Ein Spezialist für schwierige Transporte

Büchenbeuren · Die ME Logistic Services in Büchenbeuren hat den Flughafen Hahn als Sprungbrett genutzt, um eine Nische im Transportwesen zu besetzen. Das Unternehmen hat sich auf die Verpackung und den Transport von gefährlichen Gütern spezialisiert.

 Firmeninhaber Thorsten Mentges mit einer Tasche vor einem speziellen Transportbehälter für gefährliche Produkte. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Firmeninhaber Thorsten Mentges mit einer Tasche vor einem speziellen Transportbehälter für gefährliche Produkte. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Büchenbeuren. Der Flughafen Hahn ist in den vergangenen Jahren und Monaten ins Gerede gekommen. Die Rückgänge der Passagier- und Frachtzahlen sowie die politische Diskussion haben dem Image des Flughafens auf dem Hunsrück geschadet. Dabei tritt in den Hintergrund, dass sich rund um den Flughafen zahlreiche Unternehmen angesiedelt haben, die es ohne den Flugverkehr dort nicht geben würde. Eines davon ist die ME Logistic Services in Büchenbeuren.
Kühlfahrzeuge für Organe


Das Geschäft des 2001 gegründeten Unternehmens besteht darin, gefährliche Güter für den Transport in der Luft, auf See, und auf der Straße sicher zu verpacken oder auch selbst zu befördern. "Unter gefährliche Güter fällt so ziemlich alles, was bei einem Unfall oder bei nicht sachgemäßer Behandlung die Umwelt schädigen kann oder eine Gefahr darstellt", sagt Firmeninhaber Thorsten Mentges. Das seien beispielsweise für die Pharmaindustrie Zusatzstoffe zur Herstellung von Arzneien, schwach radioaktive Kontrastmittel und giftige oder ätzende Substanzen, die von Unternehmen weiter verarbeitet werden.
Für Güter, die gekühlt transportiert werden müssen wie beispielsweise Organe, die für eine Transplantation benötigt werden, verfügt das Unternehmen über Spezialfahrzeuge mit Transporträumen, in denen die Temperatur reguliert werden kann. Unter gefährliche Stoffe fallen auch Lithium-Hybrid-Batterien, wie sie beispielsweise für Elektroautos gebraucht werden.
Privatpersonen können gefährliche Stoffe wie einen Laptop mit Lithium-Hybrid-Akku oder eine Sprayflasche zwar mit sich führen, doch "wenn es gewerblich verschickt wird, ist es als Gefahrgut zu verpacken und zu deklarieren", sagt Mentges. Gerade die Lithium-Hybrid-Akkus könnten im Falle eines Brandes nur schwer gelöscht werden und verheerende Schäden verursachen. Deshalb hat die ME Logistic Services für deren Transport spezielle Löschboxen angeschafft. Darin messen Sensoren die Temperatur und besprühen bei Brandgefahr die Batterie mit einem Löschgel.
Zu den Kunden des Büchenbeurener Unternehmens gehört auch die US-Armee: Der Rücktransport von Lithium-Batterien aus Krisengebieten wie Afghanistan darf nur mit geeigneten Transportbehältern erfolgen.
Die ME Logistic Services sitzt zwar in Büchenbeuren unweit des Flughafens Hahn, doch hat sich das Geschäft von dort in die versendenden Unternehmen verlagert, sagt Mentges. "Früher wurden wir an den Flughafen gerufen, um die Verpackungen von Gefahrgütern nachzubessern, heute unterweisen wir die Mitarbeiter in den Versandabteilungen der Unternehmen oder verpacken die gefährlichen Güter direkt beim Kunden", sagt der 38-jährige Firmenchef.
Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Mitarbeiter über eine Hotline kurzfristig zu Flughäfen gerufen werden, um die Verpackungen nachzubessern und die dafür gesetzlich vorgeschriebenen Dokumente zu erstellen. Diesen 24-Stunden-Service bietet die ME Logistic Services nicht nur für den Flughafen Hahn, sondern teils mit Unterstützung kooperierender Firmen auch in den Beneluxländern, der Schweiz und allen anderen deutschen Flughäfen.
Verwurzelt im Hunsrück


Als vor einigen Jahren ein Wechsel des Standortes zur Diskussion stand, entschied der aus der Einheitsgemeinde Morbach stammende Mentges, in der Nähe des Flughafens Hahn zu bleiben, da die 20 Arbeitsplätze des Unternehmens der Region erhalten bleiben sollten.
Zum Geschäft der ME Logistic Services gehört es auch, notwendige Genehmigungen für Transporte zu besorgen. Hohe Kostenfaktoren für das Unternehmen sind die Schulungen der eigenen Mitarbeiter und der Erwerb der notwendigen Zertifizierungen.
Doch die Mühe lohnt sich. Denn jetzt hat sich das Unternehmen einen millionenschweren Auftrag aus China gesichert. In Kürze liefert die ME Logistic Services 200 Container mit Spezialverpackungen für leicht entflammbare Güter in das Reich der Mitte. Mentges: "Den erforderlichen europäischen Standard können die Chinesen nicht selbst bieten."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort