Ein Weizen, bitte!

BITBURG. Die Deutsche Bierbranche ist in Aufruhr. Ausländische Brauerei-Giganten wie Interbrew oder Heineken sichern sich Anteile an deutschen Unternehmen, deutsche Traditionsbrauer wie Brau und Brunnen oder Holsten sind in der Krise und stehen zum Verkauf. Bei all den Spekulationen taucht immer wieder der Name "Bitburger" als möglicher Interessent auf.

Die Gerüchteküche in der Getränkebranche brodelt immer stärker. Mehrere Medien spekulieren heftig auf ein Engagement der Bitburger Getränkeverwaltungsgesellschaft beiKönig-Pilsener und Licher.Beide deutschen Biermarken gehören zum Holsten-Konzern. Seit Monaten steht die Hamburger-Brauerei-Gruppe zum Verkauf. Doch inzwischen wird gemunkelt, dass sich "das Paket" nicht im Ganzen verkaufen lässt. Neben den beiden ertragsstarken Premiummarken - König-Pilsener und Licher - gehören auch die Marken Holsten, Feldschlösschen und Astra sowie das Handelsmarkengeschäft zum Konzern. König-Pilsener in Duisburg und Licher im hessischen Lich würden nach Ansicht von Experten hervorragend in das Verbreitungsgebiet der Bitburger mit seinen Marken Bitburger Pils aus der Eifel und Wernesgrüner aus Ostdeutschland passen.In Bitburg möchten sich die Verantwortlichen an diesen Spekulationen nicht beteiligen. Der Geschäftsführer der Bitburger Getränke Verwaltungs GmbH, Michael Dietzsch: "Dazu gibt es von uns keine Stellungnahme. Das sind börsennotierte Unternehmen, und diese Gerüchte werden wir nicht kommentieren." In der Tat wäre eine Äußerung von Dietzsch in dieser Sache gefährlich. Denn Verkaufsangaben über börsennotierte Unternehmen wären Insiderinformationen - und verboten.Gerolsteiner-Verkauf "absoluter Quatsch"

Spekulationen, Bitburger würde überlegen, sich von ihren Anteilen am Gerolsteiner Brunnen (51 Prozent) zu trennen, dementierte Dietzsch entschieden: "Das ist absoluter Quatsch." Der Chef des Bitburger Getränke-Konzerns sieht die eigene Gruppe ("ein Verbund von starken Marken") bestens für die harten Auseinandersetzungen im deutschen Getränkemarkt gerüstet. "Wir sind Marktführer mit Gerolsteiner und Köstritzer Schwarzbier, mit Bitburger Pils sind wir die Nummer zwei im Lebensmittelhandel und beim Fassbier die Nummer eins in Deutschland. Darauf lässt sich aufbauen", sagt Dietzsch. Auch bei Wernesgrüner gehe es nach der jüngsten Werbe-Kampagne aufwärts. Sorgen macht sich Dietzsch allerdings um die Tochter in Weißenthurm. Die Schultheis-Brauerei in der Nähe von Koblenz leide stark unter dem "Zwangspfand", eine nahe Dosenfabrik stehe sogar schon vor dem Aus, und wenn der verlorene Absatz sich nicht auffangen lasse, müsse man auch bei Bitburger über eine Schließung der Tochter-Brauerei nachdenken.Doch insgesamt habe die Gruppe das Dosenpfand gut verkraftet: "Unsere Kunden sind sehr Marken-loyal. Vor allem bei Bitburger haben wir den Verlust im Dosenbereich mit Mehrweg aufgefangen", sagt Dietzsch.Der Chef des Bitburger Getränkekonzerns gibt dennoch zu, dass die Gruppe sich um weitere "starke Marken" bemüht. "Wir sind auf der Suche nach einem Weizenbier, dass zu uns passt, und es könnte sein, dass sich im kommenden Jahr eine Marke findet." Doch im Gegensatz zu den "Weltplayern, die sich ihr Kapital von Aktionären besorgen und unglaubliche Preise für deutsche Brauereien zahlen", sei das Eifeler Familienunternehmen nicht bereit, jeden Preis zu akzeptieren. Beim Thema Weizenbier wird man auch an der Gerüchtefront wieder hellhörig. Bei Brau und Brunnen - die HypoVereinsbank möchte ihren 55,6-Prozent-Anteil an den US-Finanz-Investor OEP verkaufen - steht die Weizenbierbrauerei Tucher im Sortiment. Viele sehen darin den nächsten Bit-Coup.Doch auch dazu von Dietzsch kein Wort. "Ich glaube, es gibt keine Branche, in der soviel gequatscht wird, wie in der Getränkebranche", sagt Michael Dietzsch. Eigentlich könnte der "Bit-Chef" zufrieden sein: Schließlich traut die Branche den Bitburgern zu, einen Traditionsbrauer zu schlucken und in die Spitze der deutschen Konzerne vorzubrechen.

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