Die Tastatur ist ihre Waffe

Bei der Zahl der Gründungen hinkt die Region Trier dem Rest des Landes hinterher. Der erste Existenzgründerpreis des Kreises Junger Unternehmer (KJU) soll die Idee, ein eigenes Unternehmen zu gründen, schon bei jungen Menschen fördern. Die drei Sieger aus der Eifel, von der Mosel und aus Trier zeigen, wie man mit Erfolg sein eigener Chef wird.

Trier. Wer viel Wert darauf legt, seine beruflichen Ziele umzusetzen, den Mut vor dem Risiko nicht scheut und kreative Ideen hat, für den ist der Schritt in die Selbstständigkeit eine ideale Arbeitsform. Wie für Marco Schmitz und Kathrin Lux. Vor vier Jahren haben die beiden "dietextagentur Schmitz & Lux" in Bitburg gegründet. "Wir haben gesehen, dass sich im Medienzeitalter alles immer breiter entwickelt und massiv streut", sagt Schmitz. "Vor allem die mittelständischen Betriebe bekommen es allein nicht gestemmt, auf allen Plattformen präsent zu sein. Das bieten wir, die Tastatur ist unsere Waffe."Von der Region in die Welt


Ob klassische Unternehmenspräsentation, die Gestaltung der Internetseite, Suchmaschinenoptimierung oder die permanente Befeuerung der sozialen Medien mit neuen Informationen: Für all das stellt "dietextagentur" ihre Dienste zur Verfügung. Mit Erfolg: Das Start-up hat nicht nur in der Region seine Kunden, sondern mit Bitburger, Mercedes, Lindt und Otto auch große, deutschlandweit und international tätige Unternehmen gewonnen.
Für dieses Geschäftsmodell, seinen Erfolg und das Wachstum ist das Eifeler Unternehmen nun vom Kreis Junger Unternehmer (KJU) mit dem ersten Existenzgründerpreis aus 1900 Bewerbern aus der Region ausgezeichnet worden. Mit dem Preisgeld von 4000 Euro und einem Coaching honoriert die Jury "die unternehmerischen Wertvorstellungen, das Verantwortungsbewusstsein für die Mitarbeiter und die klaren, realistischen Ziele".
Eine Auszeichnung, die für Marco Schmitz und Kathrin Lux eine Anerkennung ihrer Arbeit ist. "Wir sind stolz, dass unsere Vision und Philosophie anerkannt werden", sagt Schmitz. Vor allem aber werde damit auch ein Zeichen für den Unternehmensstandort in der Region gesetzt. "Wir haben gezeigt, dass man erfolgreich regional arbeiten und trotzdem große Kunden aus der ganzen Bundesrepublik gewinnen kann", freut er sich.Eine Übergabe über fünf Jahre


Der KJU hat den Existenzgründerpreis - gesponsert von den Sparkassen der Region und der Kanzlei Widdau & Partner - erstmals ausgeschrieben, "um die Region für junge Menschen attraktiv zu machen und diese der Region zu erhalten", sagt KJU-Vorsitzender Christian Heuschreiber (IT works, Kenn). Seit nun 51 Jahren pflegt der Jungunternehmerkreis mit rund 280 Mitgliedern den Austausch zwischen jungen Betriebsinhabern unter 40 Jahren und den Fördermitgliedern, um mehr Fachkräfte dazu zu bringen, ihr eigener Chef zu werden.
Dazu gehört auch Andreas Thiesen, dem die Hälfte der Busch GmbH aus Bengel (Kreis Bernkastel-Wittlich) gehört. Auf der anderen Seite ist sein Partner Lothar Busch, dessen Schreinerei Anfang 2014 in das neue Konzept des Unternehmens einging. Thiesen ist der klassische Betriebsnachfolger, denn mit seinem Partner hat er ein Übergabemodell vereinbart, das in drei Jahren abgeschlossen ist. Denn dann geht Busch in Rente. Für das Konzept, die eigenen Ideen, den Erhalt der Mitarbeiter und den Ausbau der Kundschaft hat der Schreinermeister den zweiten Existenzgründerpreis erhalten. "Ich bin froh über das gewonnene Coaching, weil ich so von anderen lernen kann", sagt er. Die Auszeichnung sei Ansporn, die seit Jahrzehnten im Betrieb arbeitenden Mitarbeiter weiterzuführen, aber auch das eigene Konzept umzusetzen und auch größere Aufträge zu bearbeiten.
Von größeren Aufträgen ist der dritte Preisträger, das im Sommer 2013 gegründete Trierer Unternehmen Intrivino, noch entfernt. Langsam, aber stetig und mit Bedacht haben Sven Castello, Jens Holzhäuser und Christian Mohr einen Online-Weinhandel mit einem Verkaufsladen in der Trierer Innenstadt gegründet. Die Auffälligkeit hier: Intrivino betreiben die drei Freunde im Nebenerwerb. Zwei von ihnen arbeiten in Luxemburg, der andere in Karlsruhe. "Als Gründer ist man für jede Hilfe dankbar", sagt Christian Mohr. Jede Erfahrung und alles, was man lernen könne, sei hilfreich. Deshalb sei er "sehr stolz", mit dem Existenzgründerpreis auch das Konzept des Unternehmens besser präsentieren zu können.Das Hobby zum Beruf gemacht


Die drei Weinfreunde haben nämlich ihr Hobby ein Stück weit zum Beruf gemacht. "Wir bieten ausschließlich regionale Weine an, versuchen in der Branche Vertrauen zu gewinnen und Beziehungen zu den Winzern zu pflegen", erläutert Mohr. Der Vorteil bei der Gründung im Nebenerwerb: "Wir haben dank unseres Hauptjobs nicht den Druck, vieles finanzieren und gleichzeitig Profit machen zu müssen." Umso wichtiger sei die Kontaktpflege innerhalb des KJU und mit Gleichgesinnten.
Die ersten Geehrten des Existenzgründerpreises zeigen die ganze Bandbreite des Unternehmertums - vom Start-up über die Übernahme bis hin zur Gründung im Nebenerwerb: "Mit den Preisträgern wird das Gründungsgeschehen in der Region gut widergespiegelt, und dies in allen Sparten von Handel über Dienstleistung bis zu Handwerk", sagt Ulrich Schneider, Geschäftsführer Ausbildung der Industrie- und Handelskammer Trier und Organisator des Preises. "Zentral ist, dass für alle drei die Region eine wichtige Rolle spielt. Das ist wichtig für die heimische Wirtschaft. Wir wollen Gründer mit dem Preis auch in einer Zeit fördern, in der die Zahlen eher rückläufig sind."

Extra

Im vergangenen Jahr gab es laut der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier 3844 Gewerbeanmeldungen. Das hört sich nach viel an. Bei 75 Anmeldungen je 10 000 Einwohner hinkt die Region Trier jedoch im Vergleich zu anderen Regionen und zum Landesdurchschnitt hinterher. Allerdings gibt es ein gesteigertes Interesse im Vorfeld von Gründungen, etwa bei den 155 Existenzgründungsgesprächen im vergangenen Jahr und den Informationsveranstaltungen mit gut 300 Teilnehmern. Eine weitere Besonderheit: Es gibt zunehmend Gründungsanfragen von ehemals in Luxemburg Beschäftigten. sas