Eifeler Mühle steht bald still

Kyllburg · Mit der Eifelmühle stellt die letzte große Mühle in der Region Trier Ende September ihre Arbeit ein. Der Mutterkonzern will sich strategisch neu ausrichten. Damit geht für Bauern, Bäcker und Verbraucher ein wichtiges Bindeglied in der regionalen Ernährungsbranche verloren.

Kyllburg. Seit mehr als 700 Jahren gehört die Mühle zu Kyllburg. Denn so lange wird an den Ufern des Kyll-Städtchens Getreide zu Mehl gemahlen. Und heute ist sie die letzte große Mühle der Region, wo Bauern ihr Getreide abliefern und Bäcker heimisches Mehl kaufen können. Doch von Ende September an steht die Mühle für immer still.
Auf einer Betriebsversammlung wurden die 16 Mitarbeiter über die Schließung des Unternehmens informiert. Der Mutterkonzern, die Werhahn Mühlen KG aus Neuss (siehe Extra), will sich "strategisch neu ausrichten", sagt Niederlassungsleiter und Geschäftsführer Walter Simon. "Kyllburg ist eine sehr alte Mühle und technisch überholt." Folglich hätten sich die Werhahn Mühlen für eine Schließung der unmodernen Produktionsstätte entschieden.
Vor sechs Jahren war die Eifelmühle Kyllburg von der Inhaberfamilie Zahnen nach 200 Jahren in Familienbesitz mit dem Ziel an die Neusser verkauft worden, den Standort zu sichern. Der fällt nun jedoch Ende September weg, die 16 Mitarbeiter sind laut Simon "enttäuscht". Dennoch werde die Abwicklung als fair empfunden. "Alle Mitarbeiter bekommen eine Abfindung oder können übernommen werden. Das ist mehr, als Werhahn tun muss", sagt der Geschäftsführer, der in der Eifelmühle das Müllerhandwerk gelernt hat.
Große Überkapazitäten


Schon seit rund 60 Jahren hält das Mühlensterben in Deutschland an. Immer weniger Mühlen mahlen immer mehr Getreide, um überhaupt wirtschaftlich arbeiten zu können. "Es gibt Überkapazitäten von 40 bis 60 Prozent", sagt Walter Simon. Und in einem Markt wie beim Mehl, in dem der Kunde letztlich die Waren kaum voneinander unterscheiden könne, gebe es einen immer größeren Preiswettbewerb.
In diesem Markt, in dem es regionweit lediglich noch einige Mühlenbäckereien gibt, die mit ihrem Mehl selbst backen, hat die Eifelmühle nun das Nachsehen. Dabei hatte sie sich seit 1999 mit ihrer Marke Eifelähre eine regionale Vermarktungsstrategie aufgebaut. Mit "Aus der Eifel, für die Eifel" wurden nicht nur rund 30 000 Tonnen ausschließlich heimischen Weizens und Roggens von rund 250 Landwirten aus der Region und aus Luxemburg angenommen, die Bäckereien im Umkreis von 80 Kilometern bekamen auch garantiert Ware aus kontrolliertem Anbau. Dieses Konzept soll zwar weiterbestehen, aber verändert werden.
"Absoluter Verlust"


"Die Mühlenschließung ist ein absoluter Verlust. Damit geht ein Stück Eifeler Kultur verloren", klagt Michael Horper, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Bitburg-Prüm und Vizepräsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau. Viele Bauern hätten inzwischen zwar ihr Abnahme- und damit Preisrisiko auf die Getreidebörse, die Hauslagerung und den Mühlen- oder Landhandel aufgeteilt. "Wer aber bisher ausschließlich auf die regionale Karte gesetzt und nur die Mühle beliefert hat, für den ist die Lage bitter - zumal in zwei Monaten das ganze Getreide reif sein wird", sagt Horper. Er setzt daher auf die Genossenschaften, die den Landwirten die Abnahme und Lagerung sichern sollten.
Weniger Regionalbezug


Auch aus Sicht der Bäckereien bedeutet die Mühlenschließung einen Verlust. "Wir leiden mit jedem Betrieb, der schließen muss, ob Mühle oder Bäcker", sagt Michael Braunshausen, stellvertretender Obermeister der Bäcker-Innung Trier-Saarburg und mit seinem Betrieb selbst auch Bezieher von Mehl der Eifelmühle aus Kyllburg. Gerade diejenigen Kollegen müssten sich nun umstellen, die sich ausschließlich auf das Eifelähre-Konzept verlassen hätten. Vor allem bedauert Braunshausen: "Gerade weil die meisten Bäcker der Region mit regionalen Produkten aus regionalen Rohstoffen an den Markt gehen, ist dies ein Verlust."Extra

Das Unternehmen Werhahn mit Sitz in Neuss unterhält acht Mühlen in Deutschland sowie jeweils eine Mühle in Polen, Ungarn, Serbien und Kroatien. Dort werden Mehle, Grieße und Schrote sowie Backmittel und Backmischungen hergestellt und vertrieben. Backzutaten werden in je einem Werk in Deutschland, Italien, den Niederlanden und Österreich hergestellt. Der Vertrieb der Backzutaten erfolgt über elf nationale Gesellschaften mit Schwerpunkt in Europa und in einem weltweit steigenden Exportgeschäft. Kyllburg gehört neben Dresden, Mannheim, Wunstorf und Klíèany (Tschechien) zu den Zweigniederlassungen. Zu den Marken der Werhahn Mühlen gehören unter anderem Diamant, Goldpuder und Eifelähre.sas

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