Echtes Bier aus falschem Ort

BITBURG. Knatsch an der Bierfront: Weil zwei niedersächsische Unternehmer ihr „Hannover Premium Pils“ in Rheinland-Pfalz brauen lassen, schäumt die Konkurrenz und wittert Verbrauchertäuschung. Die Brauer aus Bitburg geben sich gelassen: „Wir brauen nur Bitburger, uns tangiert das nicht.“

Endlich hat die Heimatstadt von Bierfreund und Bundeskanzler Gerhard Schröder wieder ein "eigenes" Pils: "Hannover Premium Pils" heißt der Gerstensaft, den zwei findige Unternehmer seit kurzem über örtliche Kioske vertreiben. Dass das Pils der lokalen Konkurrenz nicht schmecken würde, war absehbar. Möglicherweise werden die Halb-Liter-Flaschen, auf deren Etikett das hannoversche Rathaus zu sehen ist, jetzt sogar ein Fall für die Juristen. Der Grund: Das Bier kommt gar nicht aus Hannover, sondern ausgerechnet aus dem Weinland Rheinland-Pfalz. Weil die niedersächsischen Unternehmer nach eigenen Angaben im hohen Norden keine Brauerei fanden, die bereit gewesen wäre, das von ihnen "erfundene" Bier abzufüllen, suchten sie im Süden. Und wurden fündig. Eine rheinland-pfälzische Brauerei erklärte sich bereit, die 250 000 Liter "Hannover Premium Pils" im Lohnbrauverfahren zu produzieren. Welche Brauerei das ist, darüber hüllen sich die Auftraggeber vornehm in Schweigen. Warsteiner aus Paderborn So viel immerhin steht fest: Die Premium-Brauer aus der Eifel haben mit dem "falschen" niedersächsischen Bier nichts am Hut. "Uns berührt die ganze Sache nicht", sagt Bit-Sprecher Dietmar Henle, "wir brauen Bitburger - und das in Bitburg." Stimmt, wenn auch nicht ganz. Denn seit etwas mehr als einem Jahr wird der Gerstensaft aus der Eifel auch im russischen Kaliningrad gebraut. Das spart weite Anfahrtswege und damit Kosten. Mit der Sache in Hannover könne man dies aber nicht vergleichen, meint Bit-Sprecher Henle. Denn Kaliningrad liege schließlich nicht in der EU, wo die Herkunftsbezeichnungen gelten. Stehe auf einem Produkt ein Ortsname, müsse das Produkt auch von dort kommen. Heißt: Allgäuer Bergkäse darf nur im Allgäu produziert werden, Birresborner Sprudel nur in Birresborn und Kölsch eben nur in Köln. Aber gilt dies automatisch auch für "Hannover Premium Pils"? Der Bundesgerichtshof entschied jedenfalls vor einigen Jahren, dass "Warsteiner" Bier nicht zwingend auch in Warstein gebraut sei müsse, um als solches verkauft zu werden. Voraussetzung: Die tatsächliche Braustätte (im konkreten Fall Paderborn) müsse auf dem Etikett deutlich vermerkt sein. Dies allerdings ist bei "Hannover Premium Pils"nicht der Fall. "Deshalb lassen wir die Sache jetzt juristsisch prüfen", sagt Birte Kleppien vom Deutschen Brauer Bund. Was wohl dazu führen wird, dass zumindest das Geheimnis, wo die Hannoveraner in Rheinland-Pfalz brauen lassen, bald gelüftet sein dürfte.

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