Getränkebranche Steak aus Pilzen, innovative Gewürzmischungen - Bitburger setzt auf Bier – und auf vieles mehr

Bitburg · Unter dem Dach der Th. Simon GmbH & Co. KG führt das 1817 gegründete Familienunternehmen aus der Eifel eine Reihe von Unternehmen. Im Mittelpunkt steht natürlich die Bitburger Braugruppe. Doch über das Schwesterunternehmen, die Bitburger Holding, sichert sich Bitburger spannende Zukäufe.

 Die Geschäftsführung der Bitburger Holding: Dr. Hans-Gerd Wienands, Matthäus Niewodniczanski, Dieter Henne (von links).

Die Geschäftsführung der Bitburger Holding: Dr. Hans-Gerd Wienands, Matthäus Niewodniczanski, Dieter Henne (von links).

Foto: Bitburger

Die jüngsten Beteiligungen der Bitburger Ventures, Tochter der Holding, bescheren dem Eifeler Familienunternehmen einiges an medialer Aufmerksamkeit. In einem großen Interview mit Matthäus Niewodniczanski, dem Geschäftsführer der Bitburger Holding, titelt das Handelsblatt vor kurzem: „Fleischersatz statt Bier – Bitburger investiert in neue Märkte.“

Die Holding-Tochter hat in den vergangenen Monaten einige Beteiligungen arrangiert, zuletzt ein Engagement beim Gewürzspezialisten Just Spices und beim Berliner Start-up Mushlabs, das einen Fleischersatz aus Pilzen entwickelt.

Matthäus Niewodniczanski nennt dem TV die Beweggründe für das Engagement: „Die Bitburger Holding verantwortet und entwickelt seit vielen Jahren für die Bitburger Unternehmensgruppe das Beteiligungsgeschäft außerhalb des Kerngeschäftes Bier. Um vom Know-how und der Innovationsdynamik junger innovativer Unternehmen zu profitieren, hat die Bitburger Holding 2018 die Beteiligungsgesellschaft Bitburger Ventures gegründet, die ausschließlich in Start-ups investiert.“

Dabei setzt die junge Bit-Tochter auf Firmen (siehe Extra), die sich der nachhaltigen Lebensmittelherstellung und dem Vertrieb oder einem sozialen Hintergrund verschrieben haben. In diese Kategorie fällt auch die Konsum-Güter Marke Share aus Berlin (der TV berichtete). Das Unternehmen verkauft Mineralwasser, Schokolade, Nussriegel oder Handseifen und spendet einen Teil des Umsatzes an soziale Projekte. Für jedes gekaufte Produkt erhält ein Mensch in Not gleichwertige Hilfe. Eine gekaufte Flasche Mineralwasser spendet zum Beispiel über Projekte einem anderen Menschen einen Tag Trinkwasser.

Dass sich die Bierbrauer aus der Eifel breiter aufstellen, hat auch seine Gründe im rückläufigen deutschen Biermarkt. „Ich glaube, dass wir den Bierkonsum hierzulande mit unserem Engagement in der Start-up-Szene nicht verändern können. Doch es geht uns bei Bitburger um den Werterhalt des Familienunternehmens. Um Veränderung und Weiterentwicklung. Für uns sind junge Firmen eine Quelle der Inspiration. Sie können uns helfen, das Kerngeschäft zu verbessern. Deshalb investieren wir in sie“, so Niewodniczanski im Handelsblatt. Dabei erwähnt er, dass Diversifikation in der Bitburger Brauerei tiefe Wurzeln hat. Bis in die 1950er Jahre betrieb das Unternehmen Forst- und Landwirtschaft, die heimischen Waldbestände sicherten nach dem zweiten Weltkrieg den Aufbau der Brauerei.

Wer aber steht hinter den beiden neuen Beteiligungen? Mushlabs entstand 2018. Das junge Unternehmen forscht und entwickelt im Labor einen Fleischersatz. Pilze sollen dabei Steak, Schnitzel & Co. in den Mahlzeiten ersetzen. Die Biomasse besitze einen natürlichen Umami-Geschmack, also eine herzhaft-intensive, fleischige Note, und biete somit hohes Potenzial für Fleischersatzprodukte ohne den Zusatz von Geschmacksverstärkern, erklärt das Start-up seine Unternehmensidee. Pilzfasern reifen in Bioreaktoren, „die ein bisschen wie Brauereisilos aussehen. Je nach eingesetztem Rohstoff ändern sich Geschmack und Textur der Masse komplett. Das eröffnet viele Möglichkeiten“, beschreibt Mazen Rizk, einer der Mushlabs-Gründer, dem Berliner Tagesspiegel das Verfahren.

In Zeiten, in denen die Umweltbelastung in allen Bereichen hochgerechnet wird, kommt die Ökobilanz von Fleisch nicht gut weg. Fleischlose Alternativen stehen hoch im Kurs.

Das Konzept von Mushlabs hat in Bitburg überzeugt. Holding-Chef Matthäus Niewodniczanski: „Wir sind sehr froh, aktuell mit Mushlabs und Just Spices in zwei weitere hochinnovative Start-ups zu investieren, die auf unterschiedliche Art zu unserer Venture-Strategie passen. An Mushlabs begeistert uns die Chance, mit einer innovativen Technologie nachhaltig und umweltschonend gesunde Lebensmittel zu entwickeln.“ Noch ist es ein weiter Weg bis zur Serienreife. Neben Bitburger engagiert sich inzwischen auch die „Family Office Happiness Capital“ bei dem Berliner Start-up. Die Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Hongkong ist als Investor Teil der Erfolgsgeschichte von Beyond Meat. Der amerikanische Nahrungsmittelproduzent veganer Fleischersatzprodukte hat mit seinen fleischlosen Burgern weltweit einen Hype entfacht. Auf einen solchen Erfolg hoffen die Investoren auch bei Mushlabs.

Bei seinem Aufstieg möchte Bitburger Ventures auch den Gewürzhersteller Just Spices begleiten. „Just Spices ist es gelungen, in einem gesättigten verteilten Markt mit cleveren Innovationen und einer zeitgemäßen überwiegend digitalen Kommunikation eine starke Marke aufzubauen. Wir möchten das zukünftige Wachstum von Just Spices unterstützen und hoffen, auch von den Kompetenzen für unsere sonstigen Geschäfte profitieren zu können“, erklärt Matthäus Niewodniczanski dem TV.

Seit 2014 ist das Unternehmen mit seinen „innovativen Gewürzmischungen“ am Start, erzielt 60 Prozent seines Umsatzes online und kommt mit seinen vielfältigen Produktentwicklungen an.

Das Hauptaugenmerk bei Bitburger liegt und bleibt natürlich die Bitburger Braugruppe (siehe Extra) mit Bitburger an der Spitze vieler nationaler Marken.

Doch Nachhaltigkeit spielt bei dem über 200 Jahre alten Unternehmen nicht nur bei den Investments eine Rolle, sondern auch bei der Unternehmenssteuerung. Und da richtet sich das Familienunternehmen nicht nur auf den schnellen Erfolg aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort