Dunkler Rauch über Töpfer-Ort

Hiobsbotschaft aus der Töpfer-Gemeinde: Der Schornstein-Hersteller Plewa in Speicher hat Insolvenz angemeldet. In der Eifel sind 86 Arbeitsplätze gefährdet, am Produktionsstandort im bayerischen Klardorf bangen 60 Menschen um ihre Jobs.

 Warten auf Käufer: Die Kaminsysteme, die die Firma Plewa fertigt, haben sich in den vergangenen Jahren nicht mehr so gut verkauft. Foto: TV-Archiv

Warten auf Käufer: Die Kaminsysteme, die die Firma Plewa fertigt, haben sich in den vergangenen Jahren nicht mehr so gut verkauft. Foto: TV-Archiv

Speicher. Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Das Traditionsunternehmen Plewa aus Speicher hat am Donnerstag beim Amtsgericht Bitburg Insolvenz angemeldet. Bei der Firma, die sich auf Schornsteintechnik und Abgassysteme spezialisiert hat, arbeiten rund 145 Menschen. 86 davon am Firmensitz in Speicher, der Rest am Produktionsstandort im bayerischen Klardorf. Diese Arbeitsplätze sind nun in Gefahr.Die Geschäfte laufen weiter

Das vergangene Jahr war für die Plewa-Werke kein gutes. "Das Unternehmen befindet sich seit längerem in einer Umstrukturierungsphase. 2007 ging der Umsatz erheblich zurück", sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Jens Lieser aus Koblenz. Vor allem durch die erhöhte Mehrwertsteuer und den Wegfall der Eigenheimzulage sei weniger verkauft worden. Diesen Einbruch wollte das Unternehmen durch andere Bereiche auffangen. Der Versuch scheiterte. Der Insolvenzverwalter spricht von einer "Liquiditätslücke", die kurzfristig aufgerissen sei. Um das Bitburger Amtsgericht führte am Donnerstag kein Weg mehr vorbei.Wie geht es weiter in Speicher? "Die Geschäfte werden in vollem Umfang fortgeführt", sagt Lieser. Auch die Löhne der Mitarbeiter seien bis Ende April gesichert. "Ich bin optimistisch, dass eine Lösung gefunden wird", sagt der Insolvenzverwalter. Gespräche mit dem Betriebsrat laufen. Telefonisch war am Firmensitz gestern jedoch niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.Für viele Menschen in Speicher kam die Insolvenz sehr überraschend. "Das ist das Erste, was ich höre", sagt Erhard Hirschberg, Ortsbürgermeister von Speicher. Auch Rudolf Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Speicher, war perplex, als er von unserer Zeitung auf die Entwicklung bei Plewa angesprochen wurde: "Ich hatte den Eindruck, dass es dort zurzeit recht gut läuft", sagt Becker.Bereits Ende der 90er Jahre waren die Plewa-Werke in Schwierigkeiten geraten. Damals wurden rund 70 Mitarbeiter entlassen. Der Ursprung der Firma Plewa reicht rund 500 Jahre zurück und liegt im Töpferwesen. Diese Branche war jedoch seit dem Mittelalter so streng reglementiert, dass sich Mitte des 19. Jahrhunderts der damalige Plewa-Inhaber Jakob Plein-Wagner von den Zunftzwängen befreite. Er ging neue Wege und begann eine industrielle Fertigung mit mehr Öfen und mehr Gesellen. Zu Hochzeiten beschäftigte die Firma Plewa rund 500 Menschen.

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