Ein Eifeler überwacht Airbus-Erstflug

TOULOUSE/JÜNKERATH. (hw/dpa) Wenn heute das größte Passagierflugzeug der Welt, der neue Airbus A380, zu seinem Jungfernflug abhebt, sind einige Menschen in der Eifel besonders stolz. Mit an Bord ist der deutsche Triebwerksspezialist Manfred Birnfeld, der in Jünkerath-Glaadt (Kreis Daun) geboren wurde.

"Ich habe noch am Sonntag mit ihm geredet. Er hat gerade überhaupt keine Zeit", sagt seine 87-jährige Mutter Gertrud Birnfeld, die immer noch in Jünkerath-Glaadt lebt. Auch seine ältere Schwester Elisabeth Diederichs kommt momentan schwer an ihren Bruder heran. "Er hat mir gestern noch gesagt, dass die Rolltests gut verlaufen sind und dass sich nun alle auf den Flug freuen", sagt sie dem TV. Was Erstflüge angeht, ist der 50-jährige Birnfeld bereits ein erfahrener Test-Ingenieur. Schon 1993 im Airbus 321, 1995 im Airbus 319 und 2002 im Airbus 318 überwachte Birnfeld bei den Testflügen die technischen Daten. Der Ingenieur aus der Eifel wurde 1954 in Jünkerath-Glaadt geboren, machte in Daun sein Abitur und studierte, wie sein älterer Bruder Gregor, in Aachen. 1979 fing er bei Airbus in Bremen an und wechselte später für das Unternehmen zum Werk in Toulouse. Seit Monaten bereitet sich Birnfeld mit den beiden Testpiloten Claude Lelaie und Jacques Rosay und den Ingenieuren Gérard Debois und Jacky Joye (beide Frankreich) sowie dem Spanier Fernando Alonso auf den Erstflug vor. Zu heutigen Testflug werden 500 Journalisten und mehr als 50 000 Schaulustige sowie etwa 12 000 Airbus-Mitarbeiter erwartet. "Bei einem Erstflug probieren wir nur einfache Sachen", erklärte Chef-Testpilot Claude Lelaie. "Wir überprüfen zum Beispiel das Fahrwerk, die Beschleunigung und das Einfahren der Landeklappen." Lelaie relativierte die Bedeutung des Flugs. "Mit dem A 380 machen wir einen Sprung von 400 Tonnen auf 600 Tonnen. Das ist von der Bedeutung her weniger als Boeings Sprung von 150 Tonnen auf mehr als das Doppelte mit der 747." Lelaie wird bei dem Testflug von einem Copiloten und den vier Flug- und Testflugingenieuren an Bord unterstützt. Dazu kommen 30 Ingenieure, die am Boden unmittelbar über Satellit übertragene Mess- und Flugdaten auswerten. Besonderes Gewicht werde auf die Belastung der Hülle und die Kommando-Software gelegt, sagte Programmchef Charles Champion. Rund 2300 erfolgreiche Flugstunden sind nötig, damit der A380 die Zulassung der Luftfahrtämter der Welt erhalten kann. Je nach Wetter und Testverlauf soll der Erstflug zwischen einer Stunde und fünf Stunden dauern. Die meisten Tests sollen über dem Atlantik stattfinden. Wenn das für 555 Passagiere ausgelegte Flugzeug startet, werden die sechs Männer auch Fallschirme tragen. Das ist zwar keine Auflage der Luftfahrtbehörden mehr, aber Vorbeugepraxis aller Flugzeughersteller. Damit die Fallschirme im Notfall auch benutzt werden können, gibt es einen seitlich in die Tiefe führenden Schacht als Notausstieg. Unfälle bei Jungfernflügen sind zwar dank Computertechnik, Windkanälen und zahlreichen Probeläufen eher unwahrscheinlich - aber dennoch nie ganz auszuschließen.

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