Der richtige Schutz bei Krankheit

Düsseldorf · Privat oder gesetzlich? Das ist in der Krankenversicherung die große Frage. Die Entscheidung sollte gut überlegt sein - je nach Einkommen, Gesundheit und Lebensplanung.

Düsseldorf. Jung, gesund und gut verdienend - solche Kunden mag jede Krankenversicherung im Lande, egal ob es eine gesetzliche Krankenkasse oder ein privater Versicherer ist. Denn bei solchen Kunden fließt zunächst nur Geld, ohne dass sie viel kosten. Gerade für aufstrebende Berufstätige ist die Verlockung groß, so schnell wie möglich in die private Krankenversicherung (PKV) zu gehen. Da zahlen sie - zumindest in den ersten Jahren - oft weniger als bei den Krankenkassen. Doch das sollte gut überlegt sein. Denn der Weg zurück ist steinig. Wie unterscheiden sich beide Systeme?
Schneller Zugang zur PKV


Die Regel ist die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Rund 70 Millionen Menschen werden von den Krankenkassen geschützt. Wer weniger als 50 850 Euro im Jahr verdient, ist hier automatisch versichert. Wer mit seinem Jahreseinkommen über der Versicherungspflichtgrenze liegt, darf zwischen GKV und PKV wählen. Privat sind knapp neun Millionen Menschen voll krankenversichert. Jedes Jahr werden es ein paar Zehntausend Menschen mehr, was die privaten Anbieter als Erfolg verbuchen.
Vielen Privatversicherten wird dabei die Wahl jedoch vom Staat abgenommen. Knapp die Hälfte der PKV-Kunden kommt aus dem öffentlichen Sektor. Das ist attraktiv für diese Gruppe, weil sie Beihilfen erhält, die den Beitrag dämpfen. Dadurch stehen sie besser da als viele Angestellte, die sich privat versichert haben. Die normalen Kunden sind daher auch von den teilweise drastischen Beitragssteigerungen stärker betroffen.
In der PKV ist man schnell. Versicherungsverkäufer locken gerne damit, dass gut verdienende Angestellte dort vielleicht anfangs nur 200 bis 300 Euro im Monat zahlen, während der Höchstbetrag der Krankenkasse inzwischen bei knapp 600 Euro liegt.
Solche Prämienunterschiede kommen zustande, weil die Beiträge in beiden Systemen völlig anders berechnet werden. Die Krankenkasse geht nach dem Einkommen, wobei die Beitragsbemessungsgrenze derzeit bei rund 3800 Euro im Monat liegt. Der Teil des Einkommens, der diesen Betrag übersteigt, wird bei der Ermittlung des Beitrags nicht berücksichtigt.
Der private Krankenversicherer verlangt dagegen vorab eine Gesundheitsprüfung. Wer schneller krank werden könnte, muss eventuell mehr zahlen. Außerdem spielt das Alter eine Rolle: Junge Menschen zahlen eher weniger, ältere eher mehr. Wer einen riskanten Beruf ausübt, dem brummt der Privatversicherer ebenfalls mehr auf.
Im privaten System hängt der Beitrag zudem viel stärker von den gewählten Leistungen ab als im gesetzlichen. So kann sich ein Kunde zum Beispiel für Chefarztbehandlung und Einzelbettzimmer entscheiden und vieles andere mehr, was ihm persönlich wichtig ist. Die Prämie orientiert sich am Leistungspaket. Wer generell Wert auf gute Versorgung legt, ist dadurch in der PKV besser aufgehoben.
Wer auch mit durchschnittlichen Leistungen zufrieden ist und nicht so viel für seine Versicherung zahlen möchte, muss dagegen genauer überlegen. Zwar trifft die Steigerung der Gesundheitskosten alle, doch in der Vergangenheit spürten dies die Privatversicherten offenbar stärker - wobei dies auch von Anbieter zu Anbieter sehr unterschiedlich sein kann. Doch gerade die jüngsten Beitragserhöhungen haben viele ältere PKV-Kunden getroffen.
Positiv für Familien


In der GKV dagegen gibt es einige Regeln, die vor allem für Familien positiv sind. Eine Familie mit vier Kindern zahlt hier den gleichen Beitrag wie ein einzelner Arbeitnehmer. Das liegt daran, dass die nicht erwerbstätige Mutter und die Kinder beitragsfrei mitversichert sind. In der PKV müsste dagegen jedes Familienmitglied einzeln versichert werden. Das bedeutet für Familien meist: Sie zahlen in der PKV mehr als in der GKV. Wer also schon in jungen Jahren weiß, dass er eine Familie gründen will und die Partnerin dann die Kinder erzieht, wird sich wohl eher gegen die PKV entscheiden.

Der Autor Thomas Schmitt arbeitet als Experte für die Wirtschaftszeitung Handelsblatt.

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