Regionale Wirtschaft Nun muss nur noch die Sonne scheinen
Kersch-Ralingen · Scheint die Sonne üppig, kann der Solarpark in Kersch Strom für rund 1350 Haushalte im Jahr herstellen. Das Besondere: Das Gelände ist ein ehemaliger Steinbruch, die häufig existierende Konkurrenz zur Landwirtschaft entfällt.
Wo einst Bagger sich durch das Gestein eines Teils des Kerscher Steinbruchs der Firma Schmitz gegraben haben, sind inzwischen so viele Solarmodule verbaut, dass sie eine Fläche von fast sieben Fußballfeldern einnehmen. Damit entsteht dort einer der wohl größten Solarparks der Region. Denn die Trierer WI Energy, Initiator und sogenannter Fullservice-Anbieter für Photovoltaik-Projekte, hat auf der sogenannten Konversionsfläche von 6,7 Hektar einen Solarpark errichtet. Die Fläche gilt aufgrund ihrer vorherigen Nutzung als ökologisch belastet – und ist damit nutzbar für Solarmodule.
In drei Bauabschnitten wurde die Fläche im Kreis Trier-Saarburg nun mit Modulen bebaut und seit 2018 nach und nach in Betrieb genommen. „Inzwischen sind 40 Prozent der Anlage ans Stromnetz angeschlossen, der Rest folgt in den kommenden Monaten“, sagt Geschäftsführer Michael Reichert von WI Energy.
Dafür hat das Unternehmen, das ausschließlich Projekte in Deutschland betreibt und bereits rund 50 Photovoltaikanlagen überwiegend in Ostdeutschland fertiggestellt hat, gut fünf Millionen Euro investiert. Erst vor knapp vier Jahren gegründet, hat das Energieunternehmen ein Dutzend Mitarbeiter. „Hauptkostenfaktor ist der Anlagenbau mit etwa 70 Prozent“, erklärt Projektleiter Andreas Bombarding.
Besonders kniffelig wie im Fall der Kerscher Anlage ist es, den Solarstrom an den nächstmöglichen Verknüpfungspunkt des Stromnetzes zu bringen, hier in etwa 1,5 Kilometer Abstand. Da spielt die Geländebeschaffenheit und die Entfernung eine Rolle, aber auch das benötigte Baurecht. „Da im Steinbruch zu aktiven Zeiten große, stromverbrauchende Maschinen im Einsatz sind, weisen die Flächen in den allermeisten Fällen eine gute Versorgung mit starken Stromkabeln auf, die uns für die Stromeinspeisung zur Verfügung stehen“, sagt Geschäftsführer Reichert.
Der Vorteil der Anlage: Da sie auf sogenannter Konversionsfläche steht, tritt sie nicht in Konkurrenz zur landwirtschaftlichen Nutzung wie sonst häufig bei Solarparks. „Unser Ziel ist es, den Ausbau von Solarenergie in Trier und den umliegenden Ortschaften voranzutreiben und dabei die Gemeinden und Bürger in das Projekt mit einzubeziehen. Aus diesem Grund werden die Solaranlagen in Form eines Bürgerkraftwerkes errichtet, an dem sich die ortsansässige Bevölkerung als auch die Gemeinde selbst, beteiligen kann.“
Abnehmer und Direktvermarkter der „Solarernte“ sind die Stadtwerke Trier (SWT). „Für uns ist der Ausbau eines regionalen Partnernetzes bei erneuerbaren Energien wesentlich“, sagt Thomas Speckter, kaufmännischer Leiter der Stadtwerke. Bereits heute erzeugen alle Erneuerbare-Energie-Anlagen, also diejenigen, die die SWT selbst gebaut, aber auch solche, an denen sie beteiligt ist Strom für gut 47 000 Haushalte (siehe Info). Dazu trägt auch die Kerscher Anlage bei. Scheint die Sonne das ganze Jahr über kräftig, kann sie bis zu 1350 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgen (siehe Info).