Regionale Wirtschaft Fachkräfte dringend gesucht

Trier · Der Tourismus in der Region ist auf einem guten Weg. Doch trotz hoher Auslastung und der Aussicht auf das Karl-Marx-Jahr drückt die heimische Branche der Schuh: Es fehlt Personal.

 Nachwuchskoch Lorenz Maash verkostet seine Soße. Die Tourismusbranche sucht deutschlandweit nach Fachkräften, ein Problem auch in der Region Trier.

Nachwuchskoch Lorenz Maash verkostet seine Soße. Die Tourismusbranche sucht deutschlandweit nach Fachkräften, ein Problem auch in der Region Trier.

Foto: dpa/Jens Büttner

Mit ihrer Saisonumfrage spürt die Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) die Stimmung in der heimischen Tourismusbranche auf. Die jüngste Umfrage zeigt: Mit dem abgelaufenen Jahr sind viele Tourismusbetriebe in der Region Trier zufrieden. Doch ein Problem hemmt noch bessere Zahlen: Es fehlen Fachkräfte. Immer mehr Betriebe reduzieren ihr Angebot oder müssen Anfragen ablehnen.

„Das Problem ist nicht neu“, sagt Andrea Weber, die Chefin vom Hotel Deutscher Hof in Trier. Das Traditionshaus versucht mit einer engagierten Nachwuchsarbeit, Fachkräfte zu gewinnen. „Wir sprechen mit besonderen Ausbildungsangeboten auch gezielt Abiturienten an“, sagt Weber. Zu der normalen dualen Ausbildung bietet das Hotel Zusatzqualifikationen an. „Inzwischen machen fast 50 Prozent unserer Auszubildenden davon Gebrauch“, so die Hotelmanagerin. Der Deutsche Hof beschäftigt rund 55 Mitarbeiter und 15 Azubis. Und die Mitarbeiter sind international. „Wir haben Mitarbeiter aus insgesamt 19 Ländern“, erklärt Weber, die sich ehrenamtlich als IHK-Vizepräsidentin einbringt.

Zum Teil werden sogar Deutschkurse für Mitarbeiter angeboten. Demnächst absolvieren zwei Interessenten aus Brasilien und Afrika ein Praktikum in Trier. Doch bei allen Bemühungen hat auch das Hotel Deutscher Hof Probleme, genügend Fachpersonal zu finden. „Wir werden deshalb zum ersten Mal in der dritten Generation in unserem Haus einen Ruhetag einführen“, sagt Andrea Weber. Man habe  sich für den Sonntag entschieden. „Es wird immer schwerer, höchste Qualität 24 Stunden an sieben Tagen vorzuhalten, und der Sonntag als Ruhetag bietet den Mitarbeitern auch aus sozialen Gründen ein Plus“, erklärt die Managerin.

Die IHK-Umfrage bestätigt die Stichprobe bei dem Trierer Hotel: „Der Fachkräftemangel gehört mit Abstand zu den größten Risikofaktoren in der Branche“, sagt IHK-Tourismusreferentin Anne Kathrin Morbach. 67,1 Prozent der Betriebe seien aktuell betroffen. Vor allem in der Gastronomie sei die Herausforderung besonders hoch, geeignetes Personal zu finden. „Fast 80 Prozent der gastronomischen Betriebe stufen den Fachkräftemangel als Problem für ihr Unternehmen ein“, sagt Morbach. Die Attraktivität der Branche habe insbesondere aufgrund der ungünstigen Arbeitszeiten und der schlechten Bezahlung in den letzten Jahren sehr stark abgenommen.

Jeder zweite Betrieb in der Region kann laut Umfrage offene Stellen längerfristig nicht besetzen, weil keine passenden Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. „Deshalb drohen jetzt deutliche Einschränkungen in den Angeboten“, sagt Morbach. „Bereits jetzt lehnen 45,3 Prozent der Betriebe zusätzliche Aufträge ab oder schränken ihr Angebot ein.“

Um die Unternehmen bei der Fachkräftesicherung zu unterstützen, sehen 57,1 Prozent der Betriebe eine Möglichkeit darin, die Region Trier für Arbeitnehmer attraktiver zu gestalten. „Hier kann der Tourismus einen wesentlichen Beitrag leisten, denn eine Attraktivitätssteigerung der Region kommt nicht nur den Gästen zugute sondern erweitert die Naherholung und die Freizeitgestaltung der Einheimischen und steigert somit auch deren Lebensqualität.“

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