Deutsche Landwirte erhalten fast 70 Millionen Euro EU-Hilfen - Lidl zahlt für Milch mehr

Luxemburg · Niedriger Milchpreis, Absatzprobleme beim Schweinefleisch und ein trockener Sommer: Die Bauern in Europa kämpfen. Die EU will mit 500 Millionen Euro helfen. Nun ist klar, wie viel von dem Geld an deutsche Landwirte fließen soll. Für Bauernpräsident Michael Horper (Üttfeld/Eifelkreis) "nur ein erstes Signal".

 Banger Blick: Wo geht's lang für die Landwirte? TV-Fotos (3): Fritz-Peter Linden

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Foto: (g_wirt )

Deutschlands Bauern sollen 69,2 Millionen Euro der 500 Millionen EU-Hilfsgelder für Landwirte erhalten. Das hat die EU-Kommission am Dienstag in Luxemburg mitgeteilt, wo sie den europäischen Agrarministern Details der geplanten Hilfen vorstellte. Das Geld soll vor allem Milchbauern und Schweinefleisch-Produzenten helfen, die mit den niedrigen Preisen für ihre Produkte kämpfen.

Die zweitgrößte Summe soll mit 62,9 Millionen Euro an Frankreich fließen, auf Platz drei folgt Großbritannien mit 36,1 Millionen Euro. Der Großteil des Geldes wird je nach Umfang der Milchproduktion im Vorjahr an die Staaten verteilt, ein Fünftel des Geldes wird auf Grundlage anderer Faktoren an die Hauptstädte gegeben. Dabei spielen die Höhe des Milchpreises, die Höhe des Preises für Schweinefleisch und das russische Einfuhrverbot für Schweinefleisch sowie die Auswirkungen der Dürreperiode in diesem Sommer eine Rolle.

Die nationalen Regierungen können das Geld flexibel unter den Gruppen in ihrem Land verteilen, also zum Beispiel mehr oder weniger Geld an Milchbauern oder Schweinezüchter geben. Sie dürfen mit den Mitteln aber nur Betriebe aus dem Milchsektor, der Schweinefleisch-Branche oder von Dürre betroffene Landwirte unterstützen.

80 Millionen Euro aus dem 500-Millionen-Paket sollen nicht direkt an Landwirte fließen, sondern zum Beispiel in Programme zur Absatzförderung.

Die rund 80 000 Milchbauern in Deutschland kämpfen damit, dass der Milchpreis in den vergangenen Monaten von rund 40 Cent pro Kilo Rohmilch auf unter 30 Cent gesunken ist. Der Preisverfall ist Folge eines Überangebots von Milch, da Russland wegen der Ukraine-Krise ein Einfuhrverbot für europäische Agrarprodukte verhängt hat, die Nachfrage aus China gesunken ist und die EU-Milchquote im Frühjahr abgeschafft wurde. Schweinefleisch aus Europa führt Russland schon länger nicht ein.

Die EU-Agrarminister diskutierten über Details der Pläne, die noch grünes Licht der EU-Staaten benötigen. Dies gilt nach Angaben aus EU-Kreisen als Routine und soll innerhalb der nächsten Wochen erteilt werden. Die Zusammenkunft wurde von hundert protestierenden Bauern aus Belgien mit etwa 50 Traktoren begleitet. Das Tagungsgebäude wurde nach Polizeiangaben von Hunderten Polizisten geschützt.Lange Durststrecke

Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Michael Horper, sieht darin ein erstes, wichtiges Signal aus der EU. "Doch es ist auch nicht mehr als ein erster Schritt und ein Tropfen auf den heißen Stein."

Umgerechnet auf die 80 000 Milchbauern in Deutschland wären das ein paar Hundert Euro Hilfe pro Hof. In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit noch rund 2000 Milcherzeuger, davon sind rund 70 Prozent in der Region angesiedelt. Vor gut 30 Jahren gab es landesweit noch 20 000 Milcherzeuger. Horper hofft nun, dass weitere Aktionen den Landwirten in ihrer Not helfen.

"Es gibt positive Anzeichen, etwa, dass Lidl die Milchpreise zum 1. Oktober anhebt, und wir erhoffen uns, dass die Gesprächen zwischen Merkel, Hollande, Putin und Poroschenko Früchte tragen", sagt der Bauernpräsident. Denn vor allem das Russland-Embargo belastet die Ertragslage der deutschen Landwirte. Neben den Milchbauern sind derzeit nach Ansicht von Horper auch die Schweinezüchter sehr stark unter Druck.

Und die Krise in der Landwirtschaft ziehe weite Kreise. "Inzwischen ist auch die Lage bei den Landmaschinen extrem angespannt." Bis sich die Lage auch nur annähernd bessere, könnten noch Wochen und Monate vergehen, meint Horper.

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