Der Netzwerker geht, wenn auch nicht so ganz

Trier/Stuttgart · Nach viereinhalb Jahren an der Spitze der Agentur für Arbeit in Trier packt Wolfram Leibe seinen Koffer. Anfang kommenden Jahres übernimmt er eine neue Aufgabe als Chef der Regional-Direktion Baden-Württemberg in Stuttgart. Doch als Privatmann bleibt Leibe Trier treu.

 Unser Archivbild zeigt Wolfram Leibe in seinem früheren Büro als Chef der Agentur für Arbeit in Trier.

Unser Archivbild zeigt Wolfram Leibe in seinem früheren Büro als Chef der Agentur für Arbeit in Trier.

Foto: Heribert Waschbüsch (Archiv)

Trier/Stuttgart. Im Herbst 2008 tauschte Wolfram Leibe seinen Job als Chef der Agentur für Arbeit in Freiburg gegen den Chefsessel in Trier ein. Ein Wechsel, den der 52-Jährige nie bereut hat. Nun geht es für den gebürtigen Grißheimer (Markgräflerland in Baden-Württemberg) beruflich zurück ins Ländle.
"Privat ist die Standortfrage aber ganz eindeutig gefallen. Wir bleiben weiter in Trier wohnen", sagt der scheidende Frontmann der Arbeitsagentur. Die dreieinhalb Stunden Fahrtzeit von Trier nach Stuttgart nimmt Leibe in Kauf, um seine 13-jährige Tochter und seine Frau (Anglistik-Professorin an der Uni) so oft zu sehen, wie es geht. "Mir ist zudem die Region sehr ans Herz gewachsen", erzählt er. Inzwischen habe er sich mit viel Hilfe von Kollegen und Freunden auch an den Riesling gewöhnt und sich zunehmend zum Weinfreund entwickelt. Beruflich hatte Leibe von Anfang an keine Berührungsprobleme.
"Für den offenen Dialog" titelte der TV im September 2008, als sich der Freiburger Arbeitsagentur-Chef als neuer Mann für Trie rer vorstellte. Und: "Leibe sieht sich dabei als Netzwerker: Betriebe, Kommunen, Verbände und die Agentur müssen an einem Strang ziehen." Nicht zu viel versprochen. Wolfram Leibe hat sich in der Region viele Verdienste erworben, indem er vertrauensvoll die richtigen Partner an einem Tisch vereinte. "Ich kann mich da nur bei den Verantwortlichen und bei den beiden Wirtschaftskammern bedanken, aber auch beim OB und den Landräten und Bürgermeistern", sagt er rückblickend. Dass sich die Beteiligten in der Region ohne Vorurteile und im Sinne der Sache einbringen, ist für ihn eine der großen Stärken. "In vielen Bereichen ist es wirklich einzigartig, wie hier alle zusammenarbeiten", sagt er. Ein wenig von diesem Geist möchte er auch in seine neue Aufgabe mitnehmen. "Wir haben hier, gerade was die Betreuung von kleinen und mittleren Firmen angeht, viel erreicht." Zudem sei die Region mit ihrer niedrigen Arbeitslosenquote und den demografischen Herausforderungen Baden-Württemberg sehr ähnlich.
So legte der 52-Jährige auch als Agentur-Chef viel Wert auf die Belange der Wirtschaft. Die Hochschulaktivitäten mit den beiden Career-Services an der Hochschule (FH) und der Uni sind "seine Kinder", der Ausbildungsmarkt ist ihm immer ein besonderes Anliegen gewesen und auch die Vermittlung älterer Arbeitnehmer. Und trotz der niedrigen Arbeitslosenquote von knapp vier Prozent gab es einige Krisen zu meistern. "Als ich 2008 nach Trier kam, hatten wir 50 Anmeldungen für Kurzarbeit, einige Wochen später gab es 12 000." Die Wirtschaftskrise zeigte in der Region ihre Wirkung. "Mit einer motivierten Mannschaft haben wir es geschafft, Unternehmen, die in Liquiditätsengpässen waren, innerhalb von drei Tagen das Kurzarbeitergeld zur Verfügung zu stellen", erzählt er. Das gehe nur mit dem großen Engagement der Mitarbeiter, die auch selbstverantwortlich reagieren. "Als ich hier antrat, hat mir mein Vorgänger, Hans Dieter Kaeswurm, ein gut bestelltes Feld übergeben", sagt Leibe. Das Feld ist auch heute gut gepflegt, die Arbeitslosenquote liegt bei 3,6 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit weit unter vier Prozent. Doch Aufgaben und Her ausforderungen gibt es genug: Woher kommen die nötigen Fachkräfte? Wie können ältere Arbeitnehmer und Frauen stärker in den Arbeitsmarkt eingebunden werden? Wo finden Jugendliche ihren Traumjob und ihre berufliche Zukunft? Wie sieht die Zukunft der Arbeitsagentur aus?
Bei all den Aufgaben wünscht Leibe der Region eins: "Es wäre schön, wenn die Menschen und die Unternehmen in der Region etwas selbstbewusster wären. Sie haben allen Grund dazu."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort