Es muss nicht immer teuer sein

TRIER. Spitzenplätze erzielten die in Trier hergestellten und abgefüllten Niedrigpreis-Sekte "Faber" und "Feist" bei einem Test der Zeitschrift Öko-Test. Bekanntere und deutlich teurere Supermarkt-Sekte wie Fürst von Metternich oder Mumm beurteilten die Sensoriker dagegen nur mit "zufriedenstellend".

"Faber und Feist schmecken auch", verkündet die Zeitschrift Öko-Test auf dem Titelblatt der Dezember-Ausgabe das Ergebnis ihres Sekt-Tests. 29 Sekte - vom im Tank vergorenen Verschnitt bis zum traditionell in der Flasche gereiften deutschen Riesling-Sekt - hat das Blatt von sieben professionellen Sensorikern und unabhängigen Laboren überprüfen lassen. Allen Sekten gemeinsam ist, dass sie in Supermärkten, Discountern oder Bio-Läden erhältlich sind. Winzer-Sekte, die direkt vertrieben werden, wurden nicht getestet.Gleiche Punktzahl für Verschnitt und Riesling

Nur drei der Sekte erhielten im Gesamturteil ein "sehr gut". Darunter der französische Henri Delacote Cremant de Loire Brut (6,99 Euro), dessen Geschmack als einziger von den Sensorikern als "hervorragend" (4,5 von fünf möglichen Punkten) beurteilt wurde. Knapp dahinter liegen zwei der im Trierer Werk der Sektkellerei Wachenheim AG hergestellten und abgefüllten Sekte: "Faber Finesse Sekt Trocken" und der Jahrgangs- und rebsortenreine Sekt "Feist Riesling Extra Trocken". Sowohl der aus italienischen und französischen Grundweinen hergestellte Faber (rund 2,49 Euro) als auch der ausschließlich auf rheinland-pfälzischem Riesling basierende Feist (rund 3,49 Euro) erhielten von den Testern 4,0 Punkte und ein "sehr gut" bei der sensorischen Prüfung. Zwar schmeckte ein weiterer Sekt (Fritz Brut Sekt, 8,49 Euro) den Sensorikern "sehr gut", doch stellten die Labore fest, dass 65 Prozent seiner Kohlensäure nicht aus eigener Gärung stammte, sondern erst beim Abfüllen in den Sekt gelangte - was zu einem nur befriedigenden Gesamturteil führte. Fünf weitere Sekte (Friedrichshöhe Riesling, Henkell Trocken, Kupferberg Gold, MM Extra Trocken, Söhnlein Brillant Trocken) wurden insgesamt mit "gut" beurteilt, alle übrigen kamen über ein "befriedigend" nicht hinaus. "Das Ergebnis freut uns natürlich sehr", sagt der Trierer Nick Reh, Vorstandsvorsitzender der Wachenheim AG. Warum die am besten getesteten Sekte gleichzeitig zu den günstigsten gehören, liege daran, dass bei Faber und Feist auf teure Werbung verzichtet werde. "Wenn ich für die Bewerbung einer Sektmarke im Fernsehen etliche Millionen pro Jahr ausgebe, muss sich das in der Preiskalkulation niederschlagen", erklärt Reh. Außerdem könne man in Trier - das Werk steht in der Niederkircher Straße im Industriegebiet Trier-Euren - "sehr kostengünstig und leistungsfähig" produzieren. "Wir haben ein niedrigeres Lohnniveau als zum Beispiel in Wiesbaden, wo Mumm und Rotkäppchen abgefüllt werden", erklärt Reh den Trierer Standortvorteil. Dazu kämen modernste Produktions- und Abfüllanlagen. Allerdings habe man "mit Sicherheit auch ein bisschen Glück gehabt bei dem Test", gibt der Geschäftsmann zu. Denn Wein und Sekt seien Naturprodukte, bei denen "nicht jede Flasche gleich" sein könne. Zum Beispiel komme es darauf an, dass die Tester einen frischen Sekt probierten. Tatsächlich bemängelte etwa der Hersteller Fürst von Metternich, dass die von Öko-Test untersuchte Probe bereits vier Jahre alt sei. Vielleicht auch ein Grund für das schlechte Abschneiden des ebenfalls in Trier von Wachenheim hergestellten "Schloss Wachenheim Grün Cabinet Trocken" (3,59 Euro), dessen Geschmack die Sensoriker als "süßlich und im Abgang bitter" beurteilten. "Das Urteil enttäuscht uns natürlich", sagt Reh. "Aber das Ergebnis von Faber und Feist zeigt auf jeden Fall, dass ein guter Sekt nicht teuer sein muss."

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