Der Gelbe Sack könnte überflüssig werden

Ein regionales Müll-Pilot-Projekt hat's gezeigt: Auch aus dem Restabfall können noch Wertstoffe aussortiert werden, die sich verkaufen lassen. Ist dadurch auch der Gelbe Sack bald ein Auslaufmodell?

 Blick ins Innere des Mertesdorfer RegAb-Entsorgungszentrums, wo der Abfall getrocknet und versuchsweise auch sortiert worden ist. TV-Foto: Friedemann Vetter

Blick ins Innere des Mertesdorfer RegAb-Entsorgungszentrums, wo der Abfall getrocknet und versuchsweise auch sortiert worden ist. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Was hat es in Deutschland gedauert, bis die Müll-Produzenten erzogen waren. Inzwischen aber hat schon jedes Vorschulkind verinnerlicht, dass Abfall nicht gleich Abfall ist. Zeitungen und Pappkartons gehören in die blaue Tonne, Flaschen in den Glascontainer, Getränkekartons in den Gelben Sack, und nur der Restmüll wandert in die Graue Tonne.

Entsorgungszentrum testet dieTechnik

 Noch werden die von den Verbrauchern in Gelbe Säcke aussortierten Verkaufsverpackungen und der Restmüll getrennt eingesammelt. Foto: TV-Archiv/Klaus Kimmling

Noch werden die von den Verbrauchern in Gelbe Säcke aussortierten Verkaufsverpackungen und der Restmüll getrennt eingesammelt. Foto: TV-Archiv/Klaus Kimmling



So wird strikt getrennt zwischen recyclebaren Wertstoffen und eben Müll. Gut möglich, dass dies aber schon in einigen Jahren gar nicht mehr nötig ist und der Verbraucher wieder nahezu den kompletten "Abfall" in eine Tonne werfen darf. Denn längst sind Anlagen auf dem Markt, die wiederverwertbare Stoffe automatisch aus dem Restmüll aussortieren.

Ob die Technik in der Praxis funktioniert, hat der regionale Abfall-Zweckverband RegAb (siehe Stichwort) in seinem Mertesdorfer Entsorgungszentrum ein Jahr lang getestet - unter wissenschaftlicher Aufsicht und unterstützt vom Mainzer Umweltministerium.

Die ersten Ergebnisse sollen am Dienstagabend kommunalen Vertretern der Kreise Bitburg-Prüm, Vulkaneifel, Bernkastel-Wittlich, Trier-Saarburg und der Stadt Trier präsentiert werden. Die Kommunalpolitiker werden zu hören bekommen, dass es funktioniert. Das verriet RegAb-Geschäftsführer Maximilian Monzel nach einem Bericht des Fachmagazins Euwid bereits unlängst auf einer Expertentagung in Kassel.

Besonders gut funktionierte das Aussortieren von Wertstoffen aus dem Restmüll demnach bei Kunststoffen und Metallen; weniger gut lief es bei Holz und Papier.

Besonders interessant war das Mertesdorfer Pilotprojekt aber auch aus einem anderen Grund: Denn versuchsweise wurden in der Anlage über mehrere Wochen hinweg auch Restmüll und der Inhalt der Gelben Säcke vermischt, getrocknet und dann sortiert. Ein Ergebnis: Die meisten Leichtverpackungen wurden aussortiert, die Qualität des daraus hergestellten Konzentrats war offenbar außerordentlich gut. Probleme gab es wegen der starken Verschmutzung dagegen bei Getränke-Kartonverpackungen.

Wie RegAb-Geschäftsführer Monzel in Kassel sagte, liegen abschließende Daten noch nicht vor. Von daher sei es auch noch zu früh, etwas über die Effizienz der gemeinsamen Sortierung zu sagen.

Je nach dem, wie das Endergebnis ausfällt, könnte es die Existenz des Gelben Sacks zumindest infrage stellen. Der einjährige Mertesdorfer Versuch hat jedenfalls gezeigt, dass es möglich ist, bestimmte Wertstoffe aus dem Hausmüll auszusortieren. Stoffe, die an Wiederverwerter verkauft werden können und dadurch die Restmüllmenge senken. Das spart Kosten bei der Verbrennung.

Was zunächst gut klingt, hat aber einen Pferdefuß: Wollte sich der regionale Abfallzweckverband für die Vorsortierung entscheiden, müsste zunächst kräftig investiert werden. Denn in Mertesdorf steht eine kleine Anlage, die nur einen Teil des jährlich anfallenden Restmülls sortieren kann. Eine neue Anlage würde geschätzt zehn Millionen Euro kosten. Geld, das die RegAb-Verantwortlichen offenbar noch nicht ausgeben wollen. Der Hauptgrund: Derzeit wird an einem neuen Abfallwirtschaftsgesetz gebastelt. Dabei wird auch über eine Wertstofftonne diskutiert. Würde eine solche Wertstofftonne eingeführt, hätte die Mertesdorfer Sortieranlage wohl nichts mehr zu sortieren. In einem solchen Fall wären die Millionen in den Sand gesetzt. stichwort Im Zweckverband Regionale Abfallwirtschaft (RegAb) sind die Stadt Trier und die Kreise Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg und Vulkaneifel zusammengeschlossen. Eine Tochterfirma ist die Regionale Entsorgungsgesellschaft. Sie ist Eigentümerin und Betreiberin der mechanisch-biologischen Trocknungsanlage Mertesdorf (Kreis Trier-Saarburg), wo der komplette Rest abfall aus der Region hingeliefert wird. (sey)

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