Rente Gewerkschaft: Altersarmut ist weiblich

Trier · DGB Trier legt seinen Rentenreport und bemängelt: Neue Zahlen, alte Probleme. Die Rente reicht bei vielen Menschen in der Region zu oft nicht zum Leben.

(red) Der DGB Region Trier   seinen Rentenreport 2020 präsentiert. Der Report zeigt, dass jede sechste Rentnerin beziehungsweise jeder sechste Rentner armutsgefährdet ist und die regionalen, sowie geschlechtsspezifischen Unterschiede sehr groß sind. Besorgniserregend ist außerdem die Zunahme an psychischen Erkrankungen, die zur Erwerbsminderung führen, resümiert James Marsh, Geschäftsführer des DGB Region Trier: „Der Rentenreport belegt, dass sich in der Rentenpolitik seit unserem ersten Rentenreport 2017 nicht viel bewegt hat: Annähernd 3000 Rentnerinnen und Rentner in der Region Trier sind auf unterstützende Grundsicherung im Alter angewiesen – selbst wenn sie ein Leben lang gearbeitet haben.

Und aus Sicht der Gewerkschaft noch immer sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern immens. Die durchschnittliche Altersrente der Neurentner betrug im Jahr 2018 für Männer in der Region Trier 1025 Euro und für Frauen 619 Euro. Dies ergibt einen Rentenunterschied von 406 Euro. Bei den Männern fällt die Rentenauszahlung im Kreis Trier-Saarburg mit 1102 Euro im Schnitt am höchsten und in der kreisfreien Stadt Trier mit 944 Euro am niedrigsten aus. Frauen erhalten in der Stadt Trier mit 671 Euro die höchste Rentenauszahlung, am niedrigsten ist sie im Kreis Bitburg-Prüm mit 546 Euro.“

Insgesamt liegen in Rheinland-Pfalz 72 Prozent der Frauen und 35 Prozent der Männer unter der Armutsgefährdungsschwelle, die im Jahr 2018 bei 1061 Euro lag. Eine Rente von mehr als 1200 Euro erreicht mehr als die Hälfte der Männer, aber nur 13,1 Prozent der Frauen. „Die Einführung der Grundrente war vor diesem Hintergrund richtig, da vor allem die Renten der Frauen gestärkt und ihre Lebensleistungen damit stärker anerkannt werden“ erklärt Marsh. Die Grundrente löse aber das Problem der sich ausbreitenden Altersarmut nicht und die Bundesregierung sei dafür zu kritisieren, sich diesem Trend nicht entschieden entgegengestellt zu haben. „Die Rente ist ein Spiegel der eigenen Erwerbsbiografie. Vor diesem Hintergrund ist die Entwicklung Deutschlands hin zu einem Dumpinglohnland für die kommenden Generationen verheerend. Deshalb brauchen wir dringend steigende Löhne und mehr Tarifbindung im Land.“, so Marsh.

Während die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre politisch beschlossen wurde, sähe die Realität heute so aus: Männer gingen im Durchschnitt mit 64 Jahren und Frauen mit 64,3 Jahren in die Rente. Sowohl bei Männern wie auch bei Frauen seien laut DGB-Report psychische Erkrankungen mit 43 Prozent die Hauptdiagnose für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben. 2006 seien es noch etwas mehr als 30 Prozent gewesen. Dabei seien Frauen mit 48,9 Prozent häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen als Männer. Über 22 000 Personen bezogen 2018 in Rheinland-Pfalz, aufgrund ihres vorzeitigen Ausscheidens aus dem Berufsleben, Grundsicherung bei Erwerbsminderung.

DGB-Chef Marsh fordert: „Die Arbeitgeber haben dafür zu sorgen, dass die Beschäftigten lang und gesund arbeiten können und das Land muss sicherstellen, dass auch alle die Arbeitsschutzgesetze einhalten. Nur gesunde Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können gute Arbeit leisten, das muss das Interesse aller sein.“

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