Fernöstlich inspiriertes Arbeiten

Ständige Verbesserung ist das Grundprinzip von Kaizen, einem japanischen Management-Prinzip. Das Werk von Japan Tobacco International in Trier hat dies vor rund zehn Jahren in der Produktion eingeführt. Seitdem herrscht Ordnung zwischen Förderbändern und Tabak-Lager.

 Klar, sauber, übersichtlich: Diese Werkzeug-Schublade ist nach dem Kaizen-Prinzip eingeräumt. Foto: JTI

Klar, sauber, übersichtlich: Diese Werkzeug-Schublade ist nach dem Kaizen-Prinzip eingeräumt. Foto: JTI

Trier. Ein süßlich-holziger Duft strömt in die Nase: Es sind die braunen, trockenen Blätter auf dem großen Förderband in einer der großen Hallen des Tabakkonzerns Japan Tobacco International (JTI) in Trier, die den Duft abgeben. Tabak, der irgendwann in einer der fast 55 Milliarden Zigaretten landet, die im Trierer Werk pro Jahr produziert werden.

Besen hängt in seinem Umriss unter seinem Schild



Von den braunen Blätterstücken wandert der Blick schnell auf eine Ecke der Halle. Umrisse eines Besens sind zu erkennen, zwischen den Umrissen hängt ein Besen. Darüber ein Schild, das den Besen als Besen ausweist. Daneben dasselbe Verfahren mit einer Schaufel, ein paar Meter weiter steht eine Leiter zwischen Linien. "Alles, was wir hier brauchen, hat seinen Platz", sagt Heiko Hasse, Manager bei JTI.

Diese Ordnung ist Teil einer japanischen Lebens- und Arbeitsphilosophie, die 1999 am Trierer Standort in der Produktion eingeführt wurde. Kaizen heißt dieses Managementkonzept. "Kai" steht für Veränderung und "Zen" bedeutet zum Besseren. Kaizen ist damit ein ständiges Optimieren von Produkten und Arbeitsprozessen.

Dazu gehört, dass alles, was gemeinsam benutzt wird, an einem bestimmten Platz steht - für jeden verfügbar, für jeden sichtbar, von der Mülltonne bis zur Schraube in der Werkzeugschublade.

Der Ordnungsprozess des Kaizen besteht aus fünf Stufen, den 5-S-Bewegungen (siehe Extra) - vom Sortieren über das Systematisieren bis hin zur Einhaltung der Ordnung, der Selbstdisziplin.

"Die Ordnung ist nicht nur für die Mitarbeiter nützlich", sagt Produktionsdirektor Michael Schneider. Auch externe Handwerker, die bestimmte Arbeiten an den Maschinen ausführen müssen, finden so gleich das Maschinenteil, das sie bearbeiten müssen. Denn auch die sind mit entsprechenden Schildern versehen.

Am nächsten Abschnitt der Produktion: erneut Spuren von Kaizen. Sogar die Sicherheitsjacken haben hier ihren eigenen Platz, wie das Hinweisschild und die aufgereihten neongelben Leibchen zeigen.

Neben den großen Maschinen stehen Stellwände. Sie zeigen Diagramme, Grafiken, Vorher-Nachher-Fotos. Visuelles Management. "Es gibt hier keine großen Geheimnisse", sagt Schneider. "Es geht darum zu zeigen: Hier hat sich etwas verändert." Es seien vor allem die Mitarbeiter, die diese Veränderung vorantreiben und dokumentieren, sagt er.

Zunächst sei die Umsetzung von Kaizen mehr ein Auf und Ab gewesen, sagt sein Kollege Hasse. "Seit wir die Mitarbeiter einbezogen haben in die Philosophie, wurde sie zum Selbstläufer."

Seit einigen Jahren ist der Trierer Standort des Japan-Tobacco-International-Konzerns mit Hauptsitz in Genf nach eigenen Angaben eines der besten Kaizen-Unternehmen. 2004 wurde die Fabrik zum ersten Mal vom Kaizen-Institut als Vorbild-Fabrik ausgezeichnet.

Auch im Unternehmen geht die kontinuierliche Verbesserung weiter. "Labor und Einkauf sind gerade in der Auditierungsphase", sagt Schneider - in Zukunft werden also auch in Büros des Konzerns die fünf S die stetige Verbesserung vorantreiben. EXTRA Die fünf S-Bewegungen: Seiri: Sortieren (Ordnung schaffen: Trenne das Notwendige vom nicht Notwendigen, und entferne alles nicht Notwendige) Seiton: Systematisieren (Jeden Gegenstand an dem richtigen Platz aufbewahren/Ordnungsliebe) Seiso: Säubern (den Arbeitsplatz sauber halten) Seiketsu: Standardisieren (von Arbeitsplätzen und Arbeitsweisen/persönlicher Ordnungssinn) Shitsuke: Selbstdisziplin (Erhaltung der Ordnung, Sauberkeit und Einhaltung der Standards)

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