Er war "Mister Euro"

FRANKFURT/MAIN. (dpa) Der Niederländer Wim Duisenberg, erster Präsident der Europäischen Zentralbank, ist tot. Der 70-Jährige wurde am Wochenende leblos in seinem Haus in Südfrankreich gefunden.

Als erster Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) wird der am Sonntag verstorbene Wim Duisenberg (Foto: dpa) als "Mister Euro" in Erinnerung bleiben. Den - respektvoll gemeinten - Beinamen erwarb sich der Niederländer vor allem durch den Start des Euro zum Jahresbeginn 1999 und durch die Einführung des Bargelds Anfang 2002, die reibungslos über die Bühne ging. Noch heute ziert Duisenbergs Unterschrift Millionen Geldscheine. Duisenberg hatte es während seiner fünfjährigen Amtszeit geschafft, die EZB durch das Minenfeld nationaler Empfindlichkeiten zu lotsen. Mit Kritik und Skepsis reichlich konfrontiert, konnte der Hobbysegler die Gewässer der Europäischen Währungsunion ohne Havarie meistern. Dem Stabilitätsfanatiker halfen dabei diplomatisches Geschick und große Erfahrung - verbunden mit niederländischer Liberalität, Lebenslust und Schlitzohrigkeit. Gelegentlich sorgte er mit lockeren Bemerkungen für Verwirrung an den Finanzmärkten. Doch hinter dem meist lächelnden Gesicht steckte auch Durchsetzungswille. Immer wieder mahnte Duisenberg die nationalen Regierungen, ihre Staatshaushalte zu sanieren und die Schuldenberge abzubauen. Seine steile Karriere begann früh: Mit 38 Jahren wurde er Finanzminister, 1982 Präsident der niederländischen Zentralbank. In 15 Jahren in diesem Amt machte Duisenberg den Gulden so hart wie die D-Mark. Seit Juli 1997 arbeitete der promovierte Volkswirt an der Spitze des Europäischen Währungsinstituts, des Vorläufers der EZB. In den vergangenen Jahren war er vor allem als Berater tätig und saß in Aufsichtsräten, etwa bei der Fluglinie Air France/KLM und der niederländischen Rabobank.

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