Ein Sitzkissen: Aus Liebe zum Hintern
TRIER. Die dritte Auflage des Schüler-Wirtschaftswettbewerbes "Wiwicus" der beiden Trierer Wirtschaftskammern hat zwei würdige Preisträger gefunden. Während die Qualität hoch war, blieb die Beteiligung schwach.
Zwei Teilnehmer - zwei erste Preise: Das klingt nach einer ganz einfachen Sache. Doch weder die Schüler noch die Jury machten sich beim "Wiwicus"-Wettbewerb 2004 die Sache einfach. In diesem Jahr lobten die Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) und die Handwerkskammer Trier (HWK) zum wiederholten Mal den Wirtschaftspreis aus. Mit dem Wettbewerb sollten Schüler an das Thema Wirtschaft herangeführt werden. Rudi Müller, HWK-Vize-Präsident und "Wiwicus"-Vorsitzender, stellte diese Absicht in den Mittelpunkt des Wettbewerbs. "Es geht uns darum, dass Schüler lernen, wie Wirtschaft funktioniert, das sie ihre eigenen Unternehmen gründen, Selbstständigkeit erfahren und Fehler und Erfolge als Unternehmer erleben."1500 Euro Preisgeld für beide Teilnehmer
In der Vergangenheit fand dieses Konzept bei Lehrern und Schülern großen Anklang. Mehrere dutzend Teams haben sich bereits an "Wiwicus" beteiligt und so ihre unternehmerischen Erfahrungen gesammelt. Zudem haben die beiden Kammern, der Kreis Junger Unternehmer und die Junioren des Handwerks Gesamtpreise im Wert von 6500 Euro gestiftet. Doch in diesem Jahr war das Interesse gering: Lediglich die Hauptschule Trier-Ehrang und die Berufsbildende Schule für Wirtschaft/Wirtschaftsgymnasium Trier (BBS) machten mit. Doch die beiden Projekte hatten hohes Niveau, und deshalb vergab die Jury auch an beide Teilnehmer erste Preise in ihrer Kategorie. Der Blick auf die Projekte zeigt das große Engagement der betreuenden Lehrer und ihrer Schülerteams. In der Hauptschule Trier-Ehrang betreute Margret Krommes die Schüler der 9. Klasse, Arbeitslehre Wirtschaft. 14 Jugendliche gingen voller Elan an die Aufgabe: Sie wollten den Schulkiosk übernehmen, mussten Verkauf und Verwaltung organisieren, und am Ende konnten die Schüler auch so viel Gewinn erzielen, dass es für eine Spende an die Schule reichte. Schülerin Julia Alles war von der gemeinsamen Aktion begeistert: "Wir haben alles selbst organisiert - das war unwahrscheinlich spannend." Ein neuer Name, eine eigene Vermarktungsidee musste her, aus dem schnöden Schulkiosk wurde das "Quick Center" in dem Schreibwaren, Papiertaschentücher, Getränke und Snacks angeboten wurden. Mit einer Marktanalyse hatten die Schüler erfahren, was ihre Schulfreunde von einem Kiosk erwarten. Doch ganz so einfach war die Umsetzung nicht. Christophe Saintjevint hatte viel Spaß an der Buchführung - aber erst, nachdem sich die Schüler einen externen Unternehmensberater genommen hatte. "Wir gingen zur IHK, und Herr Schmidt hat uns die Sache mit der Buchführung erklärt", sagt Christophe. Inzwischen haben die Schüler ihren Dienst allerdings quittiert. Die Hauptschulzeit ist abgeschlossen - einige haben eine Lehrstelle, andere suchen noch, und viele gehen zu einer weiterführenden Schule. Doch selbst an die Nachfolge-Regelung haben die Schüler gedacht - der Kiosk ist an Schüler der folgenden Jahrgangsstufe "verkauft" worden. Der Jury-Vorsitzende Rudi Müller lobte das Projekt: "Hier haben Schüler die reale Wirtschaftswelt kennen gelernt und zudem etwas für ihre Mitschüler getan." Für diese Leistung wurde dem Team von Margret Krommes der Hauptpreis in der Kategorie "Allgemein Bildende Schulen" in Höhe von 1500 Euro erreicht. Über diese Summe konnte sich auch das BBS-Team freuen. Jürgen Schmidt und Sandra Struckmann betreuten acht Schüler, die ihr Projekt "Trisit - aus Liebe zum Hintern" (ein Sitzkissen) gegründet hatten, wie Sven Kuhn der Vorsitzende der AG bei der Hauptversammlung erklärte. Nach der geglückten Aktionärsversammlung löste sich die AG mit der Preisvergabe auf. Für die BBS-Schüler war das Projekt eine echte Herausforderung: Nach einer Marktstudie hatte man sich für ein Sitzkissen entschieden, musste den Einkauf koordinieren, die Kissen herstellen und vermarkten. Dann schlug allerdings die reale Wirtschaftswelt zu, denn der Name "Trisit" sei juristisch geschützt, teilte der Anwalt einer bayerischen Firma mit: So wurde aus "Trisit" ganz schnell "Triset", und das Geschäft ging weiter. Rund 150 Kissen brachten die BBSler an den Mann, die Aktie verlor nur leicht an Wert - wohl auch, weil die acht Schüler sich nur einen Minilohn von 60 Cent pro Arbeitsstunde gönnten. Am Ende aber gab es als Zuschlag 1500 Euro Preisgeld.