"Der Geist braucht Platz"

Tee oder Kaffee? Fotos von der Familie oder Kunstdrucke? Schnitt- oder Topfblumen? In dieser Serie besucht der Trierische Volksfreund Chefs von Unternehmen der Region Trier in ihrem Büro - und lässt sie erzählen, warum sie ihren Arbeitsplatz so und nicht anders eingerichtet haben. Heute ist der TV zu Gast bei Birgit Steil, Chefin des Trierer Familienunternehmens Steil Kranarbeiten.

M ein Büro teile ich mir mit meinem Lebenspartner Karl Trippel, dem Technischen Leiter von Steil Kranarbeiten. Er hat auch die Schreibtischanlage entworfen, an der wir uns gegenübersitzen.
1998 ist unser Familienunternehmen vom Standort in der Loeb straße in die Eltzstraße nahe dem Trierer Hafen gezogen. Als wir die Raumaufteilung geplant haben, habe ich Wert darauf gelegt, dass unser Büro groß ist: Der Geist braucht Platz. Und es sollte modern eingerichtet sein. Mir war aber auch wichtig, dass die Einrichtung der Räume Zuspruch von den Mitarbeitern erfährt. Deswegen waren sie von Beginn an in die Planungen miteinbezogen.
Die meisten Möbel in unserem Büro sind schwarz. Das gefällt uns, es ist zeitlos. Auf meinem Schreibtisch steht immer ein frischer Blumenstrauß und auf den Fensterbänken Kakteen. Die haben für mich eine gewisse Schönheit. Und sie sind anspruchslos.
Meine Tür steht die meiste Zeit offen - dann ist das Büro für jeden zugänglich. Allerdings muss man sich trotzdem vorher bei meiner Sekretärin anmelden. Diese Aufgabe übernimmt meine Schwester. Sie ist meine Firewall: Man bekommt viele unnötige Anrufe. Die hält sie fern, die wichtigen lässt sie durch.
Direkt von meinem Arbeitsplatz aus blicke ich auf den Betriebshof. So habe ich eine direkte Verbindung zum gewerblichen Bereich. Auf der Fensterbank stehen einige Miniaturkräne. Zwei besonders große Modelle befinden sich im 2009 neu gebauten Anbau, darunter ein Neunachser Teleskopkran mit 1000 Tonnen Hebeleistung. Der steht auf dem Tisch im Besprechungszimmer. Nur, wenn ich kurze Wege benötige, halte ich Dienstgespräche am großen Tisch hier im Büro ab.
Im Büro verbringe ich mindestens acht Stunden am Tag, meist mehr. Wenn ich unterwegs bin, habe ich immer meinen Laptop dabei. In unseren drei Niederlassungen gibt es jeweils eine Dockingstation, also eine Anschlussmöglichkeit, über die ich auf sämtliche Daten Zugriff habe - ich bin also nicht von meinem Schreibtisch abhängig.
Wir haben hier auch eine Küche, die von den Mitarbeitern genutzt wird. Manchmal bestellen wir alle etwas beim Italiener und essen dann gemeinsam. Normalerweise gibt es bei mir mittags aber nur eine Kleinigkeit. Vor allem, als alle vier Kinder noch zu Hause wohnten, habe ich immer viel Wert darauf gelegt, dass der Abend der Familie gehört, dass man gemeinsam kocht, isst und kommuniziert.
Mit meinem ältesten Sohn teile ich mir seit drei Jahren den Bereitschaftsdienst für den Abschlepp- und Bergungsservice der Firma. Das ist schon seit vielen Jahren meine Aufgabe. Nach Feierabend, nachts, am Wochenende - das Handy ist immer dabei, die Einsätze sind ja nicht vorhersehbar. Nach dem Anruf müssen wir innerhalb einer Stunde vor Ort sein, um mit unseren Abschleppfahrzeugen Lastwagen oder Busse zu bergen und abzuschleppen.
Der Bereitschaftsdienst ist für mich aber keine Last, es gehört einfach dazu. Ich erinnere mich noch, wie ich mich Anfang der 1990er Jahre gefreut habe, dass es ein mobiles Telefon gibt - so musste ich am Wochenende nicht die ganze Zeit zu Hause bleiben, sondern konnte mit den Kindern nach draußen gehen. Das Mobiltelefon war damals natürlich ein riesiger Kasten mit Hörer. Den habe ich dann im Kinderwagen mittransportiert. Für mich war das revolutionär." Aufgezeichnet von Ariane Arndt-Jakobs
Extra

Birgit Steil, geboren 1960 in Trier, hat nach ihrem Abitur am Auguste-Viktoria-Gymnasium Jura in Heidelberg studiert. 1989 absolvierte sie ihr zweites juristisches Staatsexamen in Trier. Noch im gleichen Jahr erwarb sie das Familienunternehmen Steil Kranarbeiten von ihrem Vater und dessen Brüdern. Schwerpunkt der 1924 gegründeten Firma sind Kranarbeiten bis 800 Tonnen. Außerdem gehören Industrie- und Firmenumzüge sowie das Bergen und Abschleppen von LKW und Bussen zu ihren Angeboten. Das Unternehmen beschäftigt 180 Mitarbeiter in den Niederlassungen in Trier, Wittlich, Saarwellingen (Saarland) und im luxemburgischen Frisange. arn www.steil-kranarbeiten.de

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