Ethik im Einzelhandel

Der krampfhafte Versuch einer Amerikanisierung von deutscher Unternehmensphilosophie, in diesem Falle auch der hiesigen Einkaufskultur, ist deftig in die Hose gegangen. Wal-Mart hat mit seiner Ethik-Richtlinie den entsprechenden Offenbarungseid geleistet. Dahinter steckt aber mehr als nur eine wilde Spinnerei US-amerikanischer Bosse, die unter dem Begriff Ethik schlichtweg ein antiquiertes, Europa-untaugliches Moralverständnis verbergen. Hier handelt es sich auch um den Auswuchs einer gefährlichen Entwicklung im deutschen Einzelhandel. Der dramatische Preiskampf werden zunehmend auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen. Die Zeit dazu ist günstig: Der Wirtschaftsstandort Deutschland steckt in der Krise, ein besseres Generalargument für Unternehmer gibt es nicht. KarstadtQuelle hat die Entwicklung zu spüren bekommen, die Querelen um die Behandlung von Mitarbeitern bei Lidl vor einigen Monaten sprechen ebenso eine deutliche Sprache. Nun beweist auch Wal-Mart, dass der massive Verdrängungswettbewerb im Einzelhandel zu einer Irrationalität sondergleichen führen kann. Gewerkschaften und Politik müssen deshalb höllisch aufpassen. Die Wirtschaftskrise darf keine Freibrief ausstellen, schon gar nicht unter dem Deckmäntelchen einer falsch verstandenen Ethik. nachrichten@volksfreund.de

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