"Energiewende ohne Handwerk nicht denkbar"

Trier · Die Arbeitsgemeinschaft der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern hat eine neue Weiterbildungsmaßnahme, den Servicetechniker Enertronic, erprobt. Für Wirtschaftsministerin Eveline Lemke ein wichtiger Baustein, um die Energiewende zu schaffen.

 Kursteilnehmer Ralf Meyer will mit seinem neu erworbenen Wissen, Kunden besser über Energiesparmaßnahmen aufklären. Foto: HWK

Kursteilnehmer Ralf Meyer will mit seinem neu erworbenen Wissen, Kunden besser über Energiesparmaßnahmen aufklären. Foto: HWK

Trier. "Die Energiewende ist ohne das regionale Handwerk nicht denkbar", sagte Wirtschaftsministerin Lemke bei der Projektvorstellung und Zeugnisübergabe an die ersten Servicetechniker Enertronic in Trier. Lemke: "Energie einzusparen fällt im Alltag gar nicht so leicht." Ohne fachkundige Beratung und die richtigen technischen Geräte sei es oft schwer, den Energieverbrauch in der eigenen Wohnung oder im Haus einzudämmen. "Mit der neuen Weiterbildung zum Enertronicer knüpfen wir genau an dieser Stelle an", findet sie.
Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Trier, Manfred Bitter, erklärte, dass sich das Handwerk in Rheinland-Pfalz gemeinsam der Aufgabe widme. Die Kammern in Koblenz, Kaiserslautern, Mainz und Trier haben das Pilotprojekt finanziell zu 20 Prozent gestemmt. Die Hälfte der insgesamt 358 000 Euro steuerte der Europäische Sozialfonds bei, 107 000 Euro kamen vom Wirtschaftsministerium.
Die beiden Teilnehmer Ralf Meyer (WEME GmbH, Gutweiler) und Pascal Jonas (Umwelttechnik Schmidt, Türkismühle) sind von den Inhalten begeistert. "Gerade für einen Servicetechniker ist das Wissen um Energieeinsparpotenziale wichtig. Wir sind die Ersten, die von den Kunden gefragt werden", erklärt Ralf Mayer. Und dieser Erstkontakt sei meist der wichtigste, damit Haushalte Energiesparmaßnahmen angehen.
Für Professor Peter Heck, Direktor des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS), Hochschule Trier am Umweltcampus Birkenfeld, ist die Energiewende nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht notwendig. Die regionalen Akteure seien die großen Gewinner, wenn sie sich auf regenerative Energiegewinnung einließen. "Die Bürger und die Handwerksbetriebe sind die größten Profiteure." Hunderte Milliarden Euro könnten in den kommenden Jahrzehnten an regionaler Kaufkraft im Land bleiben, wenn sich Bürger und Kommunen auf Wind-, Wasser und Solarkraft einließen statt Geld für fossile Brennstoffe zu vergeuden. Dafür ausgebildete Handwerker seien dabei ein Schlüssel zum Erfolg.Extra

Der Lehrgang zum Enertronicer umfasst 220 Unterrichtsstunden und wird mit einer schriftlichen Prüfung inklusive Projektarbeit abgeschlossen. Er richtet sich an Elektro- und andere Installateure sowie an Heizungsbauer, die sich im Bereich Energieeffizienz und Gebäudetechnik qualifizieren möchten. In der Pilotphase fanden Experten-Workshops mit hohem Praxisbezug statt, etwa zu den Themen Energieeinsparung und Energieeffizienz am Beispiel zeitgemäßer Beleuchtungstechnik mit LED oder regenerative Energiequellen am Beispiel von Mikro-Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf Basis der Brennstoffzellentechnologie. Knapp 20 Teilnehmer haben landesweit den Lehrgang mit einem Zertifikat abgeschlossen. Projektleiter Hans Zimmermann (HWK Trier) ist mit dem Pilotprojekt zufrieden. "Viele Teilnehmer haben die Fortbildung mitgemacht, aber auf die Prüfung verzichtet, weil ihnen das Know-how reicht", so Zimmermann. In Trier haben von zwölf Teilnehmern fünf die Prüfung abgelegt, in Mainz zehn von 24. hw

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