"Eine sichere Sache"

BITBURG. Um 50 Millionen Euro soll die Kasseler Aktiengesellschaft F & P Anleger in ganz Deutschland geprellt haben, einige hundert davon wohnen in der Eifel. Vor dem Bitburger Amtsgericht fand gestern der erste Prozess gegen eine Anlageberatung statt. Sie sollen wegen angeblich falscher Beratung haften.

Karl V. fühlt sich geneppt. Geneppt durch einen Bekannten, mit dem er gemeinsam Fußball gespielt hat, dem er lange Zeit seine Geldgeschäfte anvertraut hat. Nun sitzen sich beide gegenüber im Amtsgericht Bitburg. V. hat seinen Sportsfreund verklagt. Der hat ihm als Chef einer Anlageberatung eine Anlage bei der mittlerweile Pleite gegangenen Kasseler Aktiengesellschaft F & P vermittelt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Firmeninhaber wegen Betrugs. 5000 Euro hat V. einbezahlt. Der Anlageberater soll dafür haften, dass er seinem Bekannten das Geschäft vermittelt hat, obwohl er gewusst haben müsste, so die Klage, dass F & P keine seriösen Geschäfte mache. "Der hat mir zugesagt, dass es eine sichere Sache ist", sagt V., der wie tausende Anleger um sein Geld bangen muss. Man habe nicht "blind vermittelt", habe sich auf die vorgelegten Kontoauszüge und den Wirtschaftsprüfer verlassen, sagt der aus Frankfurt angereiste Verteidiger. Ein Fehler, wie sich mitlerweile herausgestellt hat. Die Auszüge habe der in Untersuchungshaft sitzende Firmeninhaber mit einem Farblaserdrucker gefälscht, der Wirtschaftsprüfer habe die Jahresabschlüsse "offenbar ohne weiteres bestätigt", die ausgezahlten Gewinne an die Anleger seien Scheingewinne gewesen, die der F-&-P-Chef mit einer selbst erstellten Datenbank errechnet habe, heißt es im vorläufigen Insolvenzbericht, der dem TV vorliegt. Ob es ihm denn nicht komisch vorgekommen sei, dass F & P über Jahre nur Gewinne gemacht und Renditen von über 20 Prozent gezahlt haben soll, fragt Richter Karl-Josef Krumeich den sichtlich angeschlagenen Anlageberater. Man sei davon ausgegangen, dass es ein gutes System sei und die Angaben stimmten, sagt sein Anwalt für ihn. Und außerdem, antwortet dann der Anlageberater, seien er und seine Firma doch das "kleinste Glied" in der Kette: "Wir leiden doch mehr als der eine oder andere Anleger." Fällt das Bitburger Urteil, mit dem im Juli gerechnet wird, gegen ihn aus und sein Unternehmen muss haften, könnte das eine Lawine auslösen. Mehrere hundert Anleger in der Eifel wurden durch F & P um ihr Geld geprellt, auch sie könnten die Berater, die ihnen die Anlage vermittelt haben, haftbar machen. Karl V. und sein Anwalt Günter Blesius haben gehofft, dass mit der gestrigen Verhandlung der Fall abgeschlossen sein könnte. Die Hälfte der eingezahlten 5000 Euro wollte V. von dem Anlageberater haben. Darauf lässt sich dieser jedoch nicht ein. Verständlich. Acht weitere Klagen laufen gegen sein Unternehmen.

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