Der Retter schaut nicht gern zurück

Kurzfristig Ruhe in den Laden bringen und den Kahn wieder flott machen, mittelfristig eine Fusion mit der Handwerkskammer Koblenz - das sind die Ziele des neuen, starken Mannes der Trierer Handwerkskammer, Karl-Jürgen Wilbert (67).

 Karl-Jürgen Wilbert Foto: privat

Karl-Jürgen Wilbert Foto: privat

Trier. Für den früheren Bundesarbeitsminister Franz Müntefering wäre Karl-Jürgen Wilbert ein Musterbeispiel: Obwohl seit kurzem 67 Jahre alt und damit auch nach Müntefering'scher Lesart eigentlich reif für die Rente, startet Wilbert jetzt noch einmal voll durch. Die Mission des gebürtigen Koblenzers: die Rettung der krisengebeutelten Trie rer Handwerkskammer. Kein beneidenswerter Job, aber einer so recht nach dem Geschmack des gleich mit doppelter Ehrendoktor-Würde ausgezeichneten Wilbert. Seit über drei Jahrzehnten ist er Hauptgeschäftsführer der Koblenzer Handwerkskammer. Ende des Jahres scheidet er aus, um in Trier richtig einzusteigen.

Alle Befugnisse eines echten Chefs



Hier wurde der 67-Jährige vor einigen Wochen als Retter der HWK angekündigt, hielt sich aber bislang auffällig zurück. Schlagzeilen machte Karl-Jürgen Wilbert nur durch das peinliche Gezerre um seine korrekte Berufsbezeichnung. "Berater, nicht kommissarischer Hauptgeschäftsführer", stellt er gestern in seinem ersten ausführlichen Gespräch mit unserer Zeitung klar. Allerdings Berater mit allen Befugnissen eines echten Chefs.

"Ja", räumt er ein, die Sache sei etwas unglücklich gelaufen, aber lange aufhalten will sich der Jurist bei diesem Thema nicht. "Ich schaue lieber nach vorne als zurück", sagt Karl-Jürgen Wilbert und erläutert gleich, was er darunter versteht: die Trierer Kammer aus den Negativ-Schlagzeilen bringen und vertrauensbildende Maßnahmen für die HWK-Mitgliedsbetriebe und -Beschäftigten schaffen.

Nach den Turbulenzen der vergangenen Monate eine Herkules-Aufgabe. Doch Karl-Jürgen Wilbert vermittelt nicht den Eindruck, dass ihn das schreckt. Im Gegenteil. Wäre da nicht seine beeindruckende Vita, würde der weitgereiste Manager schon allein durch seine leichte Buddha-Figur und die ruhige, bedächtige Sprache bei seinen Gegenübern Vertrauen erwecken. Und Zuversicht, dass nun, wo Karl-Jürgen Wilbert das Steuer fest in der Hand hält, wieder bessere Zeiten anbrechen.

An all das mag Kammer-Präsident Rudolf Müller gedacht haben, als er Wilbert vor einigen Wochen darum bat, der Trierer Kammer aus der Patsche zu helfen. Jetzt sitzt Schreinermeister Müller mit am Tisch und macht einen zufriedenen, ja geradezu erleichterten Eindruck, endlich wieder eine starke Persönlichkeit im Rücken zu haben.

Karl-Jürgen Wilbert sagt, dass er nichts überstürzen wolle in den nächsten Wochen und Monaten: "Ich will erst einmal zuhören, dann einen Rat geben, und entscheiden müssen später die Gremien." Gemeint ist damit die wohl nicht mehr abwendbare Fusion mit Koblenz. "Aber im Moment", beschwichtigt Wilbert sogleich, "ist das noch kein Thema."

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