Elatec fertigt in Konz Mittelspannungs-Schaltanlagen für Betriebe und Kraftwerke und liefert nahezu weltweit

Konz · Wenn Araber oder Skandinavier nach Konz kommen, haben sie oft ein ganz bestimmtes Ziel: die Firma Elatec im Industriegebiet. Das Unternehmen baut und verkauft weltweit Mittelspannungs-Schaltanlagen für industrielle Kunden. Insgesamt beschäftigt der Serriger Elektroingenieur Edgar Fuhs dort mehr als 190 Mitarbeiter.

 Für die Entwicklung von Schaltanlagenprodukten setzt Elatec auf die 3D-Konstruktion, wie Mitarbeiter Timo Knöppel hier veranschaulicht. TV-Foto: Rolf Lorig

Für die Entwicklung von Schaltanlagenprodukten setzt Elatec auf die 3D-Konstruktion, wie Mitarbeiter Timo Knöppel hier veranschaulicht. TV-Foto: Rolf Lorig

Foto: Rolf Lorig (flo), ROLF LORIG ("TV-Upload Lorig"

Konz. Aller Anfang ist klein: Als Edgar Fuhs 1991 in die Selbstständigkeit wechselte, tat er dies zunächst ohne eigene Mitarbeiter. Die kamen erst zwei Jahre später, als Fuhs seine erste Produktionsstätte in Konz baute. Vier Leute stellte er damals ein. Doch das war nur der Anfang. "Die Auftragslage wuchs stetig", erinnert er sich. Und damit wuchs auch die Zahl seiner Mitarbeiter.
An Erfahrung mangelte es Fuhs nicht, als er 1991 den Schritt in das freie Unternehmertum wagte. Als Projektleiter eines in Trier ansässigen mittelständischen Schaltanlagenbauers war Fuhs schon lange in dieser Thematik beheimatet. Dennoch stellte ihn die Selbstständigkeit vor erste Herausforderungen: "In Deutschland ist der Verkauf von Mittelspannungs-Schaltanlagen schwierig, da große Kunden wie Elektrizitätsversorgungsunternehmen (Evu) sehr konservativ arbeiten." Soll heißen, dass man hier den Wechsel zu Newcomern scheut und lieber mit langjährigen Lieferanten arbeitet. Also nutzte Fuhs seine Kontakte im Ausland.Jeder kennt jeden


"Egal wohin man kommt, das Label "Made in Germany" genießt überall höchstes Ansehen", weiß er. Seine Rechnung ging auf. "In dieser Branche kennt nahezu jeder jeden. Wenn man da mit seiner Arbeit überzeugt hat, ist das die beste Werbung. Die Zufriedenheit der Kunden ist immer der Erfolg der Firma", weiß der Geschäftsmann. Zufriedene Kunden bescherten ihm immer mehr Aufträge. Um all die Anfragen befriedigen zu können, musste er weiter expandieren.
"Vor einigen Jahren haben wir die Belegschaft mit einem Schlag verdoppelt. Dabei kam es jedoch zu Problemen." Was Fuhs damit sagen will: Viele der Neuzugänge befanden sich nicht auf dem Qualitätsniveau, auf das der Ingenieur sein Team über die Jahre hinweg gehoben hatte. Fehler traten auf, Nachbesserungsarbeiten waren plötzlich erforderlich: "Das hat uns eine Menge Geld gekostet." Das Problem gehört längst der Vergangenheit an. Doch Fuhs hat aus diesem Fehler gelernt.Suche nach Personal


Die Kunden von Elatec befinden sich nahezu überall auf der Welt. Die Zufriedenheit seiner ausländischen Kunden - das Unternehmen baut und liefert vor allem für Länder im Mittleren und Fernen Osten, die Türkei, Skandinavien, Großbritannien und andere europäische Länder - sprach sich auch in Deutschland herum. Längst beliefert Elatec auch deutsche Kunden, die die Flexibilität ihres Geschäftspartners aus Konz sehr zu schätzen wissen. "Oft werden individuelle Lösungen gebraucht. Der Kunde schickt uns dann sein Lastenheft, und wir erarbeiten danach die benötigte Lösung." Wenn Edgar Fuhs über sein Unternehmen spricht, belässt er es nicht bei Worten. Stolz führt er den Besucher durch die einzelnen Abteilungen, in denen parallel an mehreren Projekten gearbeitet wird.
Dabei führt der Weg auch in die eigene Konstruktions- und Projektierungsabteilung, wo alleine 16 Mitarbeiter - Techniker und Ingenieure - tätig sind. Wer hier oben im ersten Stock arbeitet, hat durch die großen Glasfenster nahezu den kompletten Überblick über die Produktion.
Für Fuhs ist das wichtig und gewollt: "Wir haben hier zwar eine klassische Hierarchie, unsere Firmenphilosophie sieht aber vor, dass jeder ohne Barrieren mit jedem sprechen kann." Was gerade bei der Lösung von möglichen Problemen von enormem Vorteil ist: "Kurze Wege ermöglichen schnelles Handeln."
Für Elatec ist es eine Selbstverständlichkeit, die Anlagen nicht nur zu liefern, sondern sie beim Kunden auch in Betrieb zu nehmen.
Mit kleinen Ausnahmen: "Wir fliegen nur noch dorthin, wohin auch die Lufthansa fliegt." Elatec liefert zwar auch in Krisengebiete wie den Irak. Der Aufbau der Anlagen obliegt in einem solchen Fall aus Sicherheitsgründen aber dem dort beheimateten Personal, das der jeweilige Auftraggeber selbst stellen muss. Um ein Maximum an Qualität zu gewährleisten, werden diese Techniker vorher eingehend bei Elatec in Konz geschult.
Sprachenkompetenz gehört in dieser Branche dazu. Fuhs selbst spricht deutsch, englisch und luxemburgisch. Weil er sehr stark im arabischen Raum präsent ist, darf es dort zu keinen sprachlichen Problemen kommen. Zwei seiner Mitarbeiter beherrschen bereits diese Sprache, weitere sollen folgen: "Ich bin mit Bürgermeister Karl-Heinz Frieden im Gespräch. Wir würden gerne asylsuchenden Menschen aus dem arabisch sprechenden Raum in unserem Unternehmen eine Chance geben."
Doch bis es dazu kommt, müssen noch einige bürokratische Hürden genommen werden. Fuhs ist davon überzeugt, dass er im Kreis der Flüchtlinge genügend Techniker und Ingenieure finden wird, auch wenn deren Ausbildung nicht immer eins zu eins mit der deutschen vergleichbar ist. Mit innerbetrieblichen Schulungen und Seminaren will er diese Defizite ausgleichen. Dass ihm dieses Vorhaben gelingen wird, davon ist der Ingenieur überzeugt: "Diese Menschen sehnen sich doch danach, wieder in ihrem Beruf und in ihrer Sprache arbeiten zu können."Extra

Betriebliche Zufriedenheit ist Elatec ein Hauptanliegen. Sie äußert sich in der Mitarbeiterfluktuation, die unter einem Prozent liegt. "Um die Vorgaben der Indus-trie bei der Qualität befriedigen zu können, brauchen wir Mitarbeiter, auf die in jeder Beziehung Verlass ist", sagt Firmenchef Edgar Fuhs. Viele seiner festangestellten Mitarbeiter kommen aus Lohnfirmen. "Besonders in Spitzenzeiten brauchen wir diese Firmen, um termingerecht liefern zu können." Für Fuhs ist das ein klarer Vorteil: "Ich kann so den einzelnen Menschen über Wochen und vielleicht Monate beobachten und so feststellen, ob er in unser Team passt." Um weiter organisch wachsen zu können, bildet Elatec auch aus. Elf Auszubildende gibt es hier zurzeit. Mit guten Chancen, später übernommen zu werden. Auch mit der Hochschule Trier befindet sich die Firma, die ständig auf der Suche nach jungen Ingenieuren ist, permanent im Gespräch. Geprüft wird aktuell auch die Möglichkeit eines dualen Studiums, bei dem junge Leute eine klassische Berufsausbildung erwerben und parallel dazu an der Hochschule studieren. flo

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