Die richtige Wirkung erzielen

Trier · Vom Start-up aus Studiumszeiten hin zu einer der größten Media-Agenturen Deutschlands: Das Trie rer Unternehmen Moccamedia hat sich bundesweit zu einem Spezialisten für regionale Werbung großer Marken und für die Planung gezielter Werbeoffensiven in der Autoindustrie gemausert.

Trier. Cornelia Lamberty kennt Deutschland und die Deutschen so gut wie nur wenige andere. Nicht nur, weil sie ständig zwischen Hamburg und München, zwischen Köln und Berlin zu Kundengesprächen unterwegs ist. Sie kennt ihre Landsleute auch, weil sie genau weiß, welche Zielgruppe in welcher Region wie angesprochen werden muss, damit der Kunde seine Produkte optimal an den Mann und die Frau bringen kann.
Ob es um den Abverkauf neuer Automodelle per Grill-Event wie bei Opel oder um einen neuen Schnellkochreis von Müllers Mühle geht: Mit ihrer Media-Agentur Moccamedia kann die Unternehmenschefin anhand von Marktforschungsergebnissen genau feststellen, ob etwa viele junge Leute in einer Region leben, welche Supermärkte die ansteuern, welche Marken diese bevorzugt kaufen und wie oft - bis in einzelne Stadtteile hinein. "Unser Standbein ist seit unserer Gründung 1989 regionales Marketing.
Darin sind wir ausgewiesene Spezialisten", sagt Lamberty stolz und verweist auf rund 20 Automarken im Kundenstamm.
Starker Wachstum


Ein Beispiel dafür: Die Premium-Marke Lexus steht vor der Herausforderung, zwar national und international bekannt zu werden. Gleichzeitig wissen die Autobauer aber auch, dass die meisten Fahrzeuge vor Ort beim regionalen Händler gekauft werden - weshalb der bayerische Autofahrer aus der Provinz anders angesprochen werden muss als der aus Hamburg oder Berlin.
Moccamedia tut genau dies. Denn im Gegensatz zu einer Werbeagentur, die für Produkte nach den richtigen Farben für die richtige Verpackung und einen griffigen Slogan sorgt, suchen die Marketing-Experten bei Moccamedia aus Zeitungen, Internet, Hörfunk und Plakatwänden das geeignete Medium für bestimmte Zielgruppen einzelner Regionen heraus. "Es gibt so viel Vielfalt und jede Menge Möglichkeiten. Unsere Aufgabe ist die optimale Kombination", sagt die Trierer Unternehmerin.
Seit 25 Jahren hat sich Cornelia Lamberty mit ihrem ursprünglich als Start-up aus dem Trierer Unigeschehen heraus gegründeten Betrieb in der Branche einen Namen gemacht. Sie ist nicht nur eine von vier unabhängigen Media-Agenturen in Deutschland, sondern auch die einzige inhabergeführte. Und: Seit Jahren gehört sie beim Branchenranking zu den am stärksten wachsenden Agenturen. "Das bringt uns Reputation und neue Kunden ein", sagt die 53-Jährige.
Rund 250 Millionen Euro für Medialeistungen ihrer Kunden setzt sie dabei mit ihren rund 60 Mitarbeitern am Hauptsitz Trier und den rund 20 weiteren Beschäftigten an den Standorten Köln, Frankfurt, Wien (Österreich) und Solothurn (Schweiz) sowie den zwei Tochterfirmen Moccatactic und Moccamotion im Jahr um. Denn auch im nahem Ausland ist Werbung nicht gleich Werbung: "In der Schweiz etwa ist man dezenter, außerdem gibt es drei Sprachen. In Österreich geht es um einen gekonnten Einstieg, denn harte Fakten stehen dort nicht so stark im Vordergrund wie in Deutschland", weiß die gelernte Reiseverkehrsfrau.
Dabei reicht das Repertoire vom Einkauf von Sendezeiten, Plakatflächen und Anzeigenformaten bis hin zur persönlichen Betreuung der Kunden. "Unsere Philosophie ist: Hier gibt es einen Menschen, der sich um alles kümmert", sagt Lamberty. Etwas, das offenbar ankommt, aber auch gelebt werden muss. Folglich schult sie ihre Mitarbeiter in einer eigens dafür gegründeten Weiterbildungsakademie. Ob gemeinsames Fußballgucken, Französisch-Kurse und Exkursion nach Metz, Rhetorik-Seminar und Gesundheitswoche - auch hier kümmert sich die Chefin selbst. Für seine Umweltfreundlichkeit und Mitarbeiterorientierung wurde Moccamedia jüngst von dem international tätigen Evaluierungsunternehmen Ecovadis mit dem Silber-Standard ausgezeichnet.
Ihren Nachwuchs rekrutiert Lamberty aus dem Umfeld der Trierer Hochschulen, personell gesehen zwar "eine luxuriöse Situation", sagt der Marketing-Profi. Allerdings sei das Unternehmen stark gewachsen, und viel Nachwuchs wandere in die großen Städte ab. Dennoch ist sie zufrieden: "Wir konnten hier in der Provinz viel Know-how aufbauen - und halten."

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