Ein engagierter Überflieger

Trier · Das Friseurhandwerk ist genau das richtige für Nghia Ly - zumal er gern auch selbst mal Farbexperimente an seinen Haaren vornimmt. Die TV-Serie "Ausbildung im Fokus" stellt den 22-Jährigen vor.

 Nghia Ly färbt die Haare von Kollegin Tamara Hoffmann. TV-Foto: Ariane Arndt-Jakobs

Nghia Ly färbt die Haare von Kollegin Tamara Hoffmann. TV-Foto: Ariane Arndt-Jakobs

Trier. Blond, lila, blau und türkis waren die Haare von Nghia Ly bereits. Derzeit trägt er sie kurz und schwarz, Pony und das längere Deckhaar sind Rot. Der 22-Jährige hat keine Scheu vor knalligen Haarfarben - einzig zu Pink hat er sich bislang nicht durchringen können. "Das trau\' ich mich nicht", sagt er und lächelt.
Nghia Ly ist im dritten Jahr seiner Ausbildung zum Friseur, die er in den Visions Hairdressing-Salons von Ralph Helfen in Trier und Schweich absolviert. Anfangs habe ihm das Färben am meisten Spaß gemacht, sagt Ly. Heute begeistert ihn besonders das Schneiden, Fönen und Frisieren.Überzeugungsarbeit


In der Berufsschule fand er den Bereich rund um die Kundenbetreuung interessant. Dabei geht es auch um nonverbale Kommunikation, also darum, Körperhaltung, Gestik und Mimik von Kunden zu deuten. "Man muss viele offene Fragen stellen, um Informationen zu bekommen. Die wertet man aus, um eine gute Beratung machen zu können", erklärt der 22-Jährige.
Einmal habe er eine junge Frau mit langen, dunkelblonden Haaren, die eine Typveränderung wollte, von einem knallroten Kurzhaarschnitt überzeugt. "Sie schien nachher richtig happy zu sein."
Nghia Ly ist ein absoluter Überflieger: "Sehr gut" ist die einzige Note auf seinem Berufsschulzeugnis - ein Grund, warum die Handwerkskammer Trier ihn im Dezember als "Lehrling des Monats" ausgezeichnet hat. Als "auf eine bescheidene Art ehrgeizig" bezeichnet Christel Steffes, Leiterin des Salons Visions Hairdressing in Trier, den Auszubildenden und lobt ihn als liebenswerten und hilfsbereiten Mitarbeiter."Lernt nicht viel, passt aber auf"


Eigentlich lerne er nicht übermäßig viel, sagt Ly. Aber er passe sehr gut auf und lasse sich nicht ablenken. Er ist der einzige männliche Auszubildende in seiner Klasse. "Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt", meint der 22-Jährige.
Laut Statistischem Bundesamt lag 2010 der Anteil der Männer in dieser Berufsgruppe bei neun Prozent.
Dass er seinen Traumberuf gefunden hat, hat Ly auch seiner Cousine zu verdanken.
Nach seinem Hauptschulabschluss wusste er nicht so recht, wohin es gehen sollte und nahm Gelegenheitsjobs an. Bis er die in Trier lebende Cousine zu einer Präsentation begleitete, auf der sie Frisurenmodel war. Dafür wurden ihr in einem Salon von Ralph Helfen die Haare gestylt. Das gab den Ausschlag: Sonntags fuhr Ly nach Hause - er wohnte damals in Landstuhl bei Kaiserslautern - packte seine Sachen, begann montags ein zweiwöchiges Praktikum, war überzeugt von diesem Handwerk und überzeugte auch selbst, so dass er ein halbes Jahr später als Azubi anfing.Es soll bunt und knallig werden


Im Frühsommer steht Lys Gesellenprüfung an. Seine Modelle - diese werden von den Azubis ausgesucht - hat er bereits zusammen. Und er weiß schon ziemlich genau, was er machen wird.
Viel verrät er noch nicht. Nur, dass es im kreativ-modernen Teil "bunt und knallig" wird.

In der Serie "Ausbildung im Fokus" stellen wir das vielfältige Spektrum der Berufschancen etwas genauer vor.Extra

In erster Linie pflegen und schneiden Friseure Haare und gestalten Frisuren. Zunächst beraten sie ihre Kunden bei der Wahl einer passenden und modischen Frisur. Wunschgemäß schneiden sie die Haare, verändern die Haarfarbe mit chemischen Präparaten, legen Dauerwellen und formen die Frisur. Zum Herrenfach gehört es zudem, Bärte zu rasieren, zu pflegen und zu formen. Sie ergänzen Frisuren mit künstlichen Haarteilen, die sie auch selbst herstellen, verlängern Haare mit künstlichen Strähnen (Extensions) oder beraten Kunden bei Auswahl, Verwendung und Pflege von Perücken und Toupets. Kosmetische Behandlungen der Gesichtshaut, Augenbrauen zupfen und färben, Hand- und Nagelpflege einschließlich der Gestaltung von Fingernägeln führen sie ebenfalls durch. Sie beraten Kunden über Pflegeprodukte sowie Kosmetika und verkaufen diese. Auch bedienen sie die Kasse, vereinbaren Kundentermine, bestellen fehlende Produkte, führen Abrechnungen durch und wirken bei Marketingmaßnahmen mit (Quelle: www.berufenet.arbeitsagentur.de ).

Die Ausbildung dauert drei Jahre. Die Vergütung beträgt laut Handwerkskammer Trier im ersten Lehrjahr 320 Euro, im zweiten 430 Euro und im dritten 500 Euro. Formal ist kein Schulabschluss erforderlich, in der Regel erwarten die Betriebe einen ordentlichen Hauptschulabschluss. Im Kammerbezirk gibt es 176 Ausbildungsbetriebe: 50 in der Stadt Trier, 39 im Landkreis Trier-Saarburg, 35 im Landkreis Bernkastel-Wittlich, 19 im Landkreis Daun und 33 im Landkreis Bitburg-Prüm. Für 2014 sind 71 zu vergebende Plätze gemeldet. Von den im Jahr 2013 ausgeschriebenen Stellen sind 35 noch unbesetzt. arn

Mehr informationen auf www.hwk-trier-de

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