Erst gerettet, dann doch kaputt

TRIER. (red) Gekämpft, gehofft und doch verloren: Das Trierer Tiefbau-Unternehmen Kickert hat Insolvenz angemeldet. Das Schicksal von 155 Mitarbeitern ist ungewiss.

Vor Weihnachten wurde noch die frohe Botschaft verkündet: Die Firma Kickert wird saniert, die Insolvenz ist abgewendet. Sechs Wochen später dann die Hiobsbotschaft: „Wir mussten die Notbremse ziehen. Der Gang zum Insolvenzrichter ließ sich nicht mehr vermeiden“, erklärt der von der Kickert-Geschäftsführung eingesetzte Unternehmensberater Eberhard Heinze. Bis Mitte Januar habe es so ausgesehen, als könnte die ins Trudeln geratene Traditionsfirma (Kickert wurde 1951 gegründet) noch gerettet werden. Doch dann kam die Ernüchterung. Die Buchführung sei falsch gewesen. Die Forderungen seien viel höher gewesen, als bisher angenommen und lägen „deutlich im sechsstelligen Bereich“, sagt Heinze. „Davon habe ich bis vor ein paar Wochen noch nichts gewusst.“ Verantwortlich für die falsche Buchführung sei ein mittlerweile nicht mehr für das Unternehmen tätiger Geschäftsführer, behauptet Heinze. Eine Fortführung sei unter diesen Umständen nicht mehr möglich gewesen. „Wenn wir noch länger gewartet hätten, wäre es unverantwortlich gegenüber den Mitarbeitern gewesen.“ Über drei Monate mussten sie schon auf ihr Geld warten. Erst wenn Insolvenz angemeldet wird, haben sie Anspruch auf Ausfallgeld. Das Schicksal der 155 Mitarbeiter ist ungewiss.
Neben der laut Heinze falschen Buchführung kam noch hinzu, dass Kickert auf Gelder von den amerikanischen Streitkräften wartet, von denen die Firma häufig Aufträge bekam. Oft dauere es bis zu acht Monaten bis aus den USA das entsprechende Dokument unterzeichnet nach Deutschland zurückgeschickt werde. Erst dann könne etwa die Liegenschafts- und Baubetreuung des Landes das Geld anweisen. Die Auftragsbücher von Kickert seien bis zum Schluss gut gefüllt gewesen. Das Unternehmen war am millionenschweren Ausbau der Landebahn auf der US-Airbase Spangdahlem beteiligt. Auch beim Bau des Desginer-Outlet-Centers in Zweibrücken war die Trierer Firma dabei. Laut Heinze beteiligte sich das Unternehmen derzeit an Ausschreibungen mit einem Auftragswert von 13,5 Millionen Euro. „Wir hätten gute Chancen gehabt, den Zuschlag zu bekommen.“ Doch mit dem Insolvenzantrag sind diese kaputt. Denn Insolvenzanträge verbieten Firmen, sich an öffentlichen Ausschreibungen zu beteiligen.

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