Eifeler Modellanlage sorgt für richtige Spannung

Bleialf · Test bestanden: Der Energiekonzern RWE zieht nach einem Betriebsjahr seines Projektes Smart Country eine positive Bilanz. Die Erkenntnisse aus dem Praxistest im Eifelkreis Bitburg-Prüm werden für den künftigen Netzausbau eingesetzt.

 Immer mehr Solar- und Windenergie wird in die Netze eingespeist. Für die Energieversorger ist das eine große Herausforderung. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Immer mehr Solar- und Windenergie wird in die Netze eingespeist. Für die Energieversorger ist das eine große Herausforderung. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Bleialf. Der Essener Energieriese RWE hat die ländliche Region fest im Blick. Kein Wunder, denn in spärlich besiedelten Gebieten wie dem Eifelkreis werden mehr als 90 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien im Verteilnetz eingesammelt. "Die Energiewende auf dem Land ist im vollen Gang", sagt Joachim Schneider, Vorstand Technik der RWE Deutschland.
Das Problem bei der Einspeisung des dezentral erzeugten Stroms aus Biogas-, Windkraft- und Photovoltaikanlagen im ländlichen Raum ist, dass das bestehende Stromnetz lediglich dafür konzipiert ist, die Verbraucher zu versorgen. Die aber schicken inzwischen jede Menge Strom durch die Leitungen zurück: In der Region Trier speisen rund 7500 Erzeuger regenerativer Energie 970 Megawatt in das Netz ein - doppelt so viel, wie früher im Landstrich verbraucht wurde. Und der Ertrag steigt. Da aber die Sonne nicht immer scheint und der Wind nicht beständig weht, besteht die Herausforderung darin, die Spannung im Netz konstant zu halten. Das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Modellprojekt Smart Country, an dem außer der RWE Deutschland die Technische Universität Dortmund, der Anlagenbauer ABB und das Beratungsunternehmen Consentec teilnahmen, ist die Lösung des Problems.

"Mit dem hier erprobten Mittelspannungsregler lässt sich die Leitungskapazität erweitern", erklärt Joachim Schneider. Im 170 Quadratkilometer großen Testgebiet in der Eifel konnten die regenerativen Anlagen über das ganze Jahr viel mehr Strom produzieren und einspeisen, als vor Ort nachgefragt wurde. Ermöglicht wird dies durch ein virtuelles Kraftwerk - eine Kopplung von Biogasspeicher, Blockheizkraftwerk und dem Strom, den die Photovoltaik- und Windkraftanlagen liefern. "Es entsteht damit ein Hybrid-Netz", sagt Projektleiter Torsten Hammerschmidt.
"Sobald weniger Strom durch Wind und Sonne eingespeist wird, produziert die Biogasanlage die benötigte Energie." So sei es möglich gewesen, mit den neuen, auf Halbleitertechnik basierenden Spannungsreglern einen Tag- und Nachtausgleich der Netzspannung zu erreichen und die Spannung dauerhaft exakt auf den eingestellten Wert zu regeln.
Die Versuchsanlage, in der die technische Revolution stattfand, steht in Üttfeld-Spielmannsholz. Dort setzt Heinz Hoffmann bereits seit 1995 auf regenerative Energie: In der Biogasanlage auf seinem Hof wurde das rund sechs Millionen Euro teure Projekt ein Jahr lang erfolgreich getestet. Schon in den 1990er Jahren begann die Wandlung Hoffmanns vom Landwirt zum Energiewirt: "Heute ist die Erzeugung von Strom unsere Haupteinnahmequelle", sagt er. 1998 gründete er mit Kollegen und Freunden die Westwind II GmbH, seit dem Jahr 2000 produzieren die neun Windräder der Gemeinschaft Ökostrom.
"Ein Mann mit solcher Erfahrung war für dieses Modellprojekt Gold wert", stellt Torsten Hammerschmidt fest. Doch auch nachdem es nun gelungen ist, dezentral erzeugten Strom aus Wind, Photovoltaik und Biomasse zwischenzuspeichern, was zur Lösung einer der größten Her ausforderungen der Energiewende beiträgt, werden weiterhin Millionen für den Bau von Leitungen fließen müssen: "Das ist ein Tagesspeicher, mit dem wir keine langen Flauten überwinden können", sagt Joachim Schneider.
"Dieses intelligente Netz ist kein Ersatz für den konventionellen Zubau an Leitungen. Den Erfolg des Projektes stellt dies aber nicht in Frage: In Zukunft werden ländliche Regionen zunehmend die Energie produzieren, die umliegende Städte brauchen", sagt Schneider.Extra

 Vom Landwirt zum Energiewirt: Windkraft, Photovoltaik und eine Biogasanlage sind die Haupteinnahmequellen für Heinz Hoffmann. In seiner Anlage wurden die neuen Spannungsregler der RWE ein Jahr lang getestet. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Vom Landwirt zum Energiewirt: Windkraft, Photovoltaik und eine Biogasanlage sind die Haupteinnahmequellen für Heinz Hoffmann. In seiner Anlage wurden die neuen Spannungsregler der RWE ein Jahr lang getestet. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Smart Country ist ein Projekt von RWE, das durch die Industrie begleitet und unterstützt und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert wird. Die Ergebnisse des Modellprojekts stehen später allen Netzbetreibern zur Verfügung. Der Bund fördert das drei Millionen Euro teure Projekt zur Hälfte. red

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