Erfinderreichtum für den Weltmarkt

Trier · Köpfchen haben, Neues wagen und die Zukunftsaufgaben selbst angehen: Dies gehört untrennbar zum Trierer Schmiedeunternehmen GKN Driveline. Seit 50 Jahren produziert es im Trierer Hafen Schmiedeteile für die Fahrzeugindustrie - und nimmt weltweit damit eine Führungsrolle ein.

 Das Unternehmen vor 50 Jahren und heute: Damals wurde es als einer der ersten Betriebe im neuen Trierer Hafen als Rheinmetall Schmiede- und Presswerk Trier Gmbh gegründet, heute gehört es zum globalen Technologiekonzern GKN plc aus Großbritannien und hat ein großes Areal mit Produktions- und Schmiedehallen bebaut. Foto: GKN

Das Unternehmen vor 50 Jahren und heute: Damals wurde es als einer der ersten Betriebe im neuen Trierer Hafen als Rheinmetall Schmiede- und Presswerk Trier Gmbh gegründet, heute gehört es zum globalen Technologiekonzern GKN plc aus Großbritannien und hat ein großes Areal mit Produktions- und Schmiedehallen bebaut. Foto: GKN

Foto: (g_wirt )

Trier. Wenn am heutigen Freitag die Sektkorken bei GKN Driveline in Trier knallen, dann wird damit nicht einfach nur ein Jubiläum gefeiert. Das Trierer Vorzeige-Industrie-Unternehmen hat es nämlich geschafft, in der oftmals von Krisen gebeutelten Stahl- und Automobilbranche seine Existenz über fünf Jahrzehnte zu verteidigen. GKN ist darüber hinaus sogar zu einem der wichtigsten und bedeutendsten Standorte für das Umformen von Stahl überhaupt in der Welt geworden. Knapp ein Dutzend gibt es davon, und das Unternehmen an der Mosel gehört zu den technologisch modernsten. Dies liegt nicht zuletzt an den Mitarbeitern und ihrem Können, Herausforderungen am Markt, bei Kunden und Technik so anzunehmen, dass das Trierer Werk bislang immer am längeren Hebel saß. Und das hat Tradition.
Ende 1964 wurde das Werk der Gründer Rheinmetall Berlin und Uni-Cardan Lohmar als Gelenkschmiede mit neuen, modernen Maxipressen als "Rheinmetall Schmiede- und Presswerk GmbH" gegründet. Trier wurde aus 40 möglichen Standorten ausgesucht. Die Gründe: genügend Arbeitskräfte, gute Verkehrsanbindung und geografische Nähe zu Kunden und Lieferanten. Denn die boomende Automobilindustrie brauchte immer mehr Serienteile. Gestern wie heute wird hauptsächlich nach Deutschland, Frankreich und Italien geliefert, zusätzlich nach Polen, in die Slowakei, die USA und nach Asien.
Neue Rekordmarke beim Umsatz


"Wir haben mit 159 Millionen Euro Umsatz im vergangenen Jahr eine neue Rekordmarke gesetzt", sagt Werkleiter Matthias Henke stolz. Außerdem sei es gelungen, nicht nur die Arbeitsplätze zu sichern, sondern auch neue zu schaffen. 477 Mitarbeiter und 52 Azubis (siehe Extra) gibt es: ein Team, das den Standort zu einem Kompetenzzentrum für Präzisionsumformung gemacht hat.
Wie es dazu kam? Zwar gab es von Beginn an genügend Arbeitskräfte, aber ohne die nötige Qualifikation. Also baute man eine Lehrwerkstatt. 1967 waren dann Werk und Mannschaft so weit, mit der Produktion zu beginnen. Erste Einbrüche in der Konjunktur ließen jedoch Rheinmetall die Anteile an den Partner verkaufen. Unter dem Dach der Uni-Cardan-Tochter Walterscheid erneuerten die Trierer ihre Produktionsverfahren, stellten Hinterachswellen für Lastwagen und Achswellen für Traktoren her. Dank Kunden wie Mercedes, VW und MAN wurde man schnell Marktführer.
Weltweit führend wurde das Werk in den 1980er Jahren, als es nicht nur die Präzisionsumformung "aus dem Boden stampfte", wie Werkleiter Henke betont, sondern damit konzernweit zum Vorbild wurde. Denn schon 1971 wurde GKN Uni-Cardan-Mehrheitsaktionär, so dass damit auch das Trierer Werk bei den englischen Firmenbossen bekannt wurde. 1993 firmierte der Standort dann unter dem Namen GKN Walterscheid Presswerk.
Die Forschung und Entwicklung einer voll automatischen Schmiedeanlage wie etwa die für Gelenkzapfen, eine neue Organisation der Arbeit in der Produktion, die Verkettung verschiedenster Maschinen und die Herstellung der eigenen Werkzeuge: Die Trierer Ingenieure, Maschinenführer und Werksleiter hatten über die Jahre nicht nur gute Ideen, sondern waren der Branche auch immer ein kleines Stück voraus. "Immer etwas besser zu sein und die Erwartungen unserer Kunden zu übertreffen, dies findet sowohl im Konzern als auch bei der Konkurrenz Anerkennung", sagt der aktuelle Werkleiter. So hat die GKN-Gruppe schließlich in den vergangenen zehn Jahren 40 Millionen Euro in Anlagentechnik in Trier investiert. "Das ist ein Vertrauensbeweis und ein deutliches Zeichen zur Stärkung des Standorts", freut er sich und denkt sogar einen Schritt weiter.
Eine der größten Herausforderungen sei nicht nur die Gewinnung von Fachpersonal, sondern auch eine mögliche Erweiterung der Produktion. Angesichts der Qualitätswünsche der Kunden müsse man sich in Zukunft die Frage stellen, ob man nicht besser in weitere Antriebstechnik investiere, statt einzelne Teile hinzuzukaufen. Henke: "Der Bedarf ist da. Wir arbeiten teilweise jetzt schon an der Kapazitätsgrenze."Extra

Erfinderreichtum für den Weltmarkt
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 Im Schmiedeprozess werden von den glühenden Werkstücken bis zu fertigen Präzisionsformteilen Bauteile für die Automobilindustrie und Schwesterngesellschaften gefertigt. TV-Foto (Archiv): Privat

Im Schmiedeprozess werden von den glühenden Werkstücken bis zu fertigen Präzisionsformteilen Bauteile für die Automobilindustrie und Schwesterngesellschaften gefertigt. TV-Foto (Archiv): Privat

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GKN Driveline Trier beliefert nicht nur fast alle Automobilhersteller, sondern auch weltweit Schwestergesellschaften des englischen Mutterkonzerns und seine Partnerunternehmen. Zu den Hauptprodukten zählen Teile für den Antriebsstrang wie automatisch produzierte Gelenkzapfen oder warm geschmiedete Achswellen. Das Unternehmen beschäftigt 477 Mitarbeiter und 52 Auszubildende. Organisatorisch gehört das Trierer Werk zu GKN Driveline Europa mit weiteren Standorten in Kaiserslautern, Kiel, Mosel und Offenbach in Deutschland sowie Werken in Polen, Slowenien, Italien, Spanien und Schweden. sas

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