Gewerkschaften DGB-Vorstand fordert Konzepte und tarifgebundene Löhne

Konz-Karthaus · Beim Frühjahrsempfang des DGB Region Trier stimmte Stefan Körzell, Mitglied des Geschäftsführenden DGB-Bundesvorstands, die Gäste auf die kommenden Monate samt Europawahl ein. Dort stellte sich der 56-Jährige auch den Fragen zur Lage der Gewerkschaften in einem zunehmenden wirtschaftlichen Strukturwandel.

 Stefan Körzell, Mitglied im Geschäftsführenden DGB-Vorstand.

Stefan Körzell, Mitglied im Geschäftsführenden DGB-Vorstand.

Foto: TV/Heribert Waschbüsch

Mit ihm sprach TV-Redakteur Heribert Waschbüsch.

Die deutsche Wirtschaft steht vor einem schwerwiegenden Strukturwandel. Was muss passieren, dass dies nicht zu gesellschaftlichen Brüchen führt?

KÖRZELL Ein gemeinsames Vorgehen ist notwendig. Das hat mit der Strukturwandelkommission zum Ende der Kohleverstromung funktioniert. Die Politik muss die Ergebnisse nun umsetzen. Wichtig ist dabei, dass die Menschen durch Qualifikation in gute Arbeit kommen und nicht in unterbezahlten Jobs beispielsweise in der Logistikbranche landen. Wir brauchen in der Automobil-, Chemie- oder Elektrobranche Konzepte zur Weiterbildung und zum Strukturwandel, die gute Jobs in den Mittelpunkt stellen. Gute Arbeit ist eine Arbeit zum Tariflohn.

Welche Rolle kommt dabei auf die Gewerkschaften zu?

KÖRZELL Wir haben hier eine sehr aktive Rolle. Wir sind nicht  diejenigen, die nur Pflaster kleben wollen, wenn es um Anpassungen bei Stellen im Strukturwandel geht. Wir wollen den Strukturwandel mitgestalten, für die Beschäftigten und für die Regionen.

Mindestlohn, die Möglichkeit zur Rückkehr aus der Teilzeit, die sogenannte Brückenteilzeit – diese Ziele wurden nach langem harten Kampf umgesetzt. Dennoch hat man das Gefühl, dass diese Erfolge nicht wirklich von den Bürgern honoriert werden.

KÖRZELL Bei den Gewerkschaftsmitgliedern schon, wenn auch in einigen Bereichen die Umsetzung hinter unseren Vorstellungen zurückgeblieben ist. Ich denke, dass die Sozialdemokraten ihre Erfolge nicht offensiv genug verkaufen. In den unionsgeführten Ministerien läuft indes kaum etwas, etwa beim Breitbandausbau, der Verkehrswende, in der Energiefrage oder beim Wohnungsbau. Aber genau dort brauchen wir dringend innovative Konzepte.

Wo stehen die Gewerkschaften 2019?

KÖRZELL Ich denke, wir haben für unsere Mitglieder sehr gute Tarifabschlüsse erreicht. Und nur mit einer starken Gewerkschaft kann man auch gute Tarifabschlüsse erstreiten. Das spüren auch die Menschen.

In diesem Jahr stehen die Europawahlen an. Was erwarten Sie, was erhoffen Sie sich, was befürchten Sie?

KÖRZELL Zunächst einmal hoffe ich auf eine hohe Wahlbeteiligung, und darauf, dass wir die demokratischen Ziele und Werte verteidigen. Denn Europa darf nicht in die Hände von Populisten fallen. Wir kämpfen für ein gerechtes, soziales Europa, mit tarifgebundener Arbeit und gleichwertigen Lebensbedingungen.

Heribert Waschbüsch

Einen weiteren Artikel zum Thema gibt es hier.

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