Deutsche Meisterschaft: Bauen für Gold

Trier · Es wird gesägt, gehämmert, geschnitzt, gemauert und gefliest auf Meisterniveau. Im Lehrbauhof der Handwerkskammer in Kenn (Kreis Trier-Saarburg) trägt erstmals die junge Elite der bauhandwerklichen Berufe die 61. Deutsche Meisterschaft aus. Zimmerer Laurin Oster (21) und Stuckateur Oliver Kleinmann (25) traten für Rheinland Pfalz an.

Trier. Insgesamt 65 Gesellinnen und Gesellen aus 16 Bundesländern haben am dreitägigen Bundesleistungswettbewerb 2012 des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes teilgenommen und im Berufs- und Technologiezentrum Bau in Kenn bei Trier um Gold, Silber und Bronze gekämpft. Die Teilnehmer hatten sich zuvor mit einer Mindestnote Zwei als Kammer- und Landessieger der Gewerke Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Zimmerer, Maurer, Estrichleger, Straßenbauer, Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer, Stuckateure und Stahlbetonbauer für den Bundesentscheid qualifiziert.Hohe Anforderungen

Doch kam es in einigen Gewerken vor, dass einzelne Bundesländer nicht vertreten waren, da ihre Teilnehmer die Auflagen nicht erfüllt oder freiwillig abgesagt haben. "Damit ein Wettkampf zustande kommt, müssen aber mindestens drei Teilnehmer antreten", sagt Thomas Sandner, Leiter des Berufsbildungs- und Technologiezentrums. Für die Handwerkskammer Trier war die Veranstaltung aus zwei Gründen eine Premiere: Erstmals fand der Wettbewerb in Rheinland-Pfalz und zudem das erste Mal in einer Handwerkskammer statt. "Unterschiedliche Regionen bringen unterschiedliche Qualitäten", sagt Sandner, "denn die Schwerpunkte in den Unternehmen variieren". Um die regionalen Unterschiede in den Berufen wettzumachen, wurde den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, an einem einwöchigen Vorbereitungskursus beispielsweise in Kassel teilzunehmen. So konnten sie den Schwierigkeitsgrad kennenlernen, den sie zum Teil während ihrer Lehrjahre bisher nicht kannten. Auch der Zimmerer Laurin Oster aus Bernkastel-Kues bestätigt das hohe Niveau des Bundeswettbewerb: "Am Ende der Ausbildung glaubt man alles zu wissen, aber dann kommt man hier hin und denkt man kann nichts." Laurins Aufgabe: Ein dreidimensionales Objekt, ein Turmdach mit Aufschieblingen und einem Satteldach, soll zweidimensional ausgestellt werden, um es wieder in dreidimensionale Form zu ermitteln, zu Deutsch: Laurin muss zwei Dachformen aneinander bauen, die er zuvor als Aufriss (Abbildung) auf eine Platte zeichnet. Dafür hat er 21 Hölzer und eine festgelegte Arbeitszeit zur Verfügung. Winkel und Strecken müssen korrekt errechnet werden, um die Schnitte richtig zu setzen, sonst gibt es Punktabzüge. "Mir fehlt allgemein die Erfahrung für eine solch räumliche Vorstellung, wie ich eine Fläche anschaue und zeichnerisch nach hinten umklappe mit den richtigen Winkel- und Streckenmaßen", gesteht sich der 21-jährige Zimmerer ein und setzt sich als Ziel für diesen Wettbewerb das Mittelfeld. Am Ende erreichte der junge Mann sein Ziel, es reichte nicht ganz fürs Siegerpodest (siehe Extra). Ein anderes Ziel hat der vier Jahre ältere Oliver Kleinmann, der sogar als bescheidener Favorit für Gold bei den Stuckateuren gilt. "Es wäre schon schön. Die Chance hat man nicht oft, aber es ist alles offen. In der Ruhe liegt die Kraft", sagt er am letzten Tag zur Halbzeit. Die sechs Stuckateure begannen am Sonntag und haben nur etwa 16 Stunden Arbeitszeit für ihr Gipsmodell. Für den jungen Mann aus Longkamp endete der Wettbewerb mit einem Happy End. Er wurde Bundessieger. Bis 16 Uhr schließen alle Gewerke mit ihren Arbeiten ab und machen Platz für die Prüfungskommission, zu denen auch Andreas Großhardt gehört. Ziel sei vor allem, die fachliche und persönliche Förderung des Nachwuchses aber auch die Besten aus den einzelnen Berufen, nach zum Teil drei Tagen harter Arbeit, durch eine kritische Prüfkommission zu ermitteln. "Allen Teilnehmern gehört die Zukunft im Baugewerbe. Sie gehören zu den besten Junghandwerkern in Deutschland, denn mit Sicherheit ist eine Teilnahme bei den deutschen Meisterschaften die Eintrittskarte in ein erfolgreiches Berufsleben", sagt Großhardt. Veranstalter ist der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB). Die Handwerkskammer Trier (HWK) richtet den Wettkampf aus. Die Schirmherrschaft für den Bundesleistungswettbewerb 2012 hat Eveline Lemke, Ministerin für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung des Landes Rheinland-Pfalz übernommen. Extra

In acht Gewerken wurden die Bundessieger ermittelt: Stuckateure: 1. Oliver Kleinmann (Longkamp/Rheinland-Pfalz), 2. Timo Müller (Reutlingen/Baden-Württemberg), 3. Maximilian Petter (Pulheim/NRW). Beton- und Stahlbetonbauer: 1. Matthis Rumpke (Langen/Niedersachsen), 2. Frieder Reiff (Nackartenzlingen/ BW), 3. Jörg Daschner (Weismain/Bayern). Estrichleger: 1. Stephan Loose (Rendsburg/Schleswig-Holstein), 2. Marco Delp (Frankisch-Crumbach/Hessen), 3. Niko Keller (Zapfendorf/Bayern). Fliesen-, Platten- und Mosaikleger: 1. Felix Kranz (Bad Wurzach/BW), 2. Stephanie Billner (Greding/Bayern), 3. Justin-Bianco Zelder (Hennigsdorf/Brandenburg). Maurer: 1. Marc Wehner (Quickborn/Schleswig-Holstein), 2. Christopher Schmidt (Lohne/Niedersachesn), 3. Nico Lauer (Losheim am See/Saarland). Straßenbauer: 1. Sebastian Falz (Kierspe/Rheinland-Pfalz), 2. Daniel Brinkmann (Winterberg/NRW) Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer: Nico Armbruster (Pliezhausen/BW) Zimmerer: 1. Martin Fricke (Zwönitz/Sachsen), 2. Simon Rehm (Hilpolstein/Bayern), 3. Felix Langer (Wenden/NRW). red

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