Exportschlager Riesling

MAINZ. (win) Vor allem dank einer Riesling-Renaissance legt der deutsche Weinexport ordentlich zu. Ausfuhren in die USA und die Niederlande verzeichnen zweistellige Zuwachsraten. Während das Weißweingeschäft floriert, ebbt der Rotweinboom ab.

Das Zugpferd Riesling ist einer der Hauptgründe für den weiteren Anstieg der deutschen Weinexporte nach massiven Einbrüchen in den 90er-Jahren. In den zwölf Monaten bis April 2006 stieg nach Angaben des Deutschen Weininstituts (DWI) der Wert im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11,3 Prozent auf knapp 496 Millionen Euro. Die ausgeführte Weinmenge steigerte sich um 4 Prozent auf 270 Millionen Liter. Wichtigster Absatzmarkt bleibt Großbritannien vor den USA, Niederlanden und Japan.USA der beste Exportmarkt

Zu dem mit Abstand erfolgreichsten Exportmarkt entwickelt sich laut DWI-Auslandsmarketingleiter Steffen Schindler die USA mit Zuwächsen von mehr als 20 Prozent. Zumindest im Verkaufswert können die Niederlande mithalten, nicht aber bei der Menge. Einbrüche von bis zu knapp 20 Prozent verzeichnet dagegen der Export nach Frankreich, während die Geschäfte mit Großbritannien zwar im Umfang, aufgrund der Nachfrage nach teureren Weinen nicht jedoch im Wert zurückgingen. Die Insel, die immer noch ein Drittel des Gesamtexports aufnimmt, bleibt (noch) der mit Abstand wichtigste Auslandsmarkt. Merklichen Aufwind verzeichnen auch neue Märkte wie Russland. Profitieren können die deutschen Winzer nach Schindlers Angaben vor allem durch einen enormen internationalen Renommee-Gewinn des deutschen Weins, allen voran des Rieslings. Zudem gibt es allgemein einen Trend zu fruchtigeren Weinen wie Riesling, Grau- oder Weißburgunder, die im kühleren deutschen Klima besonderes Aroma entwickeln. Auch macht der Marketing-Spezialist ein Ende des Rotweinbooms aus, was er nicht zuletzt auf die neue Wertschätzung für eine gesunde und leichte Küche zurückführt, die den Weißwein schätzt. Vom Riesling als Leitrebsorte profitiert auch die Winzergenossenschaft Moselland, deren Erzeugnisse nach Angaben von Vorstandsmitglied Martin Henrich zu 50 Prozent in den Export gehen. Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr stieg der Gesamtumsatz der zweitgrößten bundesweiten Winzergenossenschaft auf 56 Millionen Euro. Positive Effekte erwartet die Weinwirtschaft von der Fußballweltmeisterschaft. Die Werbung für Deutschland werde auch neue Aufmerksamkeit auf den deutschen Wein lenken, sind sich die DWI-Experten sicher. Sie wollen vor allem in der Werbung auf Weine gehobener Qualität abheben und Deutschland als das Land der Rieslingrebe vermarkten, in dem 60 Prozent aller Riesling-Reben stehen. Wurde früher oft der Fehler gemacht, Weinkunden erziehen zu wollen, setzt das DWI nun schlicht auf die Vermittlung von Wein als Erlebnis.

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