Der steinige Weg in den Weinberg

TRIER. "Der Nachwuchs fehlt", sagen die Winzer. Die Berufsberater dagegen klagen: "Uns fehlen gemeldete Stellen." Die Berufsberatung der Arbeitsagentur Trier versucht, Angebot und Nachfrage der Winzer-Ausbildung zu regeln.

Das Ausbildungsjahr 2005/2006 hat längst begonnen. Und doch: "Uns fehlt der Nachwuchs", hört man aus vielen hiesigen Winzerbetrieben. Dabei bemühen sich neben den Kammern auch die Berufsberater der Agentur für Arbeit in Trier, den Beruf des Winzers wie 400 andere Ausbildungsgänge für die Jugendlichen attraktiv zu machen. "Zum einen besuchen wir alle vorletzten Jahrgangsstufen an weiterbildenden Schulen und verteilen Informationen zu den verschiedenen Berufsbildern unter den Schülern", erzählt Anton Thull, Teamleiter der Trierer Berufsberatung. "Wir bieten ihnen das Rüstzeug dafür, sich bei Interesse weiter zu informieren." Andersherum sei auch der Besuch der Klassen im Berufsinformationszentrum (BIZ) in Trier oder dem mobilen BIZ obligatorisch. "Dabei empfehlen wir den Jugendlichen - je nach persönlichen Fähigkeiten - den Beruf des Winzers wie jeden anderen Beruf auch", sagt Thull. Die Berufsberater verglichen dabei die Anforderungen des Berufs mit der Persönlichkeit des Bewerbers und nutzten dazu manchmal die Unterstützung von Psychologen und Ärzten.Sechs Stellenangebote, 17 Bewerber

Neben diesen theoretischen Hilfestellungen initiiert die Berufsberatung der Agentur für Arbeit auch berufskundliche Informationstage im eigenen Hause. Dabei stehen Fachleute aus verschiedenen Branchen den Jugendlichen Rede und Antwort. So stellte zuletzt im Oktober unter anderem die zuständige Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz den Beruf des Winzers vor. Die Beratung der Schüler ist die eine Sache, offene Stellen zu finden die andere. Daher schreiben Berufsberater die Ausbildungsbetriebe jährlich mehrfach mit der Bitte an, die begehrten Plätze zu melden. "Kurz vor Weihnachten ging die zweite Runde der Anschreiben an die 92 ausbildungsberechtigten Winzerbetriebe in unserem Bezirk heraus", sagt Thull. "Doch bislang haben erst sechs Weingüter jeweils eine Stelle gemeldet." Auf diese sechs Stellen haben die Berater bereits 17 Bewerber-Vorschläge gemacht. Wenn sich also die Winzer über mangelnde Nachfolge beschweren, heißt es im Gegenzug bei der Berufsberatung in Trier: "Uns fehlen gemeldete Ausbildungsstellen." Zwar mache es auch keinen Sinn, im übertriebenen Fall hunderte offene Stellen und nur wenige Bewerber zu haben. Doch auch die jetzige Situation sei nicht optimal. Andererseits muss auch bedacht werden, dass viele Ausbildungsplätze gerade in dieser landwirtschaftlichen Branche abseits der Arbeitsagentur vergeben werden. "Oft passiert das über Schulpraktika", berichtet Thull aus seiner Erfahrung. Und gerade in Winzerbetrieben wird der Beruf häufig vererbt. Da sei es der Fall, dass die Tochter oder der Sohnemann in den verwandtschaftlichen Betrieb geschickt werde, sagt Thull. Aber vielleicht gibt es bald auch schon eine Informationsveranstaltung der Berufsberatung zusammen mit der zuständigen Landwirtschaftskammer. Dort könnten dann Betriebe und zukünftige Auszubildende den Weg zueinander finden. Ausführliche Informationen rund um die Ausbildung zum Winzer mit Stellenbörse bietet das "Berufenet" der Berufsberatung unter der Internet-Adresse www.arbeitsagentur.de

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