Konjunktur Blendende Aussichten für die regionale Wirtschaft

Trier · Der Handelskonflikt zwischen China und den USA, das nicht enden wollende Brexitdrama und viele andere Faktoren schwächen die weltweite Konjunktur ab. Die Wirtschaft in der Region bleibt davon (noch) unberührt.

Die regionale Wirtschaft brummt. Das gilt für das Handwerk ebenso wie für Industrie, Handel und Dienstleistungen. Die Konjunkturumfragen der Handwerkskammer Trier (HWK) und der Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) spiegeln über weite Bereiche ein überaus positives Bild.


EIN ÜBERBLICK
Der IHK-Konjunkturindikator hat sich laut Kammer mit derzeit 123 Punkten (Jahresbeginn: 125 Punkte) auf hohem Niveau stabilisiert. „Das ist auf die aktuell weiterhin sehr gute Geschäftslage vieler Unternehmen zurückzuführen. Offenbar haben die konjunkturellen Schwächen, die sich seit Sommer 2018 in der deutschen Volkswirtschaft zeigen, bisher noch keine gravierenden Auswirkungen auf unsere Region gehabt“, zieht IHK-Hauptgeschäftsführer Jan ­Glockauer Bilanz.

53 Prozent der befragten Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel, Dienstleistungen berichten derzeit von guten, weitere 41 Prozent von befriedigenden und nur sechs Prozent von schlechten Geschäften.

„Bemerkenswert ist die sehr gute Branchenkonjunktur der regionalen Industriebetriebe, während sich deutschlandweit gerade das exportabhängige verarbeitende Gewerbe ja eher in schwierigem Fahrwasser befindet“, erläutert IHK-Chefvolkswirt Matthias Schmitt.

Denn die regionale Industriebranche hat in den vergangenen zwölf Monaten ihre Umsätze deutlich gesteigert. Besonders zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage zeigen sich die Investitions- und die Vorleistungsgüterproduzenten. Das verarbeitende Gewerbe berichtet darüber hinaus von „dicken Auftragspolstern“ und überdurchschnittlich gut ausgelasteten Produktionskapazitäten. Auch die inländischen Auftragseingänge haben sich im ersten Quartal 2019 positiv entwickelt, während die Auslandsaufträge leicht zurückgingen.

Ebenso positiv sieht die Lage im regionalen Handwerk aus, wie HWK-Geschäftsführer Matthias Schwalbach dem TV bestätigt: „Wir sehen auch die Risiken, die die nationale und weltweite Konjunktur gefährden. Aber bei uns sind noch keine Wolken am Himmel zu erkennen.“ Neun von zehn Handwerken in der Region geben laut HWK-Umfrage an: Wir sind mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden. Drei Viertel der Unternehmen vermelden eine Betriebsauslastung von über 70 Prozent. Über alle Branchen hinweg sind die Auftragsbücher für zwölf Wochen ausgelastet und mehr als die Hälfte der Firmen hat auch in den Betrieb investiert.

Die besten Beurteilungen ihrer aktuellen Geschäftslage geben Schreiner, Installateure und Heizungsbauer sowie die weiteren Gewerke der Ausbaugewerbe ab. Hier zeigen sich alle Befragten zufrieden, dicht gefolgt vom Bauhauptgewerbe mit 95 Prozent und den personenbezogenen Dienstleistungsgewerben wie Schuhmacher, Maßschneider oder Uhrmacher mit 94 Prozent.

DIE AUSSICHTEN Hier machen sich die IHK-Mitgliedsbetriebe durchaus Gedanken: 15 Prozent der Befragten erwarten in den kommenden zwölf Monaten bessere Geschäfte zu machen, 73 Prozent gehen von einer wirtschaftlichen Seitwärtsbewegung aus und zwölf Prozent befürchten einen schleppenderen Geschäftsverlauf. Die Industrie- und Handelskammer  schließt hieraus, dass sich im weiteren Jahresverlauf in der Region das Wachstumstempo spürbar verlangsamen wird. „Wir bleiben dennoch grundsätzlich optimistisch gestimmt, denn die Firmen wollen in den nächsten zwölf Monaten mehr investieren und auch zusätzliches Personal einstellen. Die Daten sprechen zusammengenommen für eine Wachstumsdelle, aber nicht für einen längeren Abschwung“, sagt Matthias Schmitt.

Sein Kollege bei der Handwerkskammer, Matthias Schwalbach, sieht die Entwicklung bei den rund 7000 Handwerksfirmen weiter positiv. „Das liegt sicher auch daran, dass unsere Mitglieder nicht im Zulieferbereich tätig sind.“ Die Grenznähe stützt ebenfalls die regionale Konjunktur. „Luxemburg läuft rund und die Auftragsbücher sind auf drei Monate hin gefüllt.“

Insgesamt rechnen 97 Prozent der Handwerker mit gleichbleibender oder gar verbesserter Geschäftslage. Im Kraftfahrzeuggewerbe, im Lebensmittelgewerbe, im Gesundheitsgewerbe, also Augenoptiker, Zahntechniker, Hörakustiker, Orthopädieschuhmacher und -techniker, und bei den personenbezogenen Dienstleistungen gehen sogar alle Umfrageteilnehmer davon aus, dass die Lage zumindest gleich bleibt.

Schwalbach: „Wie bei den vorangegangenen Umfragen wurden auch diesmal weitere wichtige Indikatoren abgefragt: Dazu zählt der Auftragsbestand, der im Berichtszeitraum bei 88 Prozent der Befragten unverändert ist oder sogar gesteigert werden konnte. Jeder Fünfte bewertete ihn als überdurchschnittlich für die Jahreszeit. 96 Prozent der befragten Handwerker rechnen auch künftig mit vollen Auftragsbüchern und anhaltend längeren Wartezeiten.“


RISIKEN UND PROBLEME Der Fachkräftebedarf ist für die gesamte Wirtschaft in der Region ein Problem. „Im Handwerk fehlen rund 2000 Mitarbeiter, rund 1600 Fachkräfte – und zudem können 400 Lehrstellen nicht besetzt werden“, rechnet Matthias Schwalbach vor. Trotz der angespannten Situation am Arbeitsmarkt konnten 80 Prozent der Handwerker ihren Personalstamm halten und 13 Prozent konnten Personal aufbauen.

Auch das IHK-Konjunkturbarometer belegt die Dramatik: Die größten Risiken sehen die IHK-Mitgliedsbetriebe im Fachkräftemangel, 66 Prozent, in der Höhe der Arbeitskosten, 44 Prozent, und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen , 43 Prozent.


DIE EINSCHÄTZUNG Die Industrie- und Handelskammer geht davon aus, dass der Höhepunkt des Aufschwungs auch in der Region überschritten sei, aber die Kennzahlen der Umfrage sprächen derzeit für eine weiche Landung. IHK-Chefvolkswirt Matthias Schmitt: „Der sehr gute Arbeitsmarkt, die intakte Binnennachfrage und Baukonjunktur sowie die guten Finanzierungsbedingungen wirken stabilisierend.“

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die Handwerkskammer Trier beurteilt die Situation positiv. HWK-Geschäftsführer Matthias Schwalbach: „Das regionale Handwerk ist gut aufgestellt. Wir sehen keine Wolken am Konjunkturhimmel.“

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