Einkaufen nach völlig neuem System

Trier · Der Einkaufszettel war gestern, ein modernes Logistiksystem für den Haushalt ist die Zukunft: Hans Bernarding hat mit Hilfe des Technologiezentrums Trier (TZT) ein System entwickelt, wie man weniger Nahrungsmittel wegwirft und die Vorratshaltung auf dem aktuellen Stand hält. Nun soll aus der Idee eine Firma entstehen.

Trier. Für rund 235 Euro wirft jeder Bundesbürger jährlich Lebensmittel in den Mülleimer - weil ihr Verfallsdatum abgelaufen ist, weil\'s ein Lustkauf war und der Appetit nun doch nicht mehr da ist. Viel Geld, das jeder sparen könnte, wenn man systematischer einkaufen ginge. Das dachte sich auch Hans Bernarding, über Jahrzehnte hinweg Manager in der Automobilzulieferindustrie. "Als Logistiker kümmerte ich mich immer um Verschwendung und gezielte Einkäufe in der Industrie. Warum nicht auch bei Nahrungsmitteln?", sagt er. Also kombiniert er vor zwei Jahren eine Computer-Software mit der Idee, seine Verzehrwünsche zu kontrollieren, und verwaltet damit seine Bestände an Joghurts, Konserven, Kaffee, Toilettenpapier und anderen Dingen des täglichen Bedarfs. Er nutzt dazu einen Scanner ähnlich dem im Supermarkt und gibt dazu den Strichcode mit seinen Produktinformationen ein. Schon sind alle Lebensmittel erfasst. Wird nun eine Packung Spaghetti entnommen, wird die Ware am Scanner wieder ausgebucht und auf dem virtuellen Einkaufszettel eingetragen.
Mehr Überblick, weniger Fahrten


Seit zwei Monaten testet Bernarding nun sein eigenes System. Sein Fazit: "Nicht nur, dass ich meine Verschwendung reduziert habe. Kurze Einkaufsfahrten sind weggefallen, ich habe einen besseren Überblick über das, was ich brauche und habe ein neues Verhältnis zum Konsum entwickelt", sagt der aus dem saarländischen Sulzbach stammende Ex-Manager. Die "Tricks des Lebensmitteleinzelhandels" mit unterschiedlich großen Packungen und Preisen habe er durchschaut.
Auch das ist für den 57-Jährigen ein Grund, das System, das derzeit noch unter dem Arbeitstitel "Joviber" steht, zu vervollständigen und daraus ein Unternehmen zu machen. Mit einem professionellen Businessplan hat er sich deshalb beim großregionalen Gründerwettbewerb "1,2,3 - Go" beworben (siehe Extra). Denn neben einem simplen Einkaufszettel will Bernarding mit seinem System noch mehr: Menüpläne erfassen, sie mit Diätprogrammen oder Allergievorsorge kombinieren, das Essverhalten beim Besuch von Kantine und Restaurant miteinordnen und Bedarfslisten für Geburtstagsfeiern erstellen.
Noch finanziert Bernarding sein Einkaufslogistik-Programm allein aus seinen Ersparnissen. Doch bis Ende des Jahres will er es mit Hilfe der Programmierer aus dem Technologiezentrum Trier (TZT) und dank Investoren zur Marktreife entwickelt haben. Für rund 500 Euro soll ein Scan-Gerät dann zu haben sein. Ein Team aus Freunden und Hausfrauen gibt Tipps und hilft ihm bei der Verfeinerung. "Das System soll einfach sein und zum Kommunkationszentrum in der Küche werden", sagt der Tüftler. Denn für viele sei der Spaß am Einkauf trotz intelligenterer Haustechnik verlorengegangen.
Planen, entwerfen, gründen - dies sind die wichtigsten Schritte auf dem Weg zum eigenen Unternehmen. Der überregionale Gründerwettbewerb "1,2,3 - Go" in der Großregion unterstützt seit gut zwölf Jahren mit bislang 2500 Projekten innovationsfreudige Neu-Unternehmer bei ihrer Geschäftsidee.Extra

Rund 300 Experten und Institutionen helfen den Neulingen dabei. In der Region ist es das Technologiezentrum Trier (TZT), das auch bei der Suche nach einer Finanzierung etwa durch die Venture Capital Gesellschaft für die Region Trier hilft. Die neue Wettbewerbsrunde mit Preisgeld bis zu 10 000 Euro endet im Juni. Ein professioneller Businessplan muss dazu eingereicht werden. Infos im TZT unter Telefon 0651-81009-700. sas

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