Enttäuschung pur

LUXEMBURG. Vergleichbare Wirtschaftsdaten für die Großregion. Das regt die Luxemburger Industriellenvereinigung Fedil an. Sie will damit beweisen, dass der automatische Lohnindex die größte Hürde für mehr Wettbewerbsfähigkeit ist.

Die wieder angesprungene Konjunktur hat den Luxemburger Industriellen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Weil die Rede von Premierminister Jean-Claude Juncker im Oktober 2005 von Blut, Schweiß und Tränen geprägt war, hatten die rund 480 in der "Fedil" (Fédération des Industriels luxembourgeoise) organisierten Industriellen, Bau-Unternehmer und Dienstleiter darauf gehofft, dass die nach ihrem Verständnis längst notwendigen Reformen schnell eingeleitet würden. Doch nach Junckers jüngster Ansprache vor zwei Wochen macht sich bei Präsident Charles Krombach und seinem Nachfolger Robert Dennewald Frust breit. "Es gab zwar in der Tripartite mit Gewerkschaften, Regierung und Arbeitgebern einen Konsenes, aber auf dem kleinsten Nenner", sagte der neue Fedil-Präsident Dennewald - hauptberuflich geschäftsführender Gesellschafter der Firma Eurobéton mit rund 450 Beschäftigten - bei der Vorstellung des Jahresberichts 2005. Und sein Vorgänger Krombach, Geschäftsführer des Tabak-Unternehmens Landewyck mit Standort auch in Trier, befürchtete: "Wir sind dabei, wie in den 70-er Jahren, eine monolithische Struktur in der Wirtschaft aufzubauen. Damals hingen wir am Stahlsektor, heute am Finanzsektor." Zum Abschluss seiner sechsjährigen Amtszeit sagte er: "Die Industrie hat es schwerer in Luxemburg. Es gibt zwar eine Diskussion um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft - aber es passiert nichts." Besonders die automatische Anpassung aller Löhne, Gehälter sowie Sozialleistungen und damit auch der Unternehmensausgaben um den so genannten Index ist der Fedil ein Dorn im Auge. Immerhin 80 Prozent der Staatsausgaben hängen daran. So sind die Nominallöhne in den vergangenen zwei Jahren um sieben Prozent, in Deutschland um zwei Prozent gestiegen. Demgegenüber sind die Lohnstückkosten um knapp zehn Prozent gewachsen. Die Folge: Die Produktivität in Luxemburg hat sich zusammen um rund sieben Prozent verschlechtert. "Das ist alles hausgemacht. Wir leben in einer indexierten Wirtschaft", kritisierte Fedil-Direktor Nicolas Soisson. Heißt: Liegt die Inflation bei 2,5 Prozent, steigen alle staatlichen Leistungen um den gleichen Wert, aber auch Mieten von Betrieben und Renten. Die Löhne lägen zwar auf hohem Niveau, steige jedoch die Progression in den kommenden Jahren, "haben wir ein Wettbewerbsproblem - unabhängig vom Wirtschaftswachstum", sagte Soisson. Benchmarking für die Großregion

Nun hat Juncker jüngst die Verschiebung der Lohnsteigerungen um sieben Monate angekündigt - als Kompromiss zwischen Arbeitnehmern, Arbeitgebern und Regierung. Zu wenig, befindet die Fedil: In dem Wissen, mit der Abschaffung des Indexes ein gesellschaftliches Erdbeben auszulösen, schlagen die Unternehmen dauerhaft eine 1,5-prozentige Index-Steigerung vor. "Wir bleiben vehement gegen den Index, aber wir brauchen strukturelle Reformen, um das Luxemburger Modell zu erhalten", sagte Präsident Dennewald. Er schlug zudem ein Benchmarking für wichtige Wirtschaftsdaten in der Großregion vor - für eine Art internen Wettbewerb zwischen Luxemburg, Trier und Metz. Der Druck der Grenzgänger ist groß, befinden die Unternehmer mit Blick auf den Luxemburger Arbeitsmarkt. Ihr Ziel, so Dennewald: "Wir müssen die Ausländer stärker im Land integrieren. Denn 80 Prozent der Beschäftigten in der Privatwirtschaft sind Ausländer, die weder Rechte hier im Land haben noch mitbestimmen dürfen."

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