Ein Kurzer und vier lange Leitungen

TRIER. Vier Leitungen - kein Saft. Was genau den Stromausfall in der Region Trier ausgelöst hat, ist immer noch unklar. Dazu beigetragen aber haben "routinemäßige Wartungsarbeiten" und ein Schutzgerät mit "Überfunktion".

Vier Höchstspannungsleitungen versorgen die Region Trier mit Strom. Sie sorgen dafür, dass Aufzüge fahren, Kühlhäuser kühlen, Ampeln schalten, Radios und Fernseher laufen, das Licht angeht. Wenn die Leitungen denn funktionieren. Am vergangenen Donnerstag taten sie genau das nicht und sorgten damit für denkwürdige Stunden in der Region Trier und in Luxemburg. Bis zu einer Million Menschen waren zeitweise betroffen. Der größte Stromausfall in Deutschland seit Jahrzehnten. Ein Vorfall, der so eigentlich nicht passieren dürfte und dennoch eingetreten ist. Der genaue Auslöser für den Blackout ist noch unklar. Sicher ist aber mittlerweile, dass eine ganze Reihe von Faktoren zu dem Ausfall beigetragen haben. Die Chronik eines Blackouts: Donnerstagnachmittag, 16.51 Uhr: Die 220 000 Volt-Leitung "Saar-Nord" fällt aus. Grund ist laut Jörg Kerlen, Sprecher der RWE-Tochter "RWE Transportnetz Strom", vermutlich eine Art Kurzschluss. Auf bislang unerklärliche Weise werden an irgendeiner Stelle der von Dillingen nach Saarburg führenden Leitung zwei der drei Kabel überbrückt. Ein beim Segelflug verwendetes Schleppseil oder ein Halteseil eines Heißluftballons könnten als Ursache für den "Kurzen" in Frage kommen. Nach dem Ausfall der Leitung müsste der Höchstspannungsstrom in die Region eigentlich über eine zweite Leitung fließen, die vom saarländischen Uchtelfangen nach Trier-Quint führt. Doch in Trier-Quint schaltet ein Schutzgerät die Leitung einfach ab. Mit anderen Worten: Die Sicherung fliegt raus. "Eine Überfunktion", sagt Jörg Kerlen. "Bei dieser Mehrbelastung hätte das Gerät nicht ausschalten dürfen." Wie es zu diesem Fehler kommen konnte, ist unklar. Da die Leitung wieder in Betrieb ist, kann das Gerät derzeit nicht überprüft werden. Statt aus dem Saarland müsste die Region nun aus Richtung Koblenz versorgt werden. Von dort, aus Weißenthurm, laufen auf unterschiedlichen Trassen eine 220 000 Volt-Leitung und eine 380 000 Volt-Leitung zum Umspannwerk Niederstedem (Kreis Bitburg-Prüm). Und von dort wird der Strom auch nach Luxemburg weitergeleitet. Doch ausgerechnet in diesen Tagen laufen laut Kerlen "routinemäßige Wartungsarbeiten" am 380 000 Volt-Transformator - die entsprechende Leitung ist abgeschaltet. Die verbleibende 220 000 Volt-Leitung ist der Mehrbelastung nicht gewachsen und bricht zusammen. Gedauert hat das alles nur Sekundenbruchteile. Es ist immer noch 16.51 Uhr: In der Region Trier gehen die Lichter aus.

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