Sommerfest Ein Appell an die tolerante Wirtschaft
Trier · (hw) Treten Wirtschaft und Politik in den Dialog, knirscht es hier und da: Doch die Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) hat mit ihrem Sommerfest eine Bühne bereitet, die von beiden Seiten geschätzt und genutzt wird, lockere Gespräche in angenehmer Atmosphäre.
Das zehnte Fest feierte nun ihr „kleines Jubiläum“, wie IHK-Präsident Peter Adrian sagte. Und dass Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bereits zum sechsten Mal Ehrengast der Wirtschaft war, zeigte auch die Bedeutung des Treffens. Überhaupt die „Promi-Dichte“ war diesmal hoch. Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) plauderte sich ebenso durch den Abend wie der langjährige Europaabgeordnete Werner Langen (CDU), zahlreiche Bundes-und Landtagsabgeordnete, Triers OB Wolfram Leibe, Uni-Präsident Michael Jäckel, Arbeitsagentur-Chef Heribert Wilhelmi und viele weitere Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft.
Und obwohl Small-Talk, hervorragende Mosel-Weine, heimisches Bier, leckere Speisen von Sternekoch Harald Rüssel und freche Berliner Musik von den Couchies, engagiert und vorgestellt vom neuen Mosel-Musikfestival-Intendanten, Tobias Scharfenberger, den Abend bestimmten, gab es doch den Hinweis, wo die Wirtschaft gerne weitere politische Unterstützung hätte.
Dass politische Mühlen nicht so schnell mahlen, wie sich das die Wirtschaft wünscht, zeigte die Themenauswahl, die IHK-Präsident Peter Adrian bei der Begrüßung der rund 300 Gäste ansprach. Vor allem die zunehmende Bürokratisierung mache den Unternehmen das wirtschaften schwer, die Fortschritte in der Infrastruktur („nicht nur beim Straßenausbau“) seien schleppend. „Vor allem aber sind die Kosten des Sozialstaates von einer Billion Euro besorgniserregend. Denn die mittelständischen Unternehmen und deren Mitarbeiter tragen hier die Last“, so Adrian. Auch der weltweite Handelsstreit sorge dafür, dass dunkle Wolken aufzögen.
Das Bild mit dem Wetter passte zum Sommerempfang: Ein kräftiger Wind wehte, Sturm zog auf und ging doch an Trier vorbei.
Für Ministerpräsidentin Malu Dreyer ein Zeichen? Wenn auch Wolken am Wirtschaftshimmel zu sehen seien, es gebe auch viel Sonnenschein. Die jüngsten Erhebungen stellten dem „Mittelstand ein sehr gutes Zeugnis“ aus. Hohe Beschäftigungszahlen, ein kräftiges Wachstum und ein Umsatzplus von 4,1 Prozent. Ein dickes Lob deshalb von der Ministerpräsidentin: „In unserem Land gehören 99,5 Prozent zum Mittelstand, Sie bringen unser Land voran.“
In Sachen Breitband sei Rheinland-Pfalz auf einem guten Weg, 80 Prozent im Land hätten inzwischen eine Internetverbindung von 50 Mbit/s, und der zügige Ausbau schreite voran. Die positive Entwicklung im Tourismus möchte die Landesregierung mit einer Tourismus-Strategie 2025 weiter voranbringen. Urlaub in Deutschland sei trendy: „Der Tourismus erfährt einen Aufschwung. Mit zehn Millionen Gästen und über 25 Millionen Übernachtungen profitiert Rheinland-Pfalz davon.“ Wie in anderen Branchen stellt sich laut Dreyer hier aber auch die Frage der Fachkräftesicherung. Sie könne nicht verstehen, dass in Deutschland Menschen abgeschoben würden, die hier Arbeit hätten und die man gerne hier behalten würde.
Wirtschaft und Gesellschaft stünden vor immensen Herausforderungen. Auch vor diesem Hintergrund sei die gegenwärtige Debatte zum Thema Flüchtlinge völlig unangemessen, wie die Ministerpräsidentin deutlich machte. „Es werden bewusst Ängste, vorbei an Fakten und Menschlichkeit, geschürt. Wir sind gemeinsam gefordert, unsere Werte zu schützen und das Verbindende zu betonen. Ich danke den Unternehmen und der IHK für ihr großes Engagement und für die Einstellung von Flüchtlingen.“ Gerade Toleranz und Offenheit zeichne laut Dreyer die heimische Wirtschaft aus und ermögliche erst den Erfolg.