"Die Hausaufgaben sind gemacht"

Trier/Bernkastel-Wehlen · 189 Weine von 26 Weingütern: Was der Bernkasteler Ring zur Präsentation des aktuellen Jahrgangs in Trier den Kunden, Importeuren und Weinfachleuten eingeschenkt hat, überzeugt die Experten aufs Neue.

"Die Hausaufgaben sind gemacht"
Foto: (g_wirt )

Trier/Bernkastel-Wehlen. Der Bernkasteler Ring hat es nicht immer leicht, aus dem Schatten des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) als großem Bruder herauszustechen. Doch mit der Präsentation ihrer Weine haben 26 von insgesamt 32 Mitgliedern der Fachwelt gezeigt, dass die älteste Weinversteigerungsgesellschaft in Deutschland verstärkt aufgeholt hat. "Ich bin positiv überrascht, was die Gesamtqualität aller angebotenen Weine hier angeht", lobt Christoph Dirksen, Redakteur des Feinschmeckerführers Gault Millau. Zumal sich sehr unterschiedliche Güter von Ruwer bis zur Terrassenmosel, vom Jungspund bis zum Traditionsbetrieb zum dritten Mal in Trier präsentieren. Mehr Homogenität, eine größere Balance und eine große Fruchtigkeit - "die Winzer haben ihre Hausaufgaben gemacht. Dem Bernkasteler Ring gelingt es immer besser, zum VDP aufzurücken", so der Fachmann.
Noch vor wenigen Monaten waren die Experten skeptisch, ob aus dem Jahrgang 2014 ein genussvoller Tropfen reifen könnte. Die Wetterkapriolen sorgten im vergangenen Jahr für ständig wechselnde Vorzeichen: Ein früher Austrieb, Frost im Frühjahr, Nässe im Sommer und die Kirschessigfliege verlangten den Winzern einiges an Nerven ab.
Um so zufriedener sind auch die Winzer über den "guten durchschnittlichen Jahrgang", wie Martin Kerpen, Vorsitzender des Bernkasteler Rings aus Bernkastel-Wehlen, befindet: "Vor 20 Jahren wären wir glücklich über einen solchen Wein gewesen." Nach einem so überragenden Wein wie 2013 mit mickrigen Mengen hätten die Winzer wieder "deutlich mehr Menge" produzieren können, "was auch wichtig war", sagt Kerpen. Denn viele Kollegen hätten die Nachfrage nicht decken können und seien bei Importeuren und Weinhändlern ausgelistet worden.
Justin Christoph aus New York hat sich darauf spezialisiert, gerade den Moselwein in den USA populärer zu machen . "Der Jahrgang 2014 ist ein sehr guter Wein, er hat Grazie, Reinheit", sagt er. Zwei von acht Weingütern aus Deutschland, die er in Amerika in kleine Weinläden, Bars oder die gehobene Gastronomie liefert, stammen aus der Region. Der Weinimporteur will seine Landsleute von feinherben Weinen überzeugen. Er sagt: "Viele Amerikaner wissen nicht, was feinherb ist. Aber der Stil gewinnt immer mehr Anhänger - und ich versuche, dies zu pushen."

Am morgigen Dienstag, 2. Juni, stellen die Weingüter des Bernkasteler Rings ihren 2014er Jahrgang im Kloster Machern, Bernkastel-Wehlen, vor. Von 11-13 Uhr sind Fachbesucher geladen, von 13 bis 17 Uhr dann alle Weinfreunde. Karten an der Tageskasse kosten 35 Euro.
Extra

 Gelungene Präsentation: 26 der 32 Mitgliedsweingüter haben ihre Weine vorgestellt.

Gelungene Präsentation: 26 der 32 Mitgliedsweingüter haben ihre Weine vorgestellt.

Foto: (g_wirt )

Der Bernkasteler Ring e.V. ist die älteste Weinversteigerungsgesellschaft in Deutschland. Die überwiegende Zahl der 32 Mitgliedsweingüter besteht aus traditionellen Familienbetrieben, die in der Traubenerzeugung, Weinbereitung und Vermarktung selbst aktiv sind. Die Mitgliedschaft im Bernkasteler Ring ist an ein strenges Aufnahmeverfahren und regelmäßige sensorische Proben geknüpft. Am 29. April 1899 gründeten Dr. A. Schmitz, Anton Thanisch, Jac. Thanisch, Nic. Geller, Peter Tapprich, Peter Schmitgen und E. Leutzgen die "Vereinigung der Weinbergbesitzer der Mittelmosel". Bereits 1901 fand in Bernkastel die erste Versteigerung naturreiner Weine statt. Bei den jährlichen Weinversteigerungen gab es immer wieder Höchstgebote: Eine Wehlener Sonnenuhr Riesling Trockenbeerenauslese von Markus Molitor aus dem Jahr 2006 erzielt bei der Auktion den Rekordwert von 2750 Euro. red

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