln. Apfelsaft ist der beste Durstlöscher und abends ein Glas kühlen Viez." katExtra

"Was soll man bei sehr heißem Wetter essen und trinken?" Das rät Caroline Dietze, Ernährungsfachkraft der AOK Trier: "Viel trinken! Bei heißem Wetter verliert der Körper rund zweieinhalb Liter Flüssigkeit. Genau so viel sollte man trinken. Bei Bewegung noch mehr. Am besten kalorienfreie Getränke wie Mineralwasser - aufgepeppt mit frischer Pfefferminze oder einem Schuss Zitronensaft schmeckt es noch besser - sowie ungesüßte Früchte- und Kräutertees. Es dürfen auch Fruchtsaftschorlen (ein Viertel Saft/drei Viertel Wasser) sein. Empfehlenswert sind Getränke mit Zimmertemperatur oder lauwarmer Tee. Denn bei eiskalten Getränken schwitzt man noch mehr. Mineralstoffe, die man beim Schwitzen verliert, lassen sich sehr gut durch eine ausgewogene Ernährung ausgleichen: An heißen Tagen lieber mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt essen. Das sorgt für einen stabileren Kreislauf. Im Sommer braucht der Körper nicht so viel Energie - also Nahrung - wie im Winter. Von daher sollte man mit fettreichen Lebensmitteln sparsam umgehen. Auch mit Salz, da Salz dazu führt, dass der Körper mehr Wasser einlagert. Eine kühlende Wirkung haben Lebensmittel wie Gurken, Tomaten, Zucchini, Melonen und Joghurt." kat

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