"Die wissen nicht, was sie uns antun"

TRIER. Sie machten einem Ehepaar vier Monate das Leben zur Hölle: Mieter, die keinen Cent bezahlten und dann einfach verschwunden sind. Auf den Kosten bleibt die Familie nun wohl sitzen.

Roland S. weiß noch nicht so recht, ob er sich freuen soll. Der Schrecken sitzt noch tief, auch wenn der 42-Jährige seine Horror-Mieter los ist. Im April haben er und seine Frau die 140 Quadratmeter große Eigentumswohnung in einem kleinen Hunsrückdorf an einen Mann vermietet, für 430 Euro kalt. Komisch kam es Roland S. und seiner Frau Elke, 42, schon vor, als der Mieter darum bat, die Kaution in Höhe von drei Monatsmieten abzustottern.Vermieter sind auf das Geld angewiesen

Doch sie waren froh, endlich wieder einen Mieter gefunden zu haben. Sie brauchten das Geld. Jeder Monat, in dem die Wohnung leer steht, bedeutete ein Minus in der Kasse der vierköpfigen Familie. Die Fünf-Zimmer-Wohnung, eigentlich eine Kapitalanlage, ist nämlich noch nicht abbezahlt, die Miete fließt direkt in den Kredit. Bei dem Vormieter, einem Arzt, gab es keine Probleme: Die Miete kam pünktlich, die Wohnung war immer sauber. Als dieser dann kündigte, suchten Roland S. und seine Frau hektisch nach einem Nachmieter. Doch bislang haben sie von dem neuen Mieter keinen Cent gesehen. Zusammen mit den Nebenkosten müssen sie daher monatlich 500 Euro aus eigener Tasche bezahlen. Die fristlose Kündigung im Juni hat der Mieter, der zusammen mit seiner Partnerin in der Wohnung lebte, verstreichen lassen. Roland und Elke S. reichten Räumungsklage ein. Inzwischen musste das Ehepaar, das selbst in einem Mietshaus wohnt, bereits einen Kredit aufnehmen, um die Kosten zu finanzieren. "Der Urlaub in diesem Jahr ist gestrichen", sagt Elke. Am Samstag sei das Paar plötzlich ausgezogen. "Die wissen gar nicht, was sie uns angetan haben." Das Ehepaar ist nervlich am Ende. Auf ihrem Geld werden sie wohl sitzen bleiben. "Da ist nichts zu holen", ist sich ihr Anwalt Udo Fusenig sicher. "Horror-Mieter", "Chaos-Mieter", "Mietnomaden" - Begriffe, die Ulrich Ropertz vom Mieterbund nicht gerne hört. "Keine Frage, das sind Betrüger, die gehören bestraft. Für die machen wir uns nicht stark." Aber das seien "absolute Einzelfälle". Es gebe drei Millionen überschuldete Mieter, doch die wenigsten würden aus krimineller Absicht nicht zahlen. "Das ist ein zunehmendes gesellschaftliches Problem." Und dass Mieter mehr Rechte hätten als Vermieter, streitet er ab: "Die Vermieter können das Mietverhältnis fristlos kündigen, können Räumungsklage einreichen und haben drei Monatsmieten Kaution als Sicherheit." Gerd Ribbeck von der Gesellschaft "Vermieter und Partner arbeiten zusammen" (Vpaz) sieht das jedoch anders. Vermieter seien Mietnomaden "schutzlos ausgeliefert". Schnell könnte sich der Schaden auf mehrere Tausend Euro summieren. Kosten, auf denen die Vermieter in aller Regel sitzen blieben. Die Ausnahme sind solche Horrormieter für ihn nicht. "Die werden zunehmend zu einer Katastrophe." Er rät allen Vermietern, sich vorher über seine Mieter zu erkundigen, etwa durch eine Bankauskunft. Und wer mehr über das Vorleben seines Mieters wissen will, kann bei Vpaz gegen Geld jede Menge "legale" Infos erhalten. Wie man an die Daten herangekommen ist, darüber schweigt Ribbeck allerdings. Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Mailen Sie uns Ihr Thema: thema@volksfreund.de

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