Die Landwirtschaft ist stabil

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) rechnet nicht mit dramatischen Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die deutsche Landwirtschaft. Sie sei so stabil, dass sie sich am Markt behaupten könne.

Berlin. (has) Angesichts der Wirtschaftskrise dürfe allerdings der Verbraucherschutz nicht vernachlässigt werden, sagte Aigner bei der Eröffnung der Grünen Woche in Berlin. Dort sprach unser Korrespondent Hagen Strauß mit der Ministerin.

Frau Ministerin, Sie haben erstmals die Grüne Woche als weltgrößte Agrarmesse eröffnet. Nervös?

Ilse Aigner: Nein, überhaupt nicht. Sondern sehr gespannt. Die Grüne Woche ist ja nicht nur in Deutschland eine der bekanntesten Messen, sondern sie hat ja auch einen bedeutenden internationalen Ruf.

Sie fällt allerdings in eine wirtschaftlich katastrophale Zeit. Schwappt die Krise auf die Landwirtschaft über?

Aigner: Eine solche Krise geht natürlich nicht spurlos an der Landwirtschaft vorbei. Dennoch ist unsere Landwirtschaft so stabil, dass sie sich am Markt behaupten kann. Die mit den Konjunkturprogrammen beabsichtigte Belebung des privaten Konsums wird sich auch auf die Nahrungsmittelnachfrage auswirken. Sie wird aber deutlich weniger von Konjunkturzyklen beeinflusst als zum Beispiel die Nachfrage nach neuen Kraftfahrzeugen.

Sie gehen allerdings von einem deutlichen Rückgang der Agrarexporte aus, doch bei den Debatten um die Konjunkturhilfen spielt die Landwirtschaft kaum eine Rolle. Brauchen wir einen landwirtschaftlichen Rettungsschirm?

Aigner: Nein. Ich habe gesagt, dass zuerst der Export betroffen wäre, wenn unsere Branche Probleme bekommt. Dafür gibt es jetzt aber keine Anzeichen. Im Gegenteil: Was die Agrar-Exporte betrifft, so scheinen sie von dem negativen Trend der Allgemeinwirtschaft ausgenommen zu sein. Und insgesamt exportierte die Branche im Jahr 2008 Güter im Wert von 53 Milliarden Euro, was im Vorjahresvergleich einen Rekordzuwachs von 15 Prozent bedeutet - ein enorm starkes Gesamtergebnis.

Wird die Krise Einfluss auf die Lebensmittelpreise haben?

Aigner: Hier wirkt die aktuelle Wirtschaftskrise eher entlastend. Sie hat unter anderem dazu geführt, dass sich die zur Jahreswende 2007/2008 überhitzten Märkte für Agrarprodukte beruhigt haben und die bei einigen Produkten stark gestiegenen Verbraucherpreise - zum Beispiel bei Butter und Getreide - wieder auf das Niveau der vergangenen Jahre gesunken sind. Mittelfristig gehen alle Prognosen von stabilen bis leicht steigende Preisen auf den Welt-Agrarmärkten aus.

Muss der Verbraucherschutz zurücktreten, wenn sich alle Welt nur noch um die Wirtschaft sorgt?

Aigner: Das wäre absolut die falsche Antwort! Ganz im Gegenteil muss, gerade wenn es schwierig wird, besonders darauf geachtet werden, dass die Entwicklung nicht zulasten der Verbraucher geht. Bestes Beispiel sind die Finanzdienstleistungen. Aus der Krise müssen Lehren gezogen und die Rechte der Verbraucher gestärkt werden. Meine verbraucherpolitische Leitlinie ist, dass Verbraucher wirksame und durchsetzbare Rechte, nutzbare Informationen und überschaubare Märkte brauchen. Das hilft nicht nur den Verbrauchern, sondern der gesamten Wirtschaft. Wer Verbraucher und ihre Rechte stärkt, stärkt eine funktionierende Marktwirtschaft.

Bis zur Bundestagswahl ist es nicht mehr lange hin. Welche Akzente wollen Sie bis dahin noch setzen?

Aigner: Einer meiner Schwerpunkte 2009 wird die Ernährungspolitik sein. Der nationale Aktionsplan "Inform - Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung", der im vergangenen Jahr gestartet ist, setzt dieses Jahr weitere Akzente. Mit dem Aktionsplan wollen wir die Bevölkerung zu einem gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und Bewegung motivieren und bessere Rahmenbedingungen in allen Lebensbereichen schaffen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort