Ehrliche Bürger, weniger Abgaben

Trier · Die Deutsche Steuergewerkschaft in Trier hat sich am Tag der Steuergerechtigkeit der Öffentlichkeit gestellt und die Diskussion mit den Bürgern gesucht. Achim Bescheid, stellvertretender Landesvorsitzender der DSTG und Vorsitzender in der Region, ist mit der Aktion zufrieden.

Trier. "Es war für uns als Finanzbeamte eine ganz neue Erfahrung", erklärt der Gewerkschafter. Zehn Kollegen hatten sich mit ihm dieser Herausforderung gestellt, das offene Gespräch auf der Straße mit den Steuerbürgern gesucht und auch einen Fragebogen vorbereitet, der die Stimmung der Steuerzahler abfragen sollte. Am Informationsstand am Trierer Kornmarkt brauchten sich die Finanzbeamten nicht über mangelndes Interesse zu beklagen.
300 Gespräche in zwei Stunden


"Wir haben in gut zwei Stunden rund 300 Gespräche geführt", erläutert der DSTG-Chef. "Auch ausländische Besucher haben unseren Stand aufgesucht, etwa aus den Niederlanden oder Belgien. Deren Sorgen und Kritikpunkte an ihrem Steuersystem seien ähnlich, erläutert Bescheid. Luxemburger Gesprächspartner hätten indes durchaus Verständnis dafür gezeigt, dass andere Staaten mit den Steuervorteilen im Großherzogtum so ihre Probleme hätten. "Ein luxemburgischer Gesprächspartner hat sogar vor dem Hintergrund von Luxleaks eine EU-weit einheitliche Steuerregelung gefordert", erzählt Bescheid.
Die Einschätzung der deutschen Steuerzahler hat die DSTG aber auch mit einem Fragebogen aufgefangen. "Wir haben 160 ausgefüllte Bögen zurückbekommen. Die Auswertung hat uns hier und dort überrascht und in einigen Fällen auch gefreut, und wir sehen auch unsere Probleme und Anregungen in der Bevölkerung wahrgenommen", findet der Finanzbeamte.
Frage der Gerechtigkeit


So haben die Frage "Ist die Steuergesetzgebung gerecht?" 59 Teilnehmer mit nicht gerecht beantwortet und 87 mit teils-teils. Bei der Frage "Gibt es zu viele Verordnungen und Gesetze?" ist das Meinungsbild dagegen ganz einheitlich: 114 Befragte beantworten dies mit einem Ja.
Eine deutliche Mehrheit findet sich auch bei der Frage "Werden große und kleine Steuerzahler gerecht besteuert?" Immerhin 107 Teilnehmer sind der Meinung nein. "Das hat uns doch sehr verwundert. Wir hätten nach den spektakulären Fällen von Uli Hoeneß und anderen doch gedacht, dass dies inzwischen in der Öffentlichkeit anders wahrgenommen wird", erläutert Achim Bescheid.
141 Befragte sind sich sicher, "würden alle ihre Steuern zahlen, würden sich die Belastungen für den Einzelnen mindern" und 121 empfinden "Steuerhinterziehung nicht als Kavaliersdelikt".
Für die Steuergewerkschaft ist aber auch die Schlussfrage von großer Bedeutung: "Kann die Finanzverwaltung die Steuergerechtigkeit noch gewährleisten?" DSTG-Chef Bescheid warnt mit seinen Kollegen, dass die Finanzämter für immer komplexere und vielschichtigere Anforderungen zu wenig Personal haben. 88 Befragte geben dieser Einschätzung recht. "Erstaunlich war auch, dass die meisten weitere Aufgaben in der Steuerfahndung als sinnvoll sehen, dafür aber nicht auf den täglichen Service verzichten wollen."
Insgesamt seien die Rückmeldungen positiv gewesen, findet der Gewerkschaftsvorsitzende.

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