Der ewige Betriebsrat wird Arbeitsdirektor

Trier · Heinz Büchel ist seit fast 40 Jahren bei der RWE. Als Gesamtbetriebsratsvorsitzender der RWE Deutschland AG saß er im Aufsichtsrat des Energieunternehmens und vertrat im Konzernbetriebsrat 24 000 Mitarbeiter. Doch im neuen Jahr hat er die Seite gewechselt: Büchel ist Arbeitsdirektor der neu gegründeten RWE-Tochter Westnetz.

 Der Trierer Heinz Büchel ist mit dem neuen Jahr Arbeitsdirektor bei Westnetz. Das RWE-Tochterunternehmen hat gut 6000 Mitarbeiter. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Der Trierer Heinz Büchel ist mit dem neuen Jahr Arbeitsdirektor bei Westnetz. Das RWE-Tochterunternehmen hat gut 6000 Mitarbeiter. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Trier. Das Büro von Heinz Büchel bei der RWE in Trier ist noch dasselbe. Doch die Tür zu seinen ehemaligen Betriebsratskollegen ist bereits mit einer Gipskartonplatte abgetrennt. "Das muss natürlich so sein", erklärt der Trierer lächelnd. Gut 25 Jahre hat sich der 56-Jährige für die Arbeitnehmerinteressen in dem Konzern engagiert. Zunächst als Schwerbehindertenvertreter, später als Betriebsratsvorsitzender am RWE-Standort Trier mit seinen heute 600 Mitarbeitern, von 2003 an als Gesamtbetriebsratsvorsitzender der RWE-Rhein-Ruhr (später RWE Deutschland AG) und als Konzernbetriebsratsvorsitzender.
Doch zum neuen Jahr wechselt der Trierer seine Position. Heinz Büchel wird Arbeitsdirektor in der neuen Westnetz. Das Tochterunternehmen der RWE ist am 1. Januar gestartet und gehört zu 100 Prozent dem Energiekonzern. Das Dax-Unternehmen folgt damit den Auflagen des Gesetzgebers, der eine klare, unternehmerische Trennung von Netz und Vertrieb gefordert hat.
Hauptaufgaben von Westnetz sind Planung, Bau und Instandhaltung des Strom- und Gasnetzes im Westen, in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, NRW und teilweise Niedersachsen, von Trier im Süden bis Osnabrück im Norden.
Neue Aufgaben


"Wechsel von der Arbeitnehmerseite in die Personalverantwortung haben bei vielen Unternehmen im ehemaligen Montanbereich eine große Tradition, auch bei RWE", sagt Heinz Büchel. "Den Sozialplan, den ich mit den Betriebsratskollegen für den Übergang in das neue Unternehmen ausgehandelt habe, kann ich nun auf der anderen Seite ausbaden", sagt Heinz Büchel.
Dabei freut er sich über das gute Ergebnis für die Arbeitnehmer: "Wir haben beispielsweise einen Kündigungsschutz bis 2017 vereinbart." Etwa 6000 Mitarbeiter sind in der neuen Gesellschaft beschäftigt, davon gut 600 Azubis - allein in Trier werden im Ausbildungszentrum 100 Nachwuchskräfte ausgebildet. Mit der Maßnahme "Ich pack das" gehe es auch darum, benachteiligten Jugendlichen beim Sprung in die Arbeitswelt zu helfen.
"An einer guten Nachwuchsarbeit liegt mir viel", sagt Büchel. Gerade jetzt, wo sich in der gesamten Energielandschaft ein Kulturwandel ankündige. "Es ist wichtig, dass wir die Energiewende im Unternehmen gestalten und das funktioniert nur, wenn alle Mitarbeiter voll dahinterstehen", spricht Büchel seine Herausforderungen und Ziele als Arbeitsdirektor an.
Seit 1975 bei RWE


Er selbst hat 1975 bei RWE seine Ausbildung als Industriekaufmann begonnen und war später 18 Jahre im Bereich Energieabrechnung und Kundenservice tätig. Ende 1986 wurde bei Heinz Büchel Krebs festgestellt. "Nach der erfolgreichen Behandlung wurde im Unternehmen ein Nachfolger für die Schwerbehindertenvertretung gesucht und ich bin eingesprungen." 1997 übernahm er in Trier den Betriebsratsvorsitz und wurde dann in den Gesamtbetriebsrat und später in den Konzernbetriebsrat gewählt. Und in der gleichen Reihenfolge hat er die Ämter nun zum Ende 2012 wieder abgegeben, "zuletzt den Vorsitz in Trier", sagt er.
Nun ist Heinz Büchel bei Westnetz einer von vier Geschäftsführern, verantwortlich für die Bereiche Personalmanagement, Betriebssicherheits- und Standortmanagement. Er wird weiter ein Büro in Trier behalten, doch Hauptsitz der neuen Gesellschaft, die für fast 200 000 Strom- und 26 000 Kilometer Gasnetz zuständig ist, ist Dortmund. "Der ehemalige Telekom-Tower wird gerade zum Hauptsitz der Westnetz umgebaut", erklärt Büchel.
Das Ruhrgebiet ist für den Trie-rer zur zweiten Heimat geworden. Im Aufsichtsrat der RWE AG saß der 56-Jährige mit Dieter Zetsche, Vorstandschef der Daimler AG, mit Wolfgang Schüssel, ehemaliger österreichischer Bundeskanzler, mit Ekkehard D. Schulz, ehemaliger Vorstandschef der ThyssenKrupp AG, Paul Achleitner, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank AG, oder auch mit Frank Bsirske, Verdi-Vorsitzender, und dem ehemaligen Bitburg-Prümer Landrat Roger Graef an einem Tisch. "Das waren immer sehr interessante und spannende Treffen, in dem Gremium gab es immer ein konstruktives Miteinander", erzählt Heinz Büchel. Vor allem die Hauptversammlungen seien immer sehr spannend gewesen. "Wenn über zwölf Stunden die Berichte in der voll besetzten Grugahalle vorgestellt wurden, hatte das ganz immer etwas von einer großartigen Inszenierung", findet der Trierer. Diese große Bühne hat Heinz Büchel nun eingetauscht, doch umso mehr begeistern ihn die neuen Herausforderungen. "Ich möchte die Menschen mitnehmen, wenn es um neue Herausforderungen geht", sagt er.
Ein spezielles Auge wird Heinz Büchel dabei weiter auf seinen Heimatort Trier haben. "Ich bleibe natürlich in Trier wohnen und nehme mir in Dortmund eine kleine Wohnung. Denn Trier bleibt immer meine Heimat", sagt der passionierte Golfspieler.Extra

Westnetz, ein Tochterunternehmen der RWE ist mit dem neuen Jahr an den Start gegangen. Damit erfüllt der Energiekonzern mit Stammsitz in Essen eine Anforderung des Gesetzgebers, der eine klare Trennung von Stromnetz und Vertrieb gefordert hat. Ab 1. Januar 2013 betreut die Westnetz das RWE-Verteilernetz für Strom und Gas zwischen dem Emsland und dem Hunsrück. Neben der Dortmunder Westnetz-Zentrale gibt es 13 Regionalgesellschaften. Die neue RWE-Tochter Westnetz verantwortet Planung, Bau, Instandhaltung und Betrieb von 195 000 Kilometern Stromnetz und 26 000 Kilometern Gasnetz. Zwischen Meppen im Emsland und Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz, von der Euregio an der niederländischen Grenze bis ins Sieger- und Sauerland sorgen etwa 6000 Mitarbeiter für eine Versorgung und einen möglichst störungsfreien Netzbetrieb. Weitere Aufgaben sind an andere Firmen übergegangen: RWE Netzservice mit Sitz in Siegen ist die Gesellschaft für den Vertrieb technischer Dienstleistungen, die RWE Metering mit Sitz in Mülheim an der Ruhr bündelt mit mehr als 500 Mitarbeitern alle Funktionen des Zählerwesens für RWE Deutschland, die RWE FiberNet - wie bisher mit Sitz in Essen - bündelt die Breitbandaktivitäten der RWE Deutschland. hw

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