Die alte Initiative Region Trier hat keine Zukunft

Trier · Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammer wollen künftig den Zusammenschluss leiten - und es besser machen als die bisherige Führung.

 Viele Hochglanzprospekte hat die IRT im Laufe der Jahre veröffentlicht und damit für ihre Ideen geworben, aber unterm Strich ist das Ergebnis nicht so glänzend. Symbol-Foto: Friedemann Vetter

Viele Hochglanzprospekte hat die IRT im Laufe der Jahre veröffentlicht und damit für ihre Ideen geworben, aber unterm Strich ist das Ergebnis nicht so glänzend. Symbol-Foto: Friedemann Vetter

Gebrodelt hat es schon lange. Seit über zwei Jahren. Doch lange konnte der Deckel noch auf dem Topf gehalten werden. Am 26. Februar wurde der Druck dann doch zu groß, und der Topf explodierte - der Anfang vom Ende der bisherigen Initiative Region Trier. An diesem letzten Februar-Freitag wird die Zukunftsstrategie für die Region dem IRT-Vorstand, darunter Vertreter der vier Landkreise, der Stadt Trier, der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer, vorgestellt. Es hagelt Kritik: Zu viele unkonkrete Projekte, zu unverständlich. Und das, obwohl die auf dem von der IRT erarbeiteten Regionalentwicklungskonzept fußende Strategie zuvor mit allen 80 Mitgliedern abgesprochen war.

IRT-Vorsitzender Richard Groß, der seit vier Jahren den Zusammenschluss leitet, ist nach diesem Knatsch kurz davor, seinen Posten aufzugeben. Nun wird er dies Ende des Jahres, wenn seine Amtszeit ohnehin endet, tun - aber nicht minder frustriert als im Februar. Damals gelingt es Groß, die Wogen zu glätten - zumindest nach außen. Denn innerhalb der IRT ist zu dem Zeitpunkt längst klar, dass das Bündnis in seiner bisherigen Form keine Zukunft mehr hat. Der Streit eskaliert derart, dass das von IRT-Geschäftsführer Thomas Rabe erstellte 25-seitige Regionalmarketingkonzept auf Druck der Kritiker nicht der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Bereits im November vorigen Jahres hat sich die Industrie- und Handelskammer (IHK) als Erste aus der wachsenden Gruppe der Kritiker hervorgetraut und laut über einen Austritt aus der Initiative nachgedacht. Damals stellten sich die vier Landkreise noch demonstrativ hinter die IRT und ihren Vorsitzenden Groß. Heute hört sich das anders an: "Einer Diskussion über die Umstrukturierung von Aufgaben beziehungsweise einer Neuverteilung von Aufgaben stehen die Landräte sehr offen gegenüber.

Vulkaneifelkreis beschließt Austritt



Möglich wären schlankere und kostengünstigere Strukturen sowie eine engere Verzahnung zwischen den Landkreisen und den Kammern", teilten der Eifelkreis Bitburg-Prüm, Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg gestern gemeinsam mit. Der Landrat des Vulkaneifelkreises, Heinz Onnertz, betonte im November noch die positive Arbeit der IRT, am Montag beschloss der Kreistag den Austritt zum Jahresende. Die Einsparung von jährlich 16 500 Euro Mitgliedsbeitrag für die IRT dürften der Mehrheit der Ratsmitglieder die Entscheidung einfach gemacht haben. Trier-Saaburg bezahlt in diesem Jahr 35 000 Euro, Bitburg-Prüm 26 000 und Bernkastel-Wittlich rund 28 000 Euro. "Die Kosten und damit die Mitgliedsbeiträge der IRT müssen erheblich abgesenkt werden", sagt Manfred Bitter, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Er hoffe, dass der Kreis Vulkaneifel dann wieder in die "neue" IRT eintritt. Diese soll nach Bitters Vorstellung eine Zukunftswerkstatt werden, "Impulse geben, für die Region entscheidende Projekte anstoßen". IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel wird konkreter: "Unser Angebot ist, ¸die Geschäftsführung der IRT gemeinsam mit der HWK unentgeltlich zu übernehmen." Extra Projekte der IRT: 1994 - 2001: Start einer überregionalen Anzeigenkampagne für die Region, die aber laut Kritikern wirkungslos verpufft. Von 1997 an finden regelmäßig Regionalkonferenzen statt. In Arbeitskreisen wird etwa über Gesundheit, Tourismus und Landwirtschaft diskutiert. 2001-2005: Ein Runder Tisch mit den Bundestagsabgeordneten der Region wird gegründet. 2005 scheitert die Idee einer Kulturagentur. Auf einer Regionalkonferenz in Prüm werden Ergebnisse einer bundesweiten Untersuchung zur Familienfreundlichkeit diskutiert. 2006 - 2010: Die Zukunftsstrategie 2025 wird erarbeitet. 2008 fertigt die IRT eine Standortzufriedenheitsanalyse an. Die IRT macht sich zum Sprachrohr für bessere Internetverbindungen. Von den 85 im neuen Regionalentwicklungskonzept aufgeführten Projekten werden zunächst die Energieagentur und die Gesundheitsregion umgesetzt. 2010 wird ein bislang unveröffentlichtes Regionalmarketingkonzept erstellt. (wie)

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