Mittelstand im Wandel Digitalisierungs-Experte fordert: „Stellt auch mal Freaks ein!“

Trier · Digitalisierung muss nicht immer hochkomplex sein, das zeigt ein Professor in Trier. Unternehmer müssten dahin gehen, wo es wehtut, um in der Zukunft erfolgreich zu sein.

 Teilnehmer der Veranstaltung zur Finanzierung von Digitalisierungsprojekten – im Anzug. Professor Kriegesmann (Dritter von rechts) empfiehlt ihnen jedoch, manchmal den Blaumann anzuziehen.

Teilnehmer der Veranstaltung zur Finanzierung von Digitalisierungsprojekten – im Anzug. Professor Kriegesmann (Dritter von rechts) empfiehlt ihnen jedoch, manchmal den Blaumann anzuziehen.

Foto: TV/alexander sell www.alexandersel

Ein Raum voller Geschäftsleute hängt gebannt an den Lippen eines Professors. „Sie müssen den Blaumann anziehen und dahin gehen, wo es wehtut“, sagt er. Wozu? Ganz einfach, um die jeweiligen Unternehmen in die Zukunft zu führen. Das sagt Professor Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule und Digitalisierung-Experte, bei der gemeinsamen Veranstaltung der Sparkasse Trier und der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB).

Der Name der Veranstaltung „Alles digital oder was? Mittelstand im Umbruch“ sagt dabei alles über das Ziel des Abends. Bei dem von Professor Kriegesmann angeregten Kleiderwechsel ginge es nicht immer darum, das Geschäft neu zu erfinden. Oftmals sei das neue Denken von vorhandenen Produkten ausreichend. Beispiel: Google Maps sei auch nur die Weiterentwicklung der Falt-Straßenkarte. Es ginge also nicht um neue Leistungen, sondern darum, sie anders zu erbringen.

Einige der anwesenden Unternehmer haben dieses Denken bereits verinnerlicht, andere wollen sich noch weiterentwickeln. Zu denen, die die Digitalisierung bereits anpacken, gehören die beiden „Best-Practice-Beispiele“, die bei der von Jens Baumgart moderierten Veranstaltung ihre Neuerungen vorstellen. Da ist zunächst KBMT, Türenhersteller aus Trierweiler.

In Vertretung der Firma stellt Margret Borne-Müllerklein, die das Unternehmen mit ihren Bruder leitet, das Projekt „Online-Türbestellung“ vor. Sprich, ein Kunde kann im Internet beim Händler die Tür zusammenstellen und Dinge wie Form oder Farbe steuern.  „Dabei werden bis zu einer Million Varianten der Tür möglich.“ Diesen Schritt zur Online-Bestellung begründet Borne-Müllerklein damit, dass auf der Strecke bleibe, wer „im Internet nicht gefunden“ werde.

Auch die Firma Vet-Concept (Herstellung von Tiernahrung in Föhren) stellt ihren Digitalisierungs-Fortschritt vor. Gründer Torsten Herz berichtet davon, dass er unter anderem ein eigenes Team aus vier Mitarbeitern habe, die nur die sozialen Netzwerke bedienen. Das könne allerdings nicht der einzige Fokus sein, denn „40 Prozent der Bestellungen kommen weiterhin über das Telefon“. Außerdem werde die gesamte Trockenfutterherstellung digitalisiert.

Die Unternehmer bekommen einen Tipp von Professor Kriegesmann: „Stellt Freaks ein!“ Diese hochintelligenten und kreativen Bewerber würden oftmals durch das Raster fallen, könnten aber als Informatiker beispielsweise ein neues Denken in den Unternehmen hervorrufen.

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