Ein Körnchen für die Umwelt

TRIER. Beim "Aktionstag Öko-Audit" haben am Samstag zehn Betriebe der Region ihr Umwelt-Management vorgestellt. Der TV besuchte ein Unternehmen aus der Industrie und eines aus dem Handwerk.

Erster Stopp Stihl in Weinsheim. "Wenn sie die Umweltvorschriften von EU, Bund, Land, Versicherungen und Genossenschaften einmal addieren, kommen sie auf 11 000", sagt der Umweltbeauftragte des Werks, Hans Reinert.Von den Vorschriften seien immerhin noch 3700 für den Eifel-Standort rechtswirksam, "daraus ergeben sich für uns wiederum 1500 Einzelpflichten, die jedes Jahr kontrolliert werden". Falls dann etwas nicht stimmt, können die Folgen fatal sein. Reinert: "Dann besteht die Gefahr, dass sie eines Tages am Wirtschaftsleben nicht mehr teilnehmen dürfen."Bei Stihl geht nichts verloren

Nicht so bei Stihl: Vor fünf Jahren führte das Unternehmen das Umwelt-Management nach der EG-Öko-Audit-Verordnung ein. "Umweltschutz machen wir aber seit mehr als 20 Jahren", ergänzt Reinert. Immerhin stelle man Produkte her, "die der Naturpflege dienen, und da können wir uns nicht gegen die Natur stellen".Vor allem Magnesium-Bauteile werden in Weinsheim gegossen: für die eigenen Produkte wie Motorsägen und -sensen, aber auch für die Automobil- und Elektro-Industrie. Dank des Umwelt-Managements wurde der Materialverbrauch deutlich gesenkt; Ausschussware zum Beispiel wird gesammelt, zerkleinert, eingeschmolzen und erneut verwendet.Auch bei den natürlichen Ressourcen ist man sparsam: Allein der Wasserverbrauch wurde um knapp zwei Drittel verringert. Leckagen im Druckluftnetz sind beseitigt, die Abwärme aus der Schmelzanlage geht nicht mehr verloren, sondern wird zum Heizen genutzt.Vor drei Jahren hat Stihl ein eigenes "Ver- und Entsorgungszentrum" gebaut: Was aus der Produktion übrig bleibt, von fest bis flüssig, wird dort, zum Teil in gesicherten Räumen, aufbewahrt - bis zur Verwertung oder Entsorgung.Als "wesentliches Element" bezeichnet Reinert die Beteiligung der 580 Mitarbeiter: Alle sind umwelt-geschult. "Umweltschutz kostet Geld", sagt er. "Die Maßnahmen, die Leute - so was kriegt man nicht umsonst." Da stellt sich die Frage, ob sich das auch rechnet. Antwort: "Oh ja!"Rund 30 Kilometer weiter südlich, in Dudeldorf, ist ein kleineres Unternehmen zu Hause. Das "Bäckerlädchen" der Familie Crames-Jakoby war 1997 einer der ersten Handwerksbetriebe mit zertifiziertem Umwelt-Management. Am Samstag geht es hier richtig rund: Für die Kunden hat man einen Heim-Trainer aufgestellt, der eine kleine Kornmühle antreibt. Jeder kann in die Pedale treten, das Mehl landet im Tütchen und darf mitgenommen werden. Mechthild Crames-Jakoby hat außerdem zwei Sorten Quark zubereitet. Der kommt aufs Brot und wird im "Lädchen" verkostet.So macht die Bäckerfamilie aufmerksam auf Dinge, die ihr wichtig sind: Energie-Einsparung und gesunde, zum Teil preisgekrönte Backwaren. Hans-Josef Jakoby: "Durch die Aktion kommt man noch mal mit den Leuten ins Gespräch. Und sie sind sehr interessiert." Wie sehr sich die Einführung des Umweltmanagements gelohnt habe, erklärt er anhand des Heimtrainers: "Mit diesem Fahrrad müsste ein Mensch 900 Tage fahren, um die gleiche Energie zu erzeugen, die wir durchs Öko-Audit eingespart haben. Und das allein beim Stromverbrauch."Handwerkskammer (HWK) und Industrie- und Handelskammer Trier haben den Aktionstag gemeinsam geplant, er ist Teil einer Kampagne zum Öko-Audit. Petra Walden die beim HWK-Umweltzentrum die Handwerksunternehmen betreut: "Es ist immer noch schwer, das Umwelt-Management durchzusetzen. Viele Betriebe sagen: Das interessiert die Kunden nicht." Deshalb habe man beschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen um zu sehen, "was dann passiert". Die Zwischenbilanz: "Viele Handwerker haben angerufen und gefragt: Ist das was für mich?" Auch Schulen haben sich gemeldet und planen entsprechende Projekte. Das freut die Verantwortlichen besonders. Petra Walden: "Das sind schließlich die Leute von morgen."

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